Erfolgsformel Was braucht ein absolutes Top-Spiel im Jahr 2021?

Von Martin Abgottspon

12.1.2021

«Fall Guys» und «Among Us» haben im letzten Jahr Millionen von Spielern begeistert.
«Fall Guys» und «Among Us» haben im letzten Jahr Millionen von Spielern begeistert.
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Spiel des Jahres 2020 wurde zwar «The Last of Us Part 2». Die erfolgreichsten Titel waren aber weitaus trivialere Spiele. Ein Trend, der sich fortsetzen wird.

Das Pandemie-Jahr 2020 hat auch die Gaming-Welt auf den Kopf gestellt. In diesem Fall eher positiv, weil viel mehr Menschen durch die covidbedingten Auflagen das Spielen für sich entdeckt haben. Die gesamte Industrie verzeichnete Rekorde. Hardware wie Konsolen oder Grafikkarten sind aufgrund des enormen Booms Mangelware.  

Auch die Spielestudios freuen sich über reissende Absätze und haben zudem das Glück, dass sie nicht mehr auf physische Produkte angewiesen sind. Doch trotz der Fülle an hochwertigen Blockbustern wie «The Last of Us Part 2», «Ghost of Tsushima» oder «Cyberpunk 2077» waren es weitaus simplere Spiele, welche zu den grössten Gewinnern zählten.

Klein, putzig, teuflisch

Bereits während des ersten Lockdowns im Frühling setzte «Fall Guys» zu seinem Siegeszug an. Selbst gestandene Shooter-Profis konnten sich dem Charme der tapsigen Kreaturen nicht entziehen und versuchten, im Mini-Spiel-Parcours die restlichen 59 Mitstreiter auszustechen.



Der ultimative Überflieger wurde im Spätsommer dann aber «Among Us». Das Indie-Spiel, das gerade mal von drei Leuten entwickelt wurde, ist inzwischen das meistgespielte Spiel überhaupt. Mehr als 500 Millionen monatliche Spieler verzeichnet der Indie-Titel, der von seinem Spielprinzip her dem traditionellen «Werwölfle» ähnelt.

Die drei entscheidenden Erfolgskriterien

Doch was macht «Among Us» richtig und warum wurde das Spiel erst jetzt zum Mega-Erfolg, obwohl es eigentlich schon seit 2018 auf dem Markt ist? Zum einen vereint das Spiel die Menschen. Gruppen von bis zu zehn Personen finden zusammen und haben eine witzige Zeit, während sie sich um Kopf und Kragen lügen und Hobby-Detektive gefragter denn je sind. Erfolgskriterium Nummer 1 also: Online-Multiplayer-Funktion.

Erfolgskriterium Nummer 2 ist die Zugänglichkeit. «Among Us» ist auf mobilen Geräten kostenlos erhältlich, für den PC bezahlt man gerade mal fünf Franken. Durch diese Preispolitik wird keine Barriere geschaffen und jeder kann es mal ausprobieren.



Das dritte und womöglich entscheidendste Erfolgskriterium ist dann noch gutes Marketing. Und hier ist nicht die Rede von Millionenbudgets, welche in Werbung gesteckt werden, sondern von klassischer Mund-zu-Mund-Propaganda und Streaming-Diensten als Vertriebsplattform.

So war Twitch letztlich massgeblich daran beteiligt, dass «Among Us» zum erfolgreichsten Spiel aller Zeiten aufgestiegen ist. Die grössten Streamer der Plattform sprangen auf den Hype-Train auf und unterhielten ihre Communities mit hinterlistigen Attentaten auf Crew-Mitglieder, während sie anderen Streamern den «Schwarzen Peter» in die Schuhe schoben. Das hat Unterhaltungspotenzial, sodass sogar ranghohe Politiker wie Alexandria Ocasio-Cortez zu Streamern wurden und «Among Us» allerspätestens dann auch noch die verwinkeltsten Ecken des Mainstreams fand.

Die natürliche Auslese

Welches Game jetzt 2021 zum nächsten Superstar wird, ist schwer zu erahnen. Ziemlich sicher wird es aber keines der angekündigten AAA-Spiele sein, weil diese meist weder für Handys verfügbar sind noch kostenlos sind.



Auch Klone von aktuell erfolgreichen Spielen haben es schwer, weil sie extrem vieles besser machen müssten, um das Original und die bestehenden Communities aufzubrechen.

So steht der Top-Titel 2021 noch in den Sternen, doch wenn die Zeit reif ist, werden Streaming-Plattformen das Spiel auf ganz natürliche Weise an die Spitze spülen. Einfacher hat es, wer auf die anderen beiden Erfolgskriterien setzt.

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