Regime macht Jagd auf Studenten Nun haben die Proteste auch eine iranische Elite-Uni erfasst

dpa/AP/uri

3.10.2022 - 14:58

Proteste nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amin in Teheran. (Archiv)
Proteste nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amin in Teheran. (Archiv)
Bild: Getty Images

Iranische Sicherheitskräfte sind mit Gewalt gegen eine Demonstration von Studierenden und Professoren der Teheraner Universität Scharif vorgegangen. Jetzt wird der Lehrbetrieb weitgehend ausgesetzt.

3.10.2022 - 14:58

Nach den heftigen Unruhen in der Elite-Universität Scharif in Teheran wurde der Unterricht bis auf Weiteres eingestellt. Nach Angaben des Nachrichtenportals Aftab-News werde der Unterricht in der iranischen Hochschule ab Montag nur noch online stattfinden. Studenten zufolge ist das wegen der Internetsperren, die im Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten verhängt wurden, derzeit kaum machbar.

Am Sonntagabend waren Sicherheitskräfte örtlichen Medienberichten zufolge mit Gewalt gegen Studierende vorgegangen. Polizisten und Milizen riegelten den Campus in der Nacht zu Montag ab. Auch mehrere Professoren der Elite-Universität sollen nach Angaben des iranischen Nachrichtenportals «Emtedad» verprügelt worden sein.

In den sozialen Medien war von einem Polizeiangriff und «bürgerkriegsähnlichen» Zuständen die Rede. Die iranischen Medien wiese diese Berichte als übertriebene Stimmungsmache gegen das System zurück.

Oberster Führer: USA und Israel stecken hinter Protesten

Unterdessen hat auch Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei sein Schweigen zu den anhaltenden Protesten im Land gebrochen. «Diese Krawalle waren geplant», sagte er zu Polizeischülern in der Hauptstadt Teheran – und beschuldigte die USA und Israel, dahinter zu stecken.

«Ich sage deutlich, dass diese Aufstände und Unsicherheiten von Amerika und dem zionistischen Regime und ihren Angestellten entworfen wurden», sagte er. «Solche Aktionen sind nicht normal, sind unnatürlich.» Den Tod Aminis beschrieb er als «traurigen Zwischenfall», der «uns das Herz gebrochen hat».

Mindestens 1500 Festnahmen

Das iranische Staatsfernsehen sprach von bis zu 41 bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften getöteten Menschen. Menschenrechtsgruppen haben höhere Zahlen genannt. Amnesty International hat angegeben, 52 Opfer identifiziert zu haben, darunter 5 Frauen und mindestens 5 Kinder. Unzählige Menschen wurden festgenommen, nach lokalen Angaben aus dem Iran mindestens 1500.

Auslöser der Demonstrationen ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini vor gut zwei Wochen. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich «unislamischen Outfits» festgenommen. Was mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau fiel ins Koma und starb am 16. September in einem Spital.

Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben; die Polizei weist das zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs von Regierung und Sicherheitskräften sowie gegen das islamische System.

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28.09.2022

dpa/AP/uri