Rechtsstreit verlagert Kommt «Fortnite» vielleicht doch noch aufs Handy zurück?

Von Martin Abgottspon

18.1.2021

Der Rechtsstreit zwischen Epic Games und Apple geht in die nächste Runde.
Der Rechtsstreit zwischen Epic Games und Apple geht in die nächste Runde.
Epic Games

Im Knatsch zwischen Epic Games und Apple ist es etwas ruhiger geworden. Jetzt wird die Beschwerde gegen die Mobile-Store-Giganten nach Europa verfrachtet, wo andere Gesetze gelten.

Schon seit Monaten können Handynutzer «Fortnite» nicht mehr auf ihrem iPhone oder Samsung Galaxy spielen. Grund dafür ist ein Rechtsstreit zwischen Epic Games und den App-Store-Giganten Apple und Google. In diesem fordert der Spielekonzern angepasste Store-Bedingungen, weil diese in ihren Augen wettbewerbswidrig und unrechtmässig bereichernd wirken.



Im vergangenen August hatte Epic Games heimlich seine eigene Bezahlschnittstelle in «Fortnite» integriert, über die sich die In-Game-Währung V-Bucks zu einem niedrigeren Preis beziehen liess als über Apples und Googles ebenfalls eingebaute Bezahlschnittstelle, bei deren Nutzung jeweils eine 30-Prozent-Provision an den Betriebssystemhersteller zu entrichten ist. Sowohl Apple als auch Google warfen «Fortnite» daraufhin aus ihren App-Läden, es folgten Epics Wettbewerbsbeschwerden und eine Gegenklage von Apple wegen Vertragsbruch.

Viel hat sich in der Rechtsangelegenheit bisher allerdings nicht getan. Man schleppt sich durch verschiedene Anhörungen und Prozesse, während die Spielerzahlen von «Fortnite» deutlich zurückgingen.

Verstoss gegen EU-Recht

Dass Epic Games in dieser Angelegenheit im Kampf gegen zwei Goliaths als Sieger hervorgehen wird, scheint ziemlich unrealistisch. Trotzdem hat das Spielestudio noch nicht aufgegeben und wittert eine rechtliche Chance jetzt auf europäischem Boden.

Da die wettbewerbswidrigen Store-Bedingungen in ihren Augen eindeutig gegen das EU-Recht verstossen, hat Epic Games nun eine Wettbewerbsbeschwerde beim britischen Competition Appeal Tribunal eingereicht.



Mit dieser Beschwerde will Epic Games nun eine Rückkehr von «Fortnite» auf die Smartphone-Plattformen in Grossbritannien erzwingen, und zwar mit der eigenen Bezahlschnittstelle. Apple dürfe ausserdem einen Download des Epic Games Store auf Apple-Geräten nicht länger unterbinden, heisst es in der Beschwerde. Google solle es untersagt werden, eine Vorinstallation seines Play Stores auf Android-Geräten zu erfordern oder diesem eine bevorzugte Behandlung durch Dritthersteller zu verschaffen.

Alles für einen Präzedenzfall

Ob und wie schnell «Fortnite» deshalb auf die Handys zurückkehren wird, ist ungewiss. Selbst wenn sich Epic Games durchsetzen kann, werden die Bestimmungen wohl nur für Grossbritannien gelten. Man hätte dann allerdings einen wichtigen Präzedenzfall gewonnen, der auch für weitere Rechtsfälle in anderen Ländern massgebend sein könnte.

Videokommentar: «Fortnite» vs. Apple und Google – Das müssen sie jetzt wissen

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Der Computerspiele-Entwickler Epic Games legt sich mit den Internet-Riesen an. Für Apple und Google könnte das jetzt richtig ungemütlich werden, denn die Kartellvorwürfe gegen das Monopol werden dadurch nur bestärkt. Martin Abgottspon kommentiert.

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