Bötschi fragt Christa Rigozzi: «Ich konnte nicht mehr einkaufen gehen»

Von Bruno Bötschi, Florenz

28.11.2019

Christa Rigozzi über ihre Vorbilder: «Ich liebe die Frauen und finde es wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Natürlich gibt es auch Männer, die einen guten Job machen, die mir Vorbild sind. Aber meine wichtigsten Vorbilder sind bis heute meine 91-jährige Grossmutter und meine Mutter.»
Christa Rigozzi über ihre Vorbilder: «Ich liebe die Frauen und finde es wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Natürlich gibt es auch Männer, die einen guten Job machen, die mir Vorbild sind. Aber meine wichtigsten Vorbilder sind bis heute meine 91-jährige Grossmutter und meine Mutter.»
Foto: Livia Bass

Sie ist eine der bekanntesten Frauen der Schweiz. Christa Rigozzi verrät eine Teenagersünde, sagt, wer ihre Vorbilder sind und spricht über ihre politischen Ambitionen.

Davon träumt wahrscheinlich so mancher Schweizer Mann: zwei Tage Florenz mit Christa Rigozzi. Zwei Tage mit der Frau, der das halbe Land zu Füssen liegt. 

Der Grund für diese Reise ist jedoch leider kein privater: Rigozzi ist Botschafterin der Pizzeria Ristorante Molino – und deshalb hat sie während ihres Italien-Ausflugs einige Journalistinnen und Journalisten im Schlepptau. Und sie hat einiges zu tun in Florenz: Wein degustieren, Oliven pflücken, Fotos machen, Red und Antwort stehen.

45 Minuten Gesprächszeit sind dem Journalisten bestätigt. Und dann sitzt sie da, La Rigozzi. Sie lächelt ihr schönstes Lächeln. Ach, das ist doch einfach ihre Masche, denkt der Journalist. 

Frau Rigozzi, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in den nächsten 45 Minuten möglichst viele Fragen – und Sie antworten möglichst schnell und spontan. Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie einfach «weiter».

Sehr gut, bin bereit.

Wann stehen Sie auf?

Unter der Woche stehe ich immer um 6 Uhr auf. Ich brauche zuerst einen Kaffee, um richtig wach zu werden – danach bin ich parat für den Tag und die Familie. Ich brauche am Morgen einige Momente für mich allein, sonst werde ich aggressiv (lacht).

Handy auf dem WC – ja oder nein?

Nein – ich bin schnell, die Zeit würde dafür nicht reichen.

Wann sind Sie offline?

Während der Nacht.

Wann haben Sie das letzte Mal bedauert, Ihr Handy nicht ausgeschaltet zu haben?

Noch nie.

Das letzte Jahr sei schwierig gewesen, sagten Sie kürzlich in einem Interview mit Claudia Lässer bei Teleclub. Wie ist 2019 bisher gelaufen?

Super – und dafür bin ich sehr dankbar. Meinen Freunden, denen es letztes Jahr gesundheitlich nicht gut ging, sind zum Glück wieder okay, und beruflich durfte ich viele tolle Projekte in Angriff nehmen.

Im vergangenen Sommer mieteten Sie einen Monat lang auf Ibiza ein Haus: Wie war es?

Wunderschön.

Haben Sie zum ersten Mal so lange Ferien gemacht mit Ihren dreijährigen Zwillingen?

Nein, ich mache im Sommer immer mindestens vier Wochen Pause. In diesem Jahr waren es sogar acht Wochen. Einen Monat lang war ich daheim mit den Zwillingen im Tessin, den zweiten Monat verbrachte unsere Familie auf Ibiza.

Waren Sie auch einmal Tanzen in einem der vielen Clubs auf Ibiza?

Nein – ich war bisher fünfmal auf Ibiza, aber noch nie in einem Club. Ich mag die Insel wegen der wunderschönen Buchten und den tollen Stränden.

Christa Rigozzi über ihre Morgenrituale: «Unter der Woche stehe ich immer um 6 Uhr auf. Ich brauche zuerst einen Kaffee, um richtig wach zu werden – danach bin ich parat für den Tag und die Familie. Ich brauche am Morgen einige Momente für mich allein, sonst werde ich aggressiv.»
Christa Rigozzi über ihre Morgenrituale: «Unter der Woche stehe ich immer um 6 Uhr auf. Ich brauche zuerst einen Kaffee, um richtig wach zu werden – danach bin ich parat für den Tag und die Familie. Ich brauche am Morgen einige Momente für mich allein, sonst werde ich aggressiv.»
Bild: Livia Bass

Ihr Kosename für Ihren Mann Giovanni?

Gio.

Wie nennt Ihr Mann Sie?

Chri – aber meistens nennen wir uns gegenseitig Amore.

Wie nennen Sie Ihren Mann, wenn Sie sauer sind auf Ihn?

Gio – aber ich sage den Namen dann lauter – und die Betonung ist schärfer.

Sind Sie ein mutiger Mensch?

Sehr.

Über heisse Kohle gehen – ja oder nein?

Nein – was ich hingegen liebe, ist eine Hot-Stone-Massage (lacht).

Bungee springen – ja oder nein?

Lieber nicht, aber ich habe schon einen Fallschirm-Tandemsprung aus 4'000 Meter Höhe erlebt. Und ich bin schon mit einem Motorrad über die Rennstrecke in Imola gerast.

Wie schnell waren Sie mit dem Töff unterwegs?

150, 160 Stundenkilometer.



Welche Teenagersünde wollen Sie hier und jetzt exklusiv auf ‹Bluewin› beichten?

Einmal erzählte ich meinen Eltern, dass ich bei meiner besten Freundin schlafen würde. Und meine Freundin erzählte, dass sie bei mir schlafen würde. Gestimmt hat beides nicht.

Was taten Sie stattdessen?

Wir gingen in den Ausgang und tanzten bis in die frühen Morgenstunden in der Disco. Das fanden wir sehr lustig. Allerdings nur so lange, bis der Club um 5 Uhr schloss und wir auf der Strasse standen.

Wie haben Sie die Nacht zu Ende gebracht?

Wir fuhren zur Autobahnraststätte, tranken einen Kafi und assen ein Gipfeli. Später sassen wir draussen auf einer Bank und redeten und redeten, bis wir um halb neun Uhr beschlossen, endlich nach Hause zu gehen. Als ich daheim die Türe aufmachte, schaute mich meine Mutter erstaunt an: ‹Was, du bist schon daheim?›

Was antworteten Sie?

Ach, weisst du Mami, ich bin so früh aufgewacht – und du weisst ja, wir haben so viele Schulaufgaben.

Längst hat der Journalist bemerkt: Er hat sich geirrt. Frau Rigozzi ist alles andere als aufgesetzt. Und auch nicht oberflächlich. Im Gegenteil – sie ist klug, höflich und unkompliziert. Momoll, sie ist wirklich sehr, sehr okay.

Wer waren Ihre Vorbilder?

Meine Grossmutter und meine Mutter.

Demnach hatten Sie als Kind nicht zu wenig weibliche Vorbilder?

Nein. Ich liebe die Frauen und finde es wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Natürlich gibt es auch Männer, die einen guten Job machen, die mir Vorbild sind. Aber meine wichtigsten Vorbilder sind bis heute meine 91-jährige Grossmutter und meine Mutter.

Wann realisierten Sie zum ersten Mal, dass Sie schön sind?

Ich habe nie gedacht: ‹Wow, ich bin schön.›

Auch nicht, als Sie 2016 zur Miss Schweiz gewählt wurden?

Nein – aber ich kann mich noch gut an den Moment nach der Wahl erinnern, als mir die Journalistinnen und Journalisten gratulierten und sagten: ‹Sie sind die schönste Frau des Landes.›



Was antworten Sie darauf?

Das stimmt nicht, es haben ja gar nicht alle Frauen des Landes bei dieser Wahl mitgemacht.

Wie schön fühlen Sie sich heute mit 36?

Ich bin viel selbstsicherer als früher und deshalb fühle ich mich heute schöner. Ich verstehe Menschen nicht, die sagen, sie wären gern noch einmal 20. Diesen Wunsch verspüre ich absolut nicht.

Stehen Sie gern im Mittelpunkt?

Ja – sonst könnte ich diesen Job nicht machen.

Vor 13 Jahren wurden Sie zur Miss Schweiz. Was ist geblieben?

Die Wahl war mein berufliches Sprungbrett. Seit dem Missen-Jahr arbeite ich im Showbusiness, konnte ganz viele Projekte mitentwickeln und bin als selbständige Unternehmerin tätig. Die Wahl war meine grosse Chance – ich habe sie genutzt.

Welches war der grösste Preis, denn Sie als Miss bezahlen mussten?

Ich habe meine Anonymität verloren. Von einem Tag auf den anderen war ich in der ganzen Schweiz bekannt. Ich konnte nicht mehr einkaufen gehen, ohne erkannt zu werden. Zum Glück ist das Leben einer öffentlichen Person hierzulande nicht zu vergleichen mit jenem eines Promis in den USA. Dort werden Stars von Paparazzi-Fotografen überallhin verfolgt.

Christa Rigozzi über ihr Missen-Jahr: «Ich habe meine Anonymität verloren. Von einem Tag auf den anderen war ich in der ganzen Schweiz bekannt. Ich konnte nicht mehr einkaufen gehen, ohne erkannt zu werden. Zum Glück ist das Leben einer öffentlichen Person hierzulande nicht zu vergleichen mit jenem eines Promis in den USA. Dort werden Stars von Paparazzi-Fotografen überallhin verfolgt.»
Christa Rigozzi über ihr Missen-Jahr: «Ich habe meine Anonymität verloren. Von einem Tag auf den anderen war ich in der ganzen Schweiz bekannt. Ich konnte nicht mehr einkaufen gehen, ohne erkannt zu werden. Zum Glück ist das Leben einer öffentlichen Person hierzulande nicht zu vergleichen mit jenem eines Promis in den USA. Dort werden Stars von Paparazzi-Fotografen überallhin verfolgt.»
Bild: Livia Bass

Die Schweizerinnen und Schweizer haben sich Ihnen gegenüber immer anständig verhalten?

Sehr.

Wenn Sie nochmals 18 wären, würden Sie Ihr berufliches Glück als Influencerin versuchen?

Weiss ich nicht.

Die mächtigste Frau, mit der Sie je Abendessen waren?

Ich hatte in den letzten 13 Jahren viele tolle Begegnungen mit ganz vielen tollen Frauen, deshalb möchte ich keine speziell hervorheben.

Ihr erster Gedanke, wenn Sie an Essen denken?

Genuss.

Dumme Frage, aber was ist der Grund, weshalb Sie heute in Florenz weilen und Interviews geben.

(Lacht) Soll ich darauf eine dumme Antwort geben?

Tun Sie, was Sie nicht lassen können.

Ernsthaft, ich bin seit letztem Jahr Botschafterin der Pizzeria Ristorante Molino und deshalb zwei Tage auf Pressereise. ‹Molino› feiert heuer den 30. Geburtstag, und deshalb möchten wir zeigen, woher die Weine und das Olivenöl kommen, die in den Restaurants angeboten werden.



Wie gut kennen Sie ‹Molino›?

Als ich in Fribourg studiert habe, war ich regelmässig im ‹Molino› zu Gast. Als Tessinerin vermisste ich in der Westschweiz das italienische Essen, und deshalb ging ich oft mit meinen Freundinnen und Freunden dort Pizza und Pasta essen.

Welches war in Fribourg Ihre Lieblingspizza?

Ich habe gern ein Carpaccio auf der Pizza. Früher musste ich mir die Zutaten dafür immer selber zusammenstellen – Rindfleisch, Rucola, Parmesan und Trüffelöl. Fast jedes Mal fragte der Kellner danach: ‹Meinen Sie das ernst?›

Die Pizza Christa Rigozzi, die heute im ‹Molino› angeboten wird, ist also wirklich Ihre Eigenkreation?

So ist es.

Essen Sie auch daheim Pizza?

Ja – vor allem am Sonntag. Ich mache jeweils den Teig, danach dekorieren die Kinder die Pizza. Meistens backe ich danach noch einen Kuchen.

Was für einen Kuchen?

Schoggi- oder Zitronencake.

Kochen Sie oft?

Ich koche gern und gut. Am liebsten mag ich Pasta. Ich glaube, ich könnte täglich Pasta essen. Meine absolute Lieblingsspeise ist Spaghetti mit einer frischen Tomatensauce.

Was isst Ihr Mann am liebsten?

Pasta.

Und was essen Ihre Zwillinge am liebsten?

Spaghetti mit Tomatensauce.

Wären Sie gern Vegetarierin?

Nein, ich mag Fleisch, und ich habe auch Fisch sehr gern. Ich bin ein Genussmensch und esse alles.

Essen Sie täglich Fleisch?

Nein.

Bei Christa Rigozzi sind weiterhin keine Allüren zu spüren, keine theatralischen Pausen, keine Show. Und das ist gut so.

Wenn Sie im Restaurant etwas Schlechtes serviert bekommen: Reklamieren Sie beim Service oder essen Sie ein bisschen und behaupten am Ende: ‹Die Portion war zu gross›?

Ich bin wahrscheinlich zu höflich, als dass ich reklamieren würde – deshalb esse ich ein bisschen und lasse den Rest stehen. Wenn der Service beim Tisch abräumen nachfragt, antworte ich: ‹Es war gut, aber ich hatte zu wenig Hunger.› Ich weiss, ich sollte das nicht tun. Aber ich kann nicht anders, mir würde der Koch leid tun. Ich reklamiere nur, wenn die Mitarbeiter unfreundlich sind.

Christa Rigozzi über das Reklamieren im Restaurant: «Ich bin wahrscheinlich zu höflich, als dass ich reklamieren würde – deshalb esse ich ein bisschen und lasse den Rest stehen. Wenn der Service beim Tisch abräumen nachfragt, antworte ich: ‹Es war gut, aber ich hatte zu wenig Hunger.›»
Christa Rigozzi über das Reklamieren im Restaurant: «Ich bin wahrscheinlich zu höflich, als dass ich reklamieren würde – deshalb esse ich ein bisschen und lasse den Rest stehen. Wenn der Service beim Tisch abräumen nachfragt, antworte ich: ‹Es war gut, aber ich hatte zu wenig Hunger.›»
Bild: Livia Bass

In einem ‹Tages-Anzeiger›-Interview sagten Sie: ‹Wenn ich ankomme, trinke ich erst ein Glas Wasser mit Kohlensäure. Zum Anregen und um sicherzustellen, dass der Wasserhaushalt stimmt. Dann nehme ich ein Glas Weisswein, mit dem ich die Runde mache und anstossen gehe. Bei zwei Gläsern Weisswein liegt die Grenze. Ich persönlich hasse bereits den kleinsten Kontrollverlust, möchte nicht einmal minimal betrunken sein an einem Apéro.› Warum haben Sie derart grosse Angst vor einem Kontrollverlust?

Ich bin ein Kontrollfreak. Ich mag Apéros, aber wenn ich beruflich unterwegs bin, trinke ich nie mehr als zwei Glas Wein an einem Abend und dazwischen immer Wasser. So ist garantiert, dass ich am nächsten Tag kein Kopfweh habe.

Haben Sie je einmal die Kontrolle verloren?

Nein.

Ihr Satz über den Kontrollverlust inspirierte Theater-Regisseur Christoph Marthaler – er baute ihn in seinem Stück ‹Mir nämeds uf öis› ein. Allerdings ohne Sie zu fragen, ob er das dürfe.

Ich fand es eine grosse Ehre, dass ein derart bekannter Regisseur ein Interview von mir als Inspiration für sein Theaterstück nimmt. Aber es stimmt, er hätte mich fragen müssen respektive das Interview zumindest irgendwo als Quelle angeben.

Sie hätten Marthaler verklagen können. Warum taten Sie es nicht?

Weil ich die Idee grundsätzlich lustig fand. Zudem gab Christoph Marthaler ein Interview, in dem er seinen Fehler eingestand. Und er hat sich dafür bedankt, dass ich so verständnisvoll war und nicht mit dem Anwalt gedroht habe.

Hat Sie Marthaler eingeladen, dass Sie sein Theaterstück anschauen kommen?

Nein.

Ihre Schuhgrösse?

38.

Wirklich wahr, dass Sie über 600 Paare Schuhe besitzen?

Früher, ja – aber ich habe aussortiert. Davor kaufte ich ständig neue Schuhe, egal ob teuer oder günstig. Heute schaue ich mehr auf die Qualität und die Bequemlichkeit … – ich habe ja jetzt auch schon ein gewisses Alter erreicht (lacht).

Wie viele Paare sind es heute noch?

Um die 300.

Ihre Lieblingsfarbe?

Ich habe mehrere: Schwarz, Smaragdgrün und Beige.



Ihre natürliche Haarfarbe?

Aschblond.

Was sagen Sie Ihrem Coiffeur?

Ich habe den besten Coiffeur der Welt. Ich gehe seit 13 Jahren zu ihm. Er heisst Davide und arbeitet bei Valentino am Löwenplatz in Zürich. Er ist längst nicht nur mein Coiffeur, sondern wurde mit den Jahren auch zu einem Freund. Davide macht nicht nur tolle Frisuren, er ist auch ein wunderbarer Mensch.

Kürzlich sagten Sie in einem Interview: Ich bin – ob privat oder in der Öffentlichkeit – immer dieselbe Person. Ich muss nie eine Rolle spielen.› – Ehrlich gesagt, dass kann ich nicht glauben ...

Dem ist aber so – sie haben mich ja jetzt selber zwei Tage lang erlebt. Wenn mir die Frage gestellt wird, was mein Erfolgsgeheimnis sei, sage ich immer: ‹Ich bin einfach immer Christa, egal wo ich bin.› Ich musste wirklich nie eine Rolle spielen. Ich bin so, wie ich bin, mit all meinen Schwächen und Stärken.

Ist das der Grund, weshalb Sie die Schweizerinnen und Schweizer derart gut leiden können?

Möglicherweise. Ich denke, die Menschen schätzen es, dass ich immer authentisch geblieben bin. Ich bin seit fast 20 Jahren mit meinem Mann zusammen, wir haben eine Familie zusammen gegründet. Ich bin zuverlässig, pünktlich und immer gut vorbereitet. Zudem bin ich mehrsprachig, kann also in der ganzen Schweiz tätig sein. Und ich arbeitete immer hart für meinen Erfolg.

Ist die Versuchung, abzuheben in der Welt, in der Sie leben, und mit den Leuten, mit denen Sie sich umgeben, nicht riesig?

Mein Mann, meine Kinder, meine Familie – ohne sie könnte ich meinen Job nicht so gut machen. Ich kann noch so viele berühmte Menschen kennenlernen, noch so viele schöne Orte besuchen – am Ende weiss ich: Mein Daheim ist meine Familie im Tessin. Sie ist das Wichtigste in meinem Leben und gibt mir immer wieder von neuem Kraft. Meine Familie sind meine grössten und gleichzeitig auch meine ehrlichsten Fans.

Wenn Sie eine Anfrage von einer Firma bekommen: Wer entscheidet schlussendlich: Ihr Bauch, Ihr Management oder das Bankkonto?

Der Schlussentscheid liegt immer bei mir – aber natürlich bespreche ich mich davor mit meinem Manager Raffy Locher, mit dem ich seit 13 Jahren zusammenarbeite. Wir sind ein eingespieltes Team.

Und wenn es doch einmal zu Meinungsverschiedenheiten kommt …

… suchen wir gemeinsam nach einer Lösung. Ich kann Ihnen verraten, dass ich schon auf manch lukrativen Vertrag verzichtet habe, weil ich persönlich nicht hinter dem Produkt stehen konnte. Engagiere ich mich für eine Firma, mache ich das immer zu 100 Prozent. Meine Partner schätzen zudem, dass ich oft mehr Zeit investiere, als im Vertrag vereinbart wurde. Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass ich so viele langjährige Partnerschaften habe.

