Covid-Impfung auch am Wochenende «Die Kantone machen, was sie können»

Von Julia Käser

14.4.2021

Menschen warten auf die Impfung im grössten Impfzentrum des Kantons Zürich. 
Menschen warten auf die Impfung im grössten Impfzentrum des Kantons Zürich. 
Bild: Keystone

Damit die Schweiz ihr Impfziel erreicht, müssen die Kantone vorwärtsmachen – und idealerweise auch am Wochenende impfen. Eine Umfrage von «blue News» zeigt: Wo das noch nicht geschieht, fehlt meist der Impfstoff. 

Von Julia Käser

14.4.2021

Schaffhausen gibt Gas. Weil das Bundesamt für Gesundheit (BAG) dem Kanton für die nächsten Wochen eine relativ grosse Menge an Corona-Impfsdosen zugesichert hat, wird ab sofort auch am Wochenende geimpft. Das kantonale Impfzentrum ist künftig also nicht mehr nur werktags geöffnet. 

Während das in diversen Ländern bereits gang und gäbe ist, verzichten die meisten Kantone Stand heute darauf, auch am Wochenende zu impfen. Dabei hat BAG-Chefin Anne Lévy bereist im Januar in der «Samstagsrundschau» von SRF darauf hingewiesen, dass genau das notwendig sei, um das Impfziel des Bundes zu erreichen. 

Die Behörde hält nach wie vor daran fest, dass sich alle Personen, die das wollen, bis Ende Juni impfen lassen können. «Ich hoffe nun, dass die Kantone so aufgestellt sind, dass sie dies nicht nur von 9 bis 17 Uhr anbieten, sondern am frühen Morgen anfangen bis spät in die Nacht hinein, sowie an Wochenenden», so Lévy zu Beginn der Impfaktion. 

Impfstoffmenge als springender Punkt

Ins selbe Horn bläst Marcel Salathé, Epidemiologe und ehemaliges Mitglied der Covid-Taskforce. Sofern Impfdosen vorhanden seien, sei es «absolut unverständlich», am Wochenende und an Feiertagen keine Impftermine anzubieten, schrieb er vor den Ostertagen auf Twitter.

Eine Umfrage von «blue News» bei mehreren Kantonen zeigt: Was nicht ist, soll noch werden. Patrick Borer, Sprecher der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, erklärt: «Die Öffnungszeiten der Impfzentren werden auf die verfügbare Impfstoffmenge abgestimmt.» 

Das bedeutet: Sobald eine entsprechend grosse Menge an Impfstoff vorhanden sei, könnten die Öffnungszeiten auf die Abendstunden und das Wochenende erweitert werden, so Borer. Vereinzelt sei dies sogar schon geschehen: «Einzelne Impfzentren impfen bereits in den Abendstunden und auch am Samstag.»

Genügend Personal, aber zu wenig Impfstoff 

Auch im Kanton Baselland wird in naher Zukunft an zumindest einem Wochenende geimpft, wie Roman Häring, Leiter des Informationsdienstes des kantonalen Corona-Krisenstabs, sagt. «Am Wochenende vom 24. und 25. April zum Beispiel wird geimpft.»

Damit das regelmässig möglich ist, müssten die Impfstoffmengen, die der Kanton erhält, die Werktagskapazitäten übersteigen. Das ist momentan nicht der Fall. So verfüge der Kanton im Moment nicht über genügend Impfdosen. Das nötige Impfpersonal hingegen stünde laut Häring zur Verfügung. 

Gleich tönt es im Kanton Luzern. Dieser verfügt ebenfalls über genügend Impfpersonal – dafür mangelt es auch hier an Impfstoff, wie David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport, angibt. Er schliesst aber nicht aus, dass künftig auch an Wochenenden oder Feiertagen geimpft wird.

Uri bei den Impfungen auf Platz eins

Luzern gehörte zuletzt zu denjenigen Kantonen, die bei den Impfungen nur langsam vorankamen. Dürr führt das auf zwei Gründe zurück: Einerseits liege das an der Altersstruktur, nach der die Impfdosen verteilt werden. Heisst: Weil die Bevölkerung in Luzern relativ jung ist, hat der Kanton verhältnismässig wenig Impfstoff erhalten.

Andererseits habe sich der Kanton bisher an die Vorgabe des Bundes gehalten, die Hälfte aller Impfstofflieferungen für die Zweitimpfungen zu reservieren. Das ändert sich nun: Neu und ebenfalls auf BAG-Empfehlung hin werden weniger Rückstellungen für Zweitimpfungen gebildet – entsprechend mehr Erstimpfungen können durchgeführt werde. 

Besser sieht die Impflage aktuell in Uri aus: Nirgendwo sonst sind pro 100 Einwohnende so viele Impfdosen verspritzt worden. Laut Regierungssprecher Adrian Zurfluh ist man weiterhin auf Kurs: «Die vom Bund derzeit in Aussicht gestellten Lieferungen können verimpft werden wie geplant.» Und: Trotz gezündetem Impfturbo plant man in Uri bald auch den Betrieb an den Wochenenden.

100'000 Impfungen pro Tag

Klar ist: Damit das Impfziel des BAG erreicht wird, muss überall noch viel geschehen. Tobis Bär, Sprecher der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), gibt sich grundsätzlich zuversichtlich: «Bis jetzt waren die Impfstofflieferungen der limitierende Faktor. Nun steigen die Liefermengen sukzessive an.» Die Kantone seien darauf vorbereitet.

Die GDK rechnet damit, dass verschiedene Kantone es Schaffhausen gleichtun und übers Wochenende impfen werden – sofern dies zur Erreichung des Impfziels nötig sei. Dazu müssten die Kantone bis im Juni pro Tag nämlich rund 100'000 Dosen verimpfen können, rechnet Bär vor.  «Wir gehen davon aus, dass die Kantone bereits heute dazu in der Lage wären.» 

Jedoch, so Bär, hänge die Erreichung des Impfziels auch von sehr vielen Faktoren ab, auf welche die Kantone teilweise keinen Einfluss hätten. Etwa davon, ob die Impfstoffhersteller die Lieferungen mit einer gewissen Vorlaufzeit bestätigen, von allfälligen Lieferengpässen oder, ob und wann weitere Impfstoffe zugelassen würden. 

Er versichert: «Die Kantone machen, was sie können. Sie wissen, wie wichtig eine rasche Verimpfung für die Gesellschaft und die Wirtschaft ist.»