Skandinavischer Stil Der kalte Norden ist das Hollywood von Europa

Von Fabian Tschamper

23.1.2021

«Diese Serie lässt nichts aus, egal wie brutal»

«Diese Serie lässt nichts aus, egal wie brutal»

Die schwedische Serie «Box 21» erzählt eine Geschichte über Armutsprostitution und den Weg raus – und zurück nach Hause. Was die neue Serie ausmacht, das erzählen Serap und Anthony. Nichts für schwache Nerven!

23.01.2021

In der Serie «Box 21» verschmelzen die Qualitäten des skandinavischen Filmemachens – wenn auch teils klischiert. Doch was macht die Produktionen des hohen Nordens allgemein so anziehend und einzigartig?

Die Filmzunft – und freilich Schauspieler – der nördlichsten Länder Europas geniessen seit längerer Zeit einen guten Ruf. Ihre Kunst ist einzigartig und lässt sich unschwer als «skandinavisch» erkennen. Die Königsdisziplin sind Krimis. Auch ihre Komödien haben den nordischen Touch. Doch greifen wir nicht zu sehr vor.

Die Drama-Serie «Box 21» handelt einerseits von einer Rumänin namens Lidia, welche nach Schweden gelockt und dort in die Prostitution gezwungen wird. Andererseits erleben wir die Leidensgeschichte von Polizist Ewert Grens, der einen Kriminellen verfolgt. Die beiden Handlungsstränge werden schon bald ineinander verwoben.

Zu emotional oder zu distanziert?

Die schwedische Serie beweist einmal mehr, warum das nordische Filmemachen so speziell ist. Die Schauspieler zeigen nicht zu viele, aber gerade genug Emotionen. Die Produzenten scheuen sich nicht vor brutalen Szenen – und zeigen diese in verstörender Manier. Es ist düster, die Musik unscheinbar. Alle, die schon einen skandinavischen Krimi gesehen haben, wissen, wovon ich hier rede.

Wo das «echte» Hollywood gern übertreibt, bei den Emotionen – ob positiv oder negativ –, bleibt das europäische Hollywood kühl, distanziert. Und zugegeben: Das dürfte nicht jederfraus oder jedermanns Fall sein, doch es ist ein etablierter Stil. Gewohnt sind wir uns (leider) eher den amerikanischen Stil. Die Filme sind da immer sehr nahe am überspitzten Schauspiel, dem sogenannten Overacting.

Skandinavischer Humor bedient sich bei den Briten

Der Stil des Nordens lässt sich zweifelsohne perfekt auf Dramen, Krimis und Ähnliches anwenden, darum sind jene auch so erfolgreich. Skandinavische Komödien gibt es weniger, jedenfalls solche, die es bis zu uns schaffen. Warum? Aus demselben Grund, wieso wir hier nur wenige britische Komödien sehen: Schwarzer Humor ist auch nach Jahrzehnten noch ein Nischending. Und wie immer ist der Einfluss der Amerikaner mit ihren Blödelfilmen zu überwältigend. Was nicht heisst, dass jener Humor immer schlecht ist. Die Amis schwören auf Slapstick und Parodien, die Skandinavier und Briten sind trocken, absurd, es herrscht eine grausame Direktheit in ihren Komödien.

Ob ernst oder ulkig, das skandinavische Filmschaffen hat sich schon längst in der Welt festgesetzt. Unzählige Schauspieltalente sind auch deswegen im Hollywood-Olymp in Los Angeles angekommen. Denke man nur an die Skarsgård-Familie, Viggo Mortensen («Herr der Ringe»), Mads Mikkelsen («James Bond – Casino Royale»), Dolph Lundgren oder unheimlich viele Cast-Mitglieder von «Game of Thrones».

Bei den Frauen gibt es weniger, doch auch hier sind einige grosse Kaliber dabei: Alicia Vikander war schon immer hie und da in Hollywood-Filmen vertreten, richtig von sich reden machte die Schwedin allerdings bei der Neuverfilmung von «Tomb Raider» (2018). Erwähnenswert ist auch Noomi Rapace, die bei der Millenium-Trilogie («Verblendung», «Verdammnis», «Vergebung») dabei war.

Eine Pionierin, die es in Hollywood schon früh geschafft hatte, darf hier natürlich auch nicht vergessen werden: Die unsterbliche Filmlegende Ingrid Bergman, die Humphrey Bogart in «Casablanca» so unwiderstehlich in die Augen schaute.

Die schwedische Serie «Box 21» ist ab 25. Januar auf blue Max abrufbar.

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