Sind Sie gut im Männer anlügen?

Nein, ich bin keine gute Lügnerin – deshalb könnte ich auch nie als Schauspielerin tätig sein.



Michelle Hunziker behauptete in einem Interview: Die Frauen sind ganz schlimm. Es heisst immer, die Männer würden beim Fussball schauen oder in der Umkleidekabine über uns Frauen herziehen, aber die Frauen tun das genauso ... ›

Solche Erfahrungen habe ich noch nie gemacht. Wenn ich mit anderen Frauen zusammen bin, reden wir nicht schlecht über Männer. Ich mag Pauschalisierungen nicht.

Männer sind wirklich nie ein Thema?

Hin und wieder schon (lacht), aber wir reden nicht schlecht über sie.

Haben Sie sich je als Frau benachteiligt gefühlt?

Noch nie. – Was ich jedoch komisch finde: Wenn ich zur Arbeit gehe, fragen mich immer wieder Menschen, vor allem ältere, wo meine Kinder seien? Mein Mann wird das, wenn er zur Arbeit geht, nie gefragt.

Die Sexismusdebatte #Metoo läuft seit über zwei Jahren – Ihre Erfahrung mit Grüselmännern?

Ich habe zum Glück keine schlechten Erfahrungen mit Männern gemacht. Ich wurde nie gemobbt, auch nicht gestalkt. Es ist schrecklich, wenn ein Mensch einem anderen Menschen so etwas antut. Es ist ganz wichtig, dass solche Vorfälle sofort der Polizei gemeldet werden.

Je einem Mann eine geknallt, weil er Ihnen zu nahekam?

Nein – vielleicht hat es damit zu tun, weil ich keine Berührungsängste habe. Ich gehe offen auf die Menschen zu, egal ob Frau oder Mann. Ich rede mit allen.

Christa Rigozzi über Sexismusdebatte #Metoo: «Ich habe zum Glück keine schlechten Erfahrungen mit Männern gemacht. Ich wurde nie gemobbt, auch nicht gestalkt. Es ist schrecklich, wenn ein Mensch einem anderen Menschen so etwas antut. Es ist ganz wichtig, dass solche Vorfälle sofort der Polizei gemeldet werden.»
Christa Rigozzi über Sexismusdebatte #Metoo: «Ich habe zum Glück keine schlechten Erfahrungen mit Männern gemacht. Ich wurde nie gemobbt, auch nicht gestalkt. Es ist schrecklich, wenn ein Mensch einem anderen Menschen so etwas antut. Es ist ganz wichtig, dass solche Vorfälle sofort der Polizei gemeldet werden.»
Bild: Livia Bass

Warum werden Frauen, die an die Macht wollen, so stark wegen Äusserlichkeiten angegriffen?

Ist es denn wirklich noch so? Erfolgreiche Frauen sind schön, weil sie Charisma und Ausstrahlung haben. Und das ist auch einer der Gründe, weshalb sie den Weg nach oben geschafft haben. Ich würde einen Menschen nie nur auf sein Äusseres reduzieren.

Was können Frauen besser als Männer?

Wer sich auf eine Aufgabe gut vorbereitet, kann diese erledigen – egal, ob Frau oder Mann.

Sind Frauen vielleicht doch irgendwie die besseren Menschen?

Nein, nein.

Wer verlegt mehr Dinge daheim: Sie oder Ihr Mann Giovanni?

Ich bin super organisiert, Gio sucht viel öfter als ich – besonders im Hotel. Daheim haben wir das Problem heute kaum mehr, weil ich dort vor einiger Zeit eine Box installiert habe. Dort legen wir alle Schlüssel, unsere Handys, Sonnenbrillen und die Portemonnaies rein.

Wer findet verlorene Dinge schneller.

Ich.

Sie haben Strafrecht und Kriminologie studiert: Ist das der Grund, warum Sie verlorene Sachen schneller als Ihr Mann finden?

Das hat mit meinem Putzfimmel zu tun (lacht).

2020 kommt das nächste Abenteuer des britischen Geheimagenten 007 in die Kinos: Würden Sie lieber James Bond mimen oder ein Bond-Girl?

