Angst vor US-Sanktionen Chinesische Tech-Firmen wollen keine Geschäfte mit Putin machen

Von Dirk Jacquemien

18.5.2022

Sie geben sich als gute Freunde, aber chinesische Hightech kriegt Putin von Xi trotzdem nicht.
Sie geben sich als gute Freunde, aber chinesische Hightech kriegt Putin von Xi trotzdem nicht.
Keystone

Obwohl sich China nicht an den westlichen Sanktionen gegen Russland beteiligt, hat sich der Export von Hightech ins Nachbarland dramatisch reduziert.

Von Dirk Jacquemien

18.5.2022

Im Zuge des russischen Einmarschs in der Ukraine haben westliche Staaten Russland mit harten Sanktionen überzogen. Eines der Hauptziele ist dabei, das Putin-Regime von moderner Technik abzuschneiden.

Doch das wohl wichtigste Produktionsland für Technik-Produkte ist China. Dessen Führung hat es explizit abgelehnt, sich den Sanktionen anzuschliessen, die Staatspropaganda gibt dem Westen die Schuld für den Krieg. Offiziell sollen die Wirtschaftsbeziehungen so weiter laufen wie bisher oder sogar noch vertieft werden, heisst es in Peking.

Dramatischer Rückgang bei Smartphones

In der Realität sieht das allerdings ganz anders aus, wie die «Washington Post» berichtet. Denn der Handel mit Technik-Produkten zwischen den beiden Ländern ist dramatisch eingebrochen. Exporte aus China nach Russland von Laptops sind im Vergleich vom Februar zum März um 40 Prozent zurückgegangen, bei Smartphones waren es Zweidrittel und bei  Ausrüstung für Netzwerke sogar 98 Prozent.

Der Drohnen-Hersteller DJI ist dabei das einzige grössere chinesische Unternehmen, das sich öffentlich dazu bekannt hat, die Geschäfte in Russland eingestellt zu haben. Die anderen scheuen sich, irgendwelche Aussagen zum Export nach Russland zu treffen, weil sie damit der von Staat vorgegebenen Linie widersprechen würden.

Einsatz von US-Technologie verboten

Aber offenkundig haben sich zahlreiche chinesische Unternehmen dazu entschieden, ihre Aktivitäten in Russland still aber dramatisch einzuschränken. Ursächlich dafür sind US-Sanktionen. Diese verbieten etwa den Einsatz von US-Technologie bei der Produktion von Chips, wenn diese für den Export nach Russland bestimmt sind.

US-Technologie kommt auch in chinesischen Fabriken zum Einsatz, ein Ignorieren der Sanktionen könnte dafür sorgen, dass die chinesischen Firmen vom im Vergleich zu Russland ungleich wichtigeren US-Markt abgeschnitten würden. Dieses Risiko will kaum ein chinesisches Unternehmen eingehen, ohne dies offen sagen zu können.

Negativ-Beispiel Huawei

Dabei haben die Firmen zweifellos die Erfahrung von Huawei in Erinnerung. Der Tech-Gigant geriet 2019 ins Visier der Trump-Regierung, die das Unternehmen vom Zugang zu wichtiger US-Technologie ausschloss. Huawei verlor seinen weltweiten Spitzenplatz bei Smartphoneverkäufen, musste Teile des Geschäfts abstossen und der Umsatz brach zusammen.

Der De-Facto-Boykott durch die chinesische Tech-Industrie dürfte die russische Wirtschaft und möglicherweise auch das Militär hart treffen, da es kaum Alternativen hat. Russland besitzt quasi keine eigene Hightech-Industrie, bei der Chip-Fertigung hinkt das Land Jahrzehnte hinter dem weltweiten Standard hinterher.