«Bridgerton»: Regé-Jean Page Unterkühlter Heissmacher

Von Marlène von Arx, Los Angeles

15.1.2021

Geheime Gelübde und bebende Busen in Korsetts: Mit «Bridgerton» hat Netflix einen neuen Monster-Hit gelandet. Dessen Protagonist Regé-Jean Page wird derzeit gar als 007-Nachfolger heiss gehandelt. In unserem Zoom-Chat ist dann aber Ende Feuer, denn der Brite gibt sich überraschend frostig.

«Bridgerton», der sexy Mix aus «Downton Abbey» und «Gossip Girl», streamt mit der Ausnahme von Japan in allen 190 Netflix-Ländern in den Top Ten. In 76 Staaten rangiert das ethnisch vielfältige Kostümdrama gar auf Platz 1. Eine besonders knackige Figur in der Serie aus dem Hause Shonda Rhimes («Grey’s Anatomy») macht Regé-Jean Page, der den schwer einzufangenden Junggesellen Simon Bassett, seines Zeichens Duke of Hastings, spielt.

Die begehrteste Debutante der Saison Daphne Bridgerton (Phoebe Dynevor) hat natürlich ein Auge auf ihn geworfen und die beiden sind auch gemacht füreinander. Wenn da nicht dieses geheime Gelübde wäre….. und die sture Moral des frühen 19. Jahrhunderts möchte auch noch ein folgenschweres Wörtchen mitreden……Wie das Leben halt so spielt in Seifenopern.

Gespannt erwarte ich also das Zoom-Interview mit Regé-Jean Page. Aber so richtig warm wird’s nicht. Der 30-jährige Brite sitzt zugeknöpft im beigen Rollenkragen-Wollpullover in seinem Apartment in Los Angeles. Ein Eisbrecher ist gefragt. Im Hintergrund ist eine elektrische Gitarre zu erkennen. Ist er ein heimlicher Rocker? «Ich zupfe ein bisschen auf der Gitarre. Mit meinem Bruder bastle ich dann etwas zusammen. Wir spielen quasi musikalisches Lego.» Mehr hat er zum Thema Musik nicht zu sagen. Und auch sonst nicht viel.

Offenbar ist der Schauspieler darauf bedacht, eine grosse Distanz zwischen Regé-Jean und dem Duke of Hastings zu legen: Seine intimen Beziehungen habe er mit Büchern, er habe es auch sonst gerne ruhig. Was er romantisch findet: «Alles. Das Leben ist eine Liebesgeschichte. Auf die Perspektive kommt es an.»

Aha… okay…. Mal sehen, ob seine Biografie etwas Klares zutage fördert: Was hielten seine Eltern von seiner Idee, Schauspieler zu werden? «Meine Eltern sind nicht an diesem Interview und ich will nicht für sie sprechen.» Immerhin offenbart er schliesslich, dass die Familie einfach hoffte, dass er mit seiner Berufswahl seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Was die Eltern denn selber beruflich machen? «Nächste Frage.»

Eine Vorahnung

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich schon am Tag zuvor ein ungutes Gefühl: Sein «Team» liess mitteilen, wie man den Namen Regé-Jean ausspricht (wie Reggae und Wyclef Jean) und dass er nicht in Simbabwe geboren sei, wie fälschlicherweise in der Presse gemeldet, sondern in London. Und dass er aber als kleiner Junge bis in die frühen Teenager-Jahre da aufgewachsen und dann wieder nach London zurückgekehrt sei. Ein Dementi schon vor dem Interview? Das erlebt man auch nicht alle Tage.

Mal sehen, wie Regé-Jean Page auf die Gerüchte reagiert, dass er als nächster Bond gehandelt wird. Totale Blockade: Solche Schlagzeilen lese er nicht und bei einem «Bridgerton»-Interview wolle er nicht über Bond sprechen. Okay, wir probieren es später nochmals. Dann ringt er sich immerhin dazu durch: «Bei jedem Briten mit etwas Erfolg fällt irgendwann das B-Wort. Ich bin geschmeichelt, in dieser Kategorie zu sein – nicht mehr, nicht weniger.»

Was er sonst noch preisgibt: Seine Mutter ist aus Simbabwe und er fühlt sich privilegiert, einen Teil seiner Kindheit dort verbracht zu haben. Heute pendelt er zwischen London und Los Angeles hin und her. Den «Bridgerton»-Body hat er sich ab 5:00 Uhr morgens «mit dem ganzen ‹Rocky›-Programm und einem schrecklichen Mann, der mich anschrie» antrainiert. Für die erotischen Szenen standen ihm und Phoebe Dynevor Intimitätskoordinatoren zur Seite. Das sind in der Regel ehemalige Stunt-Choreograf*innen, die nun das Ringen im Bett choreografieren, damit alles schön drehbuchkonform und unspontan bleibt. Page findet das praktisch: «So hat man einen Plan auszuführen wie bei anderen Szenen auch, und man muss sich weniger um die andere Person sorgen.»

«Es gibt klare Grenzen»

Im Weiteren beschreibt er sich wie ein Rennpferd, das bei der Arbeit die Scheuklappen aufsetzt und macht, was man von ihm verlangt. «Aber sonst will ich mich nicht exponieren, da gibt es klare Grenzen.»

Schwer zu sagen, ob der Shootingstar eher verunsichert oder arrogant ist. Geben wir ihm mal noch eine weitere Chance – und einen Medien-Coach. Ryan Gosling und Jake Gyllenhaal sind auch nicht als Meister im Umgang mit ihrem Frauenschwarm-Image vom Himmel gefallen.

Denn nur weil einer sich im Fernsehen splitternackt in den Lacken wälzt, heisst das noch lange nicht, dass er sich auch entblössen will.

«Bridgerton» ist auf Netflix zu sehen.

Bridgerton – «Er ist so ein schöner Mann, ihn würde ich überall erkennen»

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