Ich wäre der perfekte James Bond.

Sie fänden es also gut, wenn James Bond künftig von einer Frau gespielt würde.

Ja, unbedingt.

Vorhin sagten Sie aber, dass Sie keine gute Schauspielerin wären, weil Sie nicht gut lügen könnten.

Die Rolle des James Bond würde ich sofort annehmen.

Wenn würden Sie sich als Bond-Boy wünschen?

Dafür gäbe es ein Casting.

Diese Ausrede kann ich leider nicht akzeptieren – welcher Mann wäre als Bond-Boy Ihr persönlicher Favorit?

Brad Pitt.



Was halten Sie von Quoten?

Frauenquote?

Grundsätzlich Quoten.

Ich glaube nicht daran, dass Quoten mehr Gleichberechtigung bringen.

Gehen Sie regelmässig wählen und abstimmen?

Immer brieflich.

Wo stehen Sie politisch: eher links oder rechts oder neutral in der Mitte?

Ich bin in der Mitte, aber nicht neutral.

Wo ist Ihre Meinung angesiedelt?

Liberal, in der Mitte.

Würden Sie Kinder, wenn sie alt genug wären, an die Klimademos lassen?

Meine Kinder dürfen alles machen, wenn sie mir erklären können, aus welchem Grund sie etwas tun wollen.

Waren Sie selber auch schon an einer Demonstration?

Ja – 2015 auf Haiti. Ich war dort für Handicap International unterwegs, wir demonstrierten für bessere Frauenrechte.



Welche Schweizer Politikerin, welcher Schweizer Politiker sollte mehr zu sagen haben?

Diese Frage kann ich nicht beantworten.

Wann und warum haben Sie wegen Politik geweint?

Geweint wegen der Politik habe ich noch nie, aber natürlich war ich auch schon enttäuscht wegen eines politischen Entscheides.

Sind Sie lieber dafür oder dagegen?

Es kommt auf die Fragestellung an.

In welcher Situation wären Sie lieber ein Mann?

Niemals.

Könnten Sie sich vorstellen, eine Woche mit Ihrem Mann Rollen zu tauschen?

Eine Woche Papi sein, kann ich mir gut vorstellen. Aber seinen Job als Interior Designer und Grafiker möchte ich lieber nicht machen.

Warum nicht?

Ich hätte dafür keine Geduld. Das Gleiche gilt übrigens für meinen Mann: Er sagt mir immer wieder, dass er meinen Job nicht machen könnte, aber dass er mich gleichzeitig bewundere dafür, was und wie ich es mache.

Welches ist Ihre Lieblingsbeschäftigung im Haushalt?

Ich liebe Putzen. Ich mag es, wenn alles blitzblank sauber ist. Wir haben zwar eine wunderbare Putzfrau, weil ich oft unterwegs bin. Aber – und das sage ich jetzt wirklich nur unter uns – ich putze hin und wieder auch noch selber …

Fazit vor der Schlussrunde: Ein tadelloser Auftritt, die Aussagen pointiert und schlau.

Was haben Sie erst durch Ihren Mann Giovanni Marchese gelernt?

Ich habe vieles erst durch ihn gelernt – die Liebe, die Nähe, offen zu sein für die Welt.

Wie haben Sie sich überhaupt kennengelernt?

Vor dem McDonald’s Bellinzona – mit 16 habe ich ihn dort zum ersten Mal gesehen.

War es Liebe auf den ersten Blick?

Bei mir schon – ich habe ihn gesehen und gedacht: Wow, schön, wer ist das? Gio ging es beim ersten Treffen ähnlich. Aber wirklich zusammengefunden haben wir erst ein Jahr später.

Gibt es Dinge, die Sie nicht ohne Ihren Mann tun können?

Eine Familie gründen – ohne Gio wäre das unmöglich gewesen.

Gibt es Dinge, die Sie nicht miteinander tun können?

Wir können nicht zusammen kochen – entweder steht er in der Küche oder ich. Beide zusammen geht nicht, sonst gibt es Streit, weil ich bereits während des Kochens anfange zu putzen (lacht).

