Kurzarbeit endet im Sommer «Ob Massen-Entlassungen notwendig sein werden, ist in Prüfung»

Von Julia Käser

15.4.2021

Bei der Fluggesellschaft SWISS befindet sich das ganze Unternehmen nach wie vor in Kurzarbeit. 
Bei der Fluggesellschaft SWISS befindet sich das ganze Unternehmen nach wie vor in Kurzarbeit. 
Bild: Keystone

Weil die Bezugsdauer der Kurzarbeitsentschädigungen in diversen Firmen im Spätsommer ausläuft, steigt die Angst vor Kündigungswellen. Von verschiedensten Seiten wird die Verlängerung der Kurzarbeit gefordert. 

Von Julia Käser

15.4.2021

Knapp 400'000 Personen in über 47'000 Betrieben waren zu Beginn dieses Jahres von Kurzarbeit betroffen. Die Massnahme hat Schlimmeres verhindert und vorerst viele Stellen gerettet. Doch in einigen Unternehmen steigt nun die Angst vor Kündigungswellen. 

Denn bereits im vergangenen Juli hatte der Bundesrat die Höchstbezugsdauer von Kurzarbeitsentschädigungen von zwölf auf 18 Monate verlängert. Das bedeutet: Bei jenen Firmen, deren Mitarbeitende sich schon seit dem ersten Lockdown in Kurzarbeit befinden, läuft die Bezugsdauer Ende August respektive September aus.

Weil die Kündigungsfrist in der Regel drei Monate beträgt, müssen sich die diverse Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen schon im Mai entscheiden: Sprechen sie Kündigungen aus?

Gewerkschaften machen Druck

Um das zu verhindern und weitere Stellenverluste zu vermeiden, fordert Gastrosuisse, der Verband der gebeutelten Gastro-Branche, eine weitere Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung. Damit steht er längst nicht allein da, wie SRF schreibt. Auch die Event- und Messebranche sowie die Industrie fordern eine Verlängerung der Massnahme um weitere sechs Monate.

Nicht nur eine Verlängerung, sondern eine zusätzliche Aufstockung der Kurzarbeitsentschädigungen verlangen die Gewerkschaften. Passieren soll das Ganze so rasch wie möglich – auch, damit die Angst vor Kündigungen wieder kleiner wird. 

Besonders stark auf Kurzarbeit angewiesen ist unter anderem die Fluggesellschaft Swiss. Dort würde man eine Verlängerung der Kurzarbeit um weitere 6 Monate ebenfalls begrüssen. Denn nach wie vor befindet sich das gesamte Unternehmen in Kurzarbeit – also Cockpit-, Kabinen- und Bodenpersonal. Je nach Bereich und Funktion variiere der Umfang der Kurzarbeit aber, sagt Sprecher Michael Stief zu «blue News». 

Einstellungsstopp bei der Swiss – seit März 2020

Zur Senkung der Personalkosten setzt die Swiss laut Stief neben der Kurzarbeit auf drei weitere Massnahmen: So gilt seit März 2020 ein Einstellungsstopp, hinzukommen Teilzeitmodelle mit Lohnverzicht und frühzeitige Pensionierungen. «Unser Personalkörper in der Schweiz hat sich im letzten Jahr bereits um rund 500 Mitarbeitende reduziert.»

Nichtsdestotrotz und weil das Ende der Kurzarbeit absehbar ist, muss man sich auch bei der Swiss gegenwärtig mit allfälligen Kündigungen auseinandersetzen. Für die Zeit danach seien mit fast allen Personalgruppen Vereinbarungen zu Krisenbeiträgen getroffen. «Ob dies ausreichen wird oder Massen-Entlassungen notwendig sein werden, ist in Prüfung», so Stief. Die Lufthansa-Tochter geht davon aus, dass sie voraussichtlich im Laufe des zweiten Quartals über eine entsprechende Planung verfügen wird.

Klar ist: Um definitiv planen zu können, müssen sich die Swiss und sämtliche anderen Unternehmen weiter gedulden. Zwar schreibt das zuständige Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auf Anfrage von SRF, dass ein entsprechender Antrag an den Bundesrat derzeit vorbereitet werde. Wann der Bundesrat entscheidet, ist aber noch völlig offen.