Strom über Mikrowellen Forscher tanken Sonnenenergie direkt im All

Von Dirk Jacquemien

8.1.2023

Mikrowellen sollen Sonnenenergie aus dem All zur Erde befördern.
Mikrowellen sollen Sonnenenergie aus dem All zur Erde befördern.
Caltech

Im Weltraum gesammelte Solarenergie soll in Mikrowellen zur Erde geschickt werden: Was wie Science-Fiction klingt, wird jetzt in der Praxis getestet.

Von Dirk Jacquemien

8.1.2023

Die Kraft der Sonne ist wichtiger Bestandteil der Energiewende. Doch natürlich hat die Technik auch einige Nachteile. So ist die Stromproduktion hochvariabel und vor allem vom Wetter abhängig. Wolken vermindern die Energieproduktion und dann gibt es da auch noch die störende Nacht, in der gar kein Strom erzeugt werden kann.

Das California Institute of Technology (Caltech) hat nun eine Methode entwickelt, die diese Probleme lösen könnte. Denn hier sollen in der Umlaufbahn platzierte Solarzellen Strom erzeugen und dann per Mikrowellen drahtlos zur Erde schicken. Ein erster Test beginnt bald mittels eines Raumschiffs, das am 3. Januar mit einer SpaceX-Rakete in den Orbit geschickt wurde.

Dreiteiliges Experiment

Der Prototyp nennt sich Space Solar Power Demonstrator und besteht aus drei Modulen. Da gibt es zum einen das Deployable on-Orbit ultraLight Composite Experiment (DOLCE). Dieses soll demonstrieren, dass es möglich ist, im All riesige Solarpanel auszufalten. Denn im kommerziellen Einsatz der Technik sind kilometerlange Solarmodule vorgesehen.

Das Experiment ALBA wiederrum besteht aus 32 Solarzellen verschiedener Bauart um herauszufinden, welche davon am besten zur Stromproduktion im All geeignet ist. Aber wohl am kompliziertesten ist Microwave Array for Power-transfer Low-orbit Experiment (MAPLE), das beweisen soll, dass es möglich ist, Stromenergie im All über Mikrowellen zu übertragen.

Ergebnisse in sechs Monaten

Denn natürlich ist es nicht praktikabel, Stromkabel vom Erdorbit auf den Boden zu verlegen. Also soll MAPLE zeigen, dass die Übertragung auch kabellos geht. Sowohl Sender als auch Empfänger befinden sich dabei auf dem Raumschiff selbst, so dass zunächst nur sehr kurze Distanzen überwunden werden müssen. Der Transfer zur Erde wird in diesem ersten Schritt nicht getestet.

Die Wissenschaftler*innen glauben, in knapp sechs Monaten erste Ergebnisse präsentieren zu können. Das ganze Konzept ist hochexperimentell. Finanziert wird es hauptsächlich durch Multimilliardär Donald Bren, der dafür vor zehn Jahren 100 Millionen Dollar an Caltech spendete.