Inländer-Vorrang Gastrostellen sind neu meldepflichtig – Branche übt Kritik

tsha

4.1.2021

Ein leeres Café in Luzern: Viele Betriebe müssen ganz schliessen.
Ein leeres Café in Luzern: Viele Betriebe müssen ganz schliessen.
Bild: Keystone

Weil die Arbeitslosigkeit in der Gastrobranche zuletzt gestiegen ist, sind verschiedene Jobs neu meldepflichtig. In anderen Branchen werden hingegen Mitarbeiter gesucht.

Viele Branchen in der Schweiz leiden unter der Corona-Krise. Besonders hart haben die Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie aber die Gastronomie getroffen. Weil viele Betriebe schliessen oder ihre Dienste zumindest stark einschränken mussten, stieg die Arbeitslosigkeit in der Gastrobranche in den vergangenen Monaten an. Das hat nun auch Konsequenzen, die wohl nicht jeder auf dem Radar hatte: Wie SRF berichtet, landen viele Gastroberufe neu auf der RAV-Meldeliste.

Immer dann, wenn die Arbeitslosenquote in einem Beruf im zurückliegenden Jahr die 5-Prozent-Marke überschreitet, gilt dieser Beruf als meldepflichtig. Das heisst, dass freie Stellen ab sofort den regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet werden müssen – diese versuchen, Vakanzen mit Arbeitskräften aus dem Inland zu besetzen.

Die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass viele Berufe erstmals überhaupt auf der Liste stehen. «Viele der neu meldepflichtigen Berufsarten fallen in den Bereich von Gastronomie und Beherbergungswirtschaft, welche natürlich besonders stark von der Covid-19-Krise betroffen waren», sagte Boris Zürcher, Leiter Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), zu SRF. Betroffen seien etwa Köche und Küchenpersonal, Service- und Hilfskräfte, Empfangspersonal in Hotels sowie Reinigungskräfte.



Hotelleriesuisse, der Verband der Schweizer Hoteliers, sieht es kritisch, dass viele dieser Berufe nun auf der RAV-Meldeliste stehen. Denn die Situation sei regionalspezifisch sehr unterschiedlich, so ein Verbandssprecher in dem Bericht: «Gerade im vergangenen Sommer hatten wir in den Städten mit massiven Unterauslastungen zu kämpfen, während in den Bergen Personal fehlte.»

Mit Blick in die Zukunft gibt man sich bei Hotelleriesuisse allerdings pessimistisch. «Mit neuen Restriktionen wird sich die Arbeitslosenzahl in der Branche eher verschärfen», so der Mediensprecher.

Viele freie Stellen

Dass viele Jobs aus Gastronomie und Beherbergungswirtschaft neu auf der RAV-Liste stehen, hat Konsequenzen auch über die Pandemie hinaus. Denn erst 2022, wenn sich die Lage in diesen Branchen voraussichtlich längst entspannt hat, wird die Liste neu erstellt.

Derzeit liegt die Arbeitslosenquote in der Schweiz bei 3,3 Prozent. Das geht aus Seco-Zahlen hervor, die Anfang Dezember veröffentlicht worden sind. Demnach stieg die Quote im November im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte. Um saisonale Faktoren bereinigt verharrte die Quote bei 3,4 Prozent. 

Insgesamt waren in der Schweiz im November 153'270 Personen beim RAV als arbeitslos gemeldet. Das waren 4152 mehr als im Vormonat. Zahlen für Dezember wurden noch nicht bekannt gegeben.



Eine neue Auswertung der Jobsuchmaschine X28 macht unterdessen Hoffnung auf eine Besserung am Arbeitsmarkt. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, gibt es hierzulande derzeit 174'124 offene Stellen, die im Internet ausgeschrieben sind. Das seien zwar 13 Prozent weniger als vor einem Jahr; allerdings sei der absolute Tiefpunkt vom Juni 2020 überwunden.

Die meisten offenen Stellen gebe es bei den Pflegeberufen, im Detailhandel, den handwerklichen Berufen, bei der Post und in der Logistik, