Berlin liefert Leoparden Kiew benötigt viel mehr Kampfpanzer, um das Blatt zu wenden

Von Andreas Fischer

25.1.2023

Was bringt der Leopard der Ukraine?

Was bringt der Leopard der Ukraine?

Die deutschen Kampfpanzer von Typ Leopard-2 sind vor allem in den moderneren Versionen dem russischen Gerät überlegen und können den Gegner im «Duell» vielfach zerstören. Der Leopard gilt Fachleuten als bester Kampfpanzer weltweit.

25.01.2023

Er gilt als bester Kampfpanzer der Welt, doch ist der Leopard-2 für die Ukraine auch ein Gamechanger im Krieg? Das ist noch nicht ausgemacht, warnen Experten vor zu viel Euphorie.  

Von Andreas Fischer

25.1.2023

Ein besseres Geschenk hätte sich Wolodymyr Selenskyj nicht wünschen können. Der ukrainische Präsident bekommt zu seinem 45. Geburtstag von den westlichen Verbündeten Kampfpanzer für die Armee seines Landes. Nach langem Zögern hat Deutschland der Lieferung von Leopard 2-Panzern zugestimmt und will auch anderen Ländern die Ausfuhr der Kampfpanzer erlauben.

Die deutsche Bundesregierung hat den Entscheid am heutigen Mittwoch, 25. Januar, offiziell bekannt gegeben. Die USA wollen ihrerseits bis zu 50 Abrams-Kampfpanzer in die Ukraine schicken, Grossbritannien hatte der Ukraine bereits in der vorigen Woche 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zugesagt und damit ein klares Signal an die Verbündeten gesendet.

Moskaus Atomdrohungen verpuffen

Für Wladimir Putin dürften all diese Nachrichten ein Albtraum sein, zeigt der Westen doch Entschlossenheit, die Ukraine weiterhin mit modernen Waffen zu unterstützen. Vor allem aber lassen sich die USA und Europa nicht einschüchtern, auch nicht von den zuletzt mit hoher Kadenz wiederholten Atomdrohungen aus Richtung Kreml.

Doch können die versprochenen Kampfpanzer den weiteren Kriegsverlauf wirklich entscheidend beeinflussen? «Panzerfahrzeuge sind kritisch und weit wichtiger als noch im Spätherbst für die Ukrainer», erklärte Niklas Masuhr, Sicherheitsforscher am Center for Security Studies der ETH Zürich, schon Anfang Januar auf Nachfrage von blue News. Vor drei Wochen hatten Frankreich, die USA und Deutschland die Lieferung von Schützenpanzern an die Ukraine angekündigt.

«Nun steuern wir auf eine Gemengelage zu, in der Kampfpanzer mit Blick auf die Verteidigung und Gegenoffensiven eine wichtige Rolle spielen», sagte Niklas Masuhr der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Die Frontlinie in der Ostukraine hat sich seit Wochen kaum noch bewegt. Mit den Kampfpanzern hofft die Ukraine nun, wieder in die Offensive zu kommen und weiteres Gelände zurückzuerobern. Gleichzeitig wird für das Frühjahr eine Offensive Russlands befürchtet.

Deutsche Kampfpanzer von Typ Leopard-2 sollen die Ukraine im Krieg unterstützen. Doch die russischen Invasoren sind vorbereitet. (Archivbild)
Deutsche Kampfpanzer von Typ Leopard-2 sollen die Ukraine im Krieg unterstützen. Doch die russischen Invasoren sind vorbereitet. (Archivbild)
Michael Kappeler/dpa

Russland ist vorbereitet

Einfach wird dies auch mit westlichen Kampfpanzern nicht. Masuhr sieht die russische Armee in besserem Zustand als im Herbst. Es sei also nicht gesagt, dass neue Offensiven erfolgreich wären. Den Grund erklärte er blue News: «Gegenoffensiven, um das besetzte Staatsgebiet zu befreien, werden tendenziell schwerer. Russland hat sich die letzten Monate eingegraben, wird stetiger und kompetenter geführt und mobilisiert Wehrpflichtige.»

Um eine Panzerbrigade nach westlichem Vorbild auszurüsten, sei ein Minimum von 100 westlichen Panzern notwendig. Dies könnte nach dem derzeitigen Stand der Zusagen aus den Nato-Ländern zwar knapp erreicht werden, aber «Kampfpanzer sind keine Wunderwaffe. Sie müssen im Verbund eingesetzt und repariert und mit Munition ausgestattet werden», so Masuhr zur DPA.

Jetzt kommt es auf die Logistik an

Zudem gehen Militärexperten aus Grossbritannien, der Ukraine und den USA davon aus, dass die Ukraine etwa 250 bis 300 Kampfpanzer benötigt, um an der Front einen wirklich nachhaltigen Effekt zu erzielen. Hinzu kommt der logistische Alptraum für die Ukraine hin, falls die Lieferungen nicht gut abgestimmt würden. Selbst verschiedene Versionen des gleichen Typs bedeuteten zusätzliche Herausforderungen.

«Wenn die Ukraine auch längerfristig befähigt werden soll, sich zu verteidigen, ist es wichtig, dass das Logistiksystem nicht übermässig kompliziert ist», sagte Masuhr. Für die Ukraine wäre es wohl insbesondere hilfreich, wenn Komponenten westlicher Panzer jenseits der Grenzen teils gewartet und repariert würden, wie dies bei Artilleriegeschützen bereits geschehe.

Mit Material von DPA und AFP.