Was hat Ihnen Ihr Mann zuletzt geschenkt?

Eine Massage. Gio meinte, ich arbeite so viel, da sei es wichtig, dass ich mir auch einmal Zeit für mich gönne.

Christa Rigozzi (mit «Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi) über ihre Lieblingsbeschäftigung: «Ich liebe Putzen. Ich mag es, wenn alles blitzblank sauber ist. Wir haben zwar eine wunderbare Putzfrau, weil ich oft unterwegs bin. Aber – und das sage ich jetzt wirklich nur unter uns – ich putze hin und wieder auch noch selber …»
Christa Rigozzi (mit «Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi) über ihre Lieblingsbeschäftigung: «Ich liebe Putzen. Ich mag es, wenn alles blitzblank sauber ist. Wir haben zwar eine wunderbare Putzfrau, weil ich oft unterwegs bin. Aber – und das sage ich jetzt wirklich nur unter uns – ich putze hin und wieder auch noch selber …»
Bild: Livia Bass

Sie sind seit fast 20 Jahren zusammen mit Ihrem Mann: Wie haben Sie das geschafft?

Liebe, Vertrauen, Respekt, gegenseitige Unterstützung und unsere wunderbaren Zwillinge.

Sie scheinen auch sonst eine treue Seele zu sein: Seit 2008 co-moderieren Sie für den TV-Sender 3plus die Sendung ‹Bauer, ledig, sucht ...›.

Mein Sternzeichen ist Stier. Man weiss, dass diese Menschen sehr treu, bodenständig und konkret sind.



2014 war einer Ihrer Berufswünsche ein Interview mit Roger Federer. Hat es geklappt?

Das ist mir bisher noch nicht gelungen – aber ich bleibe dran.

Wieso gerade mit Roger Federer?

Ich habe ihn 2008 im Hotel Les Trois Rois in Basel getroffen. Ich war für ein Shooting dort und wusste, Roger ist auch im Hotel. Deshalb fragte ich die Hoteldirektorin, ob es möglich wäre, ihn zu treffen. Irgendwann kam sie zurück und meinte, sie hätte eine Überraschung für mich, und ich solle kurz an die Rezeption kommen. Und wer steht dort? Roger Federer mit seiner Frau Mirka. Ich war einen Moment lang sprachlos.

Es war eine Freude, Frau Rigozzi, mit Ihnen zu sprechen. Ein letzter Talenttest geht noch. Dafür muss die Zeit noch reichen.

Zum Schluss kommen wir noch zum grossen Talenttest – Sie schätzen bitte Ihr Talent von null Punkten, keinerlei Talent, bis zu zehn Punkten, maximales Talent, ein. Ihr Talent als Bäuerin?

Ich bin eher der Stadtmensch, aber ich habe schon einen Stall geputzt und Kühe gemolken. Deshalb gebe ich mir sechs Punkte.

... als Feministin?

Ich mag dieses Wort überhaupt nicht. Ich setze mich für die Frauen ein, kämpfe für die Gleichberechtigung. Ich gehe jedoch nicht gern auf die Strasse, um zu demonstrieren. Ich rede lieber direkt mit einem Menschen, setze mich so gegen Ungerechtigkeiten ein.

Einen Punkt – oder wie viele würden Sie sich geben?

Gäbe ich mir nur einen Punkt, dann heisst es wieder, ich würde mich nicht genug für die Frauen einsetzen. Ich gebe mir acht Punkte, aber wie gesagt: Ich definiere mich nicht als Feministin.

… Schweizerin des Jahres?

Das kann ich nicht beantworten, darüber müsste die Schweizer Bevölkerung entscheiden.

… Politikerin?

Acht Punkte. Ich denke, ich könnte als Politikerin einiges erreichen.

Je angefragt worden von einer Partei, ob Sie auf deren Liste kandidieren wollen?

Schon mehrfach – auch jetzt wieder vor den letzten Parlamentswahlen. Bisher sagte ich immer ab, wenn eine Anfrage kam, aber ich sage immer: Never say never again.

So wie James Bond.

Genau.

«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Bild: zVg
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