Seit dem Sturz von Autoboss Carlos Ghosn ist Frankreichs Autogigant Renault nicht aus der Krise gekommen. Topmanager Luca de Meo will nun das Ruder rumreissen. Dabei kommt wohl auch ein altes Modell zu unerwarteten Ehren.
Neuer Chef, neuer Kurs: Rund ein halbes Jahr nach seinem Start will Renault-Generaldirektor Luca de Meo heute seine Strategie für den krisengeplagten Autobauer präsentieren.
Der aus Italien stammende Topmanager hatte bereits deutlich gemacht, dass er weniger auf Masse setzt und stattdessen die Rendite in den Vordergrund stellt. Die Jagd auf Absatzrekorde, die der frühere Konzernchef Carlos Ghosn mit eiserner Hand verordnet hatte, wird damit endgültig der Geschichte angehören.
Bei Renault in Boulogne-Billancourt bei Paris hat der Plan von De Meo den schwer aussprechbaren Namen «Renaulution». Der Hersteller steckt seit längerer Zeit tief in der Krise. Er hatte bereits im vergangenen Jahr den Abbau von weltweit 15.000 Stellen und Kosteneinsparungen von rund 2 Milliarden Euro angekündigt. De Meo muss nun Farbe bekennen, ob das ausreicht oder ob er draufsattelt.
Wie andere Autobauer auch war Renault im vergangenen Jahr stark von der Corona-Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen betroffen. Der Konzernabsatz sank im Gesamtjahr um gut 21 Prozent auf knapp drei Millionen Fahrzeuge. Im ersten Halbjahr 2020 verbuchte der Hersteller auch wegen tiefroter Zahlen beim japanischen Partner Nissan einen Rekordverlust von rund 7,3 Milliarden Euro.
Der 53 Jahre alte De Meo will sich auf alte Stärken des französischen Herstellers besinnen. Ein Comeback des R5, eines erfolgreichen Kleinwagens aus den 1970er Jahren, sei so gut wie sicher, berichtete die französische Tageszeitung «Le Figaro». Renault nahm dazu zunächst keine Stellung. Der R5 war von 1972 an vom Band gelaufen. Als damaliger Fiat-Manager war De Meo massgeblich an der Einführung des Retro-Modells Fiat 500 beteiligt gewesen.
Das Renault-Management hatte im vergangenen Jahr signalisiert, an der von Ghosn geschmiedeten französisch-japanischen Autoallianz nicht zu rütteln. Renault ist mit 43,4 Prozent an Nissan beteiligt. Zu dem Bündnis gehört auch Mitsubishi.
Renault und die Autoallianz waren schon im Zuge des Skandals um den schillernden Autoboss Ghosn in die Krise geraten. Der Ex-Manager war im November 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstosses gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 wurde der gebürtige Brasilianer dann unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Ghosn floh Ende Dezember 2019 unter dubiosen Umständen in einem Privatjet nach Beirut, angeblich in einer Kiste versteckt. Die französische Justiz untersucht eine mutmassliche Veruntreuung von Geldern bei Renault durch Ghosn.
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