Grossbritannien Prinz Charles entsetzt von Abschiebeplänen nach Ruanda

dpa

11.6.2022 - 17:15

Die britische Regierung will künftig Asylsuchende nach Ruanda abschieben. Ein Gericht machte am Freitag den Weg frei. Prinz Charles bezeichnete die Pläne einem Medienbericht zufolge als «entsetzlich».

11.6.2022 - 17:15

Prinz Charles (73) hat sich einem Bericht zufolge entsetzt vom Vorhaben der britischen Regierung gezeigt, Asylsuchende nach Ruanda abzuschieben. Die Zeitung «The Times» berichtete am späten Freitag, der britische Thronfolger habe die Pläne als «entsetzlich» kritisiert. Er lehne die Politik von Premierminister Boris Johnson ab, Menschen in das ostafrikanische Land auszufliegen.

Eine Gerichtsentscheidung hatte am Freitag den Weg für den ersten derartigen Abschiebeflug geebnet, der am Dienstagabend mit mehr als 30 Menschen an Bord abheben sollte. Vorgesehen ist, Migranten nach Ruanda abzuschieben, die als blinde Passagiere oder mit kleinen Booten über den Ärmelkanal illegal eingereist sind. Dort sollen ihre Asylanträge bearbeitet werden, und falls diese anerkannt werden, können sie in dem Land bleiben. Menschenrechtsgruppen haben die Idee als unausführbar und unmenschlich bezeichnet.

Der britische Thronfolger Prinz Charles.
Der britische Thronfolger Prinz Charles.
Jane Barlow/PA Wire/dpa

Die Residenz des ältesten Sohnes von Königin Elizabeth II. und Prinz Philip wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Man wolle «angebliche, anonyme, private Gespräche mit dem Prinzen von Wales» nicht kommentieren, ausser um zu bekräftigen, dass er politisch neutral bleibe, teilte das Clarence House, die offizielle Residenz von Charles und seiner Frau Camilla, mit. Politische Entscheidungen seien Sache der Regierung.

Die Abschiebemassnahme könnte einen bevorstehenden Besuch von Charles und Camilla anlässlich eines Treffens der Commonwealth-Nationen in der ruandischen Hauptstadt Kigali im Juni überschatten. Die Zeitung berichtete, eine Quelle habe mehrfach gehört, wie Charles privat seine Ablehnung des Vorhabens zum Ausdruck gebracht habe, von dem er «mehr als enttäuscht» sei.

dpa