Lasst Luxor leuchten Ägypten eröffnet restaurierte Sphinx-Allee

SDA

26.11.2021 - 07:40

Bilder wie aus der Pharaonenzeit: Sphinx-Allee in Luxor nach Jahrhunderten wiedereröffnet

Bilder wie aus der Pharaonenzeit: Sphinx-Allee in Luxor nach Jahrhunderten wiedereröffnet

Mit einem Festakt ist in Luxor die historische Sphinx-Allee eröffnet worden. Der vor rund 3400 Jahren erbaute ehemalige Prozessionsweg war aufwendig saniert worden. Hunderte historische Skulpturen säumen jetzt den Weg.

26.11.2021

Luxor in Oberägypten ist die vielleicht üppigste Schatzkammer für Archäologen. Mit Tanz und Feuerwerk wird dort eine alte Prachtmeile wiedereröffnet. Das Land feiert seine antike Geschichte – und will klarstellen, dass man hier trotz Corona wieder Ferien machen kann.

26.11.2021 - 07:40

Scheinwerfer tauchen die Tempelmauern in Orangerot, die Statuen von Ramses II. wirken noch mächtiger und geheimnisvoller als bei Tageslicht. Feierlich schreiten Hunderte in weissen und bunten Gewändern auf einer Allee entlang, flankiert von erleuchteten Mensch- und Widder-Sphinxen.

Tänzer wirbeln zu Filmmusik umher. Ägypten hat ins südliche Luxor geladen, zur grossen Wiedereröffnung einer archäologischen Prachtmeile. Es will sich zeigen als Land des Anfangs, als Wiege der Zivilisation – und als Reiseziel trotz Corona.

Während der Eröffnungszeremonie der Allee der Sphinxen in Luxor tragen Schauspieler*innen ein goldenes Boot am antiken Tempel vorbei.
Während der Eröffnungszeremonie der Allee der Sphinxen in Luxor tragen Schauspieler*innen ein goldenes Boot am antiken Tempel vorbei.
Bild: Keystone

Für das TV-Spektakel geben sie alles, die Tänzer, Schauspieler, Musiker, Techniker. Die Choreografie zieht sich durch Tempelgänge, über blank geputzte Strassen, zu beleuchteten Pferdekutschen, auf schwimmende Boots-Bühnen und an den Feuerwerkshimmel.

«Unsere Monumente sind unvergleichlich»

Jeder Schritt scheint zu sitzen. Präsident Abdel Fattah al-Sisi sitzt mit seiner Frau Entissar im Publikum und lächelt. Antikenminister Chalid al-Anani sagt: «Unsere Monumente sind unvergleichlich».

Die Botschaft ist klar: Die Schätze leuchten, die Antike lebt, Ägyptens Türen stehen für Besucher*innen aus aller Welt wieder weit offen. Das auch bei Schweizer*innen beliebte Reiseland ist stark abhängig von Einnahmen aus dem Tourismus, der in bald zwei Jahren Pandemie bitter gelitten hat. Jetzt, so die Hoffnung, soll ein frischer Schwung an Besuchern die alte Pracht neu erleben.

Luxor am rechten Nil-Ufer, erbaut auf dem Gebiet der antiken Stadt Theben, ist Unesco-Weltkulturerbe und schon lang ein Touristenmagnet. Der um 1380 vor Christus erbaute Tempel zu Ehren der Gottheit Amun zählt zu den besterhaltenen Bauwerken, die das ägyptische Altertum zu bieten hat.



Auf der linken Nil-Seite liegt in staubige Felsen gebettet das Tal der Könige und Königinnen. Der britische Archäologe Howard Carter hatte hier vor 100 Jahren das Grab Tutanchamuns entdeckt und damit sozusagen die Kronjuwelen der Ägyptologie.

Hart getroffen von der Corona-Pandemie

Auch Luxor, wo das Wohl unzähliger Familien vom Tourismus abhängt, wurde von der Corona-Pandemie hart getroffen. Noch im Spätsommer warteten Kapitäne der Feluken an der Nilpromenade auf Kundschaft, im Zentrum parkten leere Kutschen samt ihrer Pferde. Am Markt für Schmuck, Gewürze und andere Souvenirs bemühten sich Händler, die wenigen Touristen des Tages mit einer extra Portion Charme ins Geschäft zu locken.

Aber langsam kommen sie wieder, aus Stuttgart und Kiew und Colorado, geimpft und getestet. Pro Monat sind es landesweit schon über 500 000 ausländische Besucher. Bald soll die bisherige Spitzenmarke von 13,3 Millionen im Jahr 2019 wieder erreicht und übertroffen werden. In den Corona-Monaten hatten Archäologen eine Reihe grosser Entdeckungen verkündet: Dutzende Holzsärge, neue Grabkammern, eine 5000 Jahre alte Brauerei, sogar eine verlorene Stadt.

Gleichzeitig spriessen Museen aus dem Boden, ähnlich wie die neuen Städte und Siedlungen, die Al-Sisi im Land bauen lässt: in Kairo, in ländlichen Gegenden, erstmals auch in Hurghada und Scharm el-Scheich, sogar am Kairoer Flughafen gibt es jetzt ein Museum. «Das Erbe und der kulturelle Wert eines Landes messen sich an der Qualität und Zahl seiner Museen», sagte Minister Al-Anani der Deutschen Presse-Agentur im Juni.

Die nächste Sensation

Gefeiert wird etwa das neue Zivilisations-Museum NMEC in Kairo, das seine Erzählung vor 35 000 Jahren beginnt und dann über Pharaonen, Griechen, Römer bis zu Islam und Moderne führt.

Am Grossen Ägyptischen Museum GEM, das mit 100 000 Artefakten die grösste archäologische Sammlung der Welt beheimaten soll, wird dagegen immer noch gebaut – seit 2005. Die schleppenden Arbeiten und immer wieder verschobenen Eröffnungstermine (aktuell: Sommer 2022) erinnern zurzeit weniger an antike Schätze als an einen Berliner Flughafen.



Luxor hat nun eine Sehenswürdigkeit mehr. Die 2700 Meter lange Allee, die mehr als 1300 unterschiedlich gut erhaltene Sphinxen zählt, könnte sich zur neuen Hauptachse für Touristen entwickeln. Jahrzehnte lag sie verschüttet. Im alten Theben fand hier wohl die Prozession zum Opet-Fest statt, eine Feier der jährlichen Nil-Überschwemmung, die das Land erneuerte und wieder fruchtbar machte.

Eine ganz ähnliche Show wie am Donnerstagabend gab es im April in Kairo, als die Mumien von 22 Pharaonen mit viel Pomp ins NMEC verlegt wurden. In Luxor seien jetzt erstmals seit zehn Jahren alle Hotelzimmer ausgebucht, und zwar für die nächsten sechs Wochen, sagt der Stadtratsvorsitzende Tarik Lutfi. In einem der kurzen Filme zur Show sind Forscher*innen zu sehen, die mit Pinseln in schnellen Griffen schon die nächste Sensation aus der Erde freilegen.

SDA