Das letzte Hemd Keine neuen Kleider – Migros nimmt Mode aus dem Sortiment

tafi

6.1.2021

Im Lockdown konnten sich die Kunden schon mal daran gewöhnen, bei der Migros keine Bekleidung kaufen zu können. (Symbolbild)
Im Lockdown konnten sich die Kunden schon mal daran gewöhnen, bei der Migros keine Bekleidung kaufen zu können. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE/Urs Flüeler

In den Migros-Supermärkten wird das Modesortiment drastisch abgebaut. Der Grossverteiler nimmt nach dem Frühjahr Bekleidung grösstenteils aus dem Sortiment.

«Wenn jemand mit Mode sein Selbstbild oder seinen Status ausdrücken will, eignen sich Migros-Kleider dazu eher weniger», weiss der Zürcher Wirtschaftspsychologe Christian Fichter. Wer lediglich solide und bezahlbare Kleidung sucht, der wird in Migros-Supermärkten fündig. Vor allem eine treue Stammkundschaft habe sich in den Kleiderabteilungen mit günstigen Standards – Rollkragenpullover, Jeans, Jacken – eingekleidet, sagt Marcel Schlatter im «Tages-Anzeiger».

Doch damit ist bald Schluss, wie der Migros-Sprecher der Zeitung bestätigt: «Das Sortiment im Bereich der klassischen Oberbekleidung mit Jeans, Jacken, Hemden und Pullovern wird reduziert.» Nach der Frühjahrskollektion werde es «einen Schnitt» geben. Im Angebot blieben dann noch Unterwäsche sowie Baby- und Kinderbekleidung.

Neue Produkte, mehr Attraktivität

Das Modesortiment solle in allen zehn Migros-Genossenschaften der Schweiz reduziert werden. Derzeit werde noch diskutiert, in welchem Ausmass der Abbau geschehe. Laut Schlatter solle das Angebot in grösseren. Supermärkten «in einem kleineren Umfang erhalten bleiben».



Als Grund für das weitgehende Aus der Bekleidungsabteilung gibt Schlatter veränderte Kundenbedürfnisse an. Um diesen gerecht zu werden, müsse man Verkaufsflächen umwidmen. Statt preiswerten Kleidungsstücken wolle man in Zukunft mehr unverpackte Produkte anbieten sowie Auffüllstationen für Wasch- und Spülmittel, zusätzliche Theken für den Sofortkonsum und Shop-in-Shop-Apotheken anbieten.

Kunden kaufen Kleidung online

«Es geht darum, die Attraktivität der Filialen mit neuen Produkten zu steigern», so Schlatter im «Tages-Anzeiger». Mode sei zudem nicht das Kerngeschäft der Migros. Ob sinkende Umsätze eine Rolle bei der Entscheidung spielten, wollte Schlatter nicht sagen. «Solche Zahlen veröffentlichen wir aus Prinzip nicht.»

Dass die Konkurrenz im Modebereich durch Onlineanbieter wie Zalando und Co. besonders stark ist, sei allerdings laut «Tages-Anzeiger» nicht von der Hand zu weisen. «Schade, aber verständlich» findet Christian Fichter von der Kalaidos-Fachhochschule in Zürich den Migros-Entscheid. Der Kleiderhandel sei «derart volatil und von schnelllebigen Modetrends abhängig, dass es ohne massive Investitionen kaum möglich ist, mit dem spezialisierten Kleiderhandel und Onlineversandhandel mitzuhalten».

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