Syrien Über 130 Tote nach IS-Überfall auf Gefängnis

SDA

23.1.2022 - 17:14

Nach IS-Angriff auf Gefängnis in Syrien: Viele Tote bei Gefechten

Nach IS-Angriff auf Gefängnis in Syrien: Viele Tote bei Gefechten

Bei tagelangen Gefechten nach einem Angriff der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Gefängnis im Norden Syriens sind mindestens 120 Menschen getötet worden. Zahlreiche Zivilisten ergriffen wegen der Kämpfe die Flucht.

23.01.2022

Nach dem heftigen Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Gefängnis in der syrischen Stadt Al-Hassaka dauern die Gefechte an.

23.1.2022 - 17:14

Dabei wurden mehr als 130 Menschen getötet, darunter 84 Dschihadisten und sieben Zivilisten, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mitteilte. Die von Kurden angeführten Truppen versuchten dort, das Gefängnis wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen.

US-Truppen unterstützten den Kampf gegen die Extremisten mit Luftschlägen. Jets des Bündnisses zum Kampf gegen den IS warfen auch Flugzettel ab mit Aufforderungen an Anwohner, «terroristische oder verdächtige Handlungen» jeglicher Art in der Gegend zu melden. Laut Beobachtungsstelle kam zudem militärische Verstärkung in der Nähe des Gefängnisses an. Die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hätten einen grossen Teil des Gefängnisses sowie die Umgebung unter ihre Kontrolle gebracht.

HANDOUT - Dieses von den kurdisch geführten Demokratischen Kräften Syriens zur Verfügung gestellte Foto zeigt Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die nach einem Angriff auf das Gweiran-Gefängnis in Al-Hassaka im Nordosten Syriens festgenommen wurden.
HANDOUT - Dieses von den kurdisch geführten Demokratischen Kräften Syriens zur Verfügung gestellte Foto zeigt Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die nach einem Angriff auf das Gweiran-Gefängnis in Al-Hassaka im Nordosten Syriens festgenommen wurden.
--/Kurdish-led Syrian Democratic Forces/AP/dpa/Keystone

Der Überfall auf das Gefängnis, der am Donnerstagabend begann, war einer der schwersten Angriffe des IS in Syrien seit Jahren. Ziel war die Befreiung inhaftierter Anhänger. Der Angriff war eine Erinnerung daran, dass der Kampf gegen die Terrormiliz noch nicht gewonnen ist. Im benachbarten Irak griffen IS-Extremisten am Freitag zudem einen Militärstützpunkt nordöstlich von Bagdad an und töteten Sicherheitskreisen zufolge elf irakische Soldaten.

In einer in den sozialen Medien verbreiteten Erklärung bekannte sich der IS zum Überfall in Syrien. Mehr als 800 Gefangene hätten dabei fliehen können, hiess es in einer über das Internet verbreiteten Nachricht des IS-Sprachrohrs Amak. IS-Kämpfer hätten mit Lastwagen zwei Autobomben am Eingang des Gefängnisses zur Explosion gebracht. Bei den Gefechten sei auch der Gefängnisdirektor getötet worden.

IS-Kämpfer verschanzten sich nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte im Gefängnis, zudem lauerten Scharfschützen in einem benachbarten Rohbau. Der IS veröffentlichte ein Video, das Dutzende Gefängnisaufseher zeigen soll, die beim Überfall mutmasslich gefangengenommen wurden. Einige der Männer sagen darin ihre Namen und Geburtsdaten in die Kamera.

Al-Hassaka liegt im von syrischen Kurden kontrollierten Nordosten des Bürgerkriegslandes. Im dortigen Gefängnis sassen nach Angaben kurdischer Medien zuletzt rund 5000 IS-Anhänger. Ein SDF-Sprecher sagte am Samstag, zahlreiche geflohene IS-Anhänger seien gefasst worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, Dutzende seien noch auf der Flucht.

Die Terrormiliz hatte im Sommer 2014 grosse Gebiete im Norden und Westen des Iraks eingenommen und dort ein sogenanntes Kalifat ausgerufen. Zum Herrschaftsgebiet der Extremisten gehörten auch grosse Teile des benachbarten Syriens. Mit militärischer Unterstützung der USA und anderer Staaten konnten die irakischen Sicherheitskräfte die Terrormiliz zurückdrängen. In Syrien nahmen von Kurden angeführte Truppen im Frühjahr 2019 die letzte IS-Hochburg ein. Beobachter warnen vor einem Wiederaufstieg der Terrormiliz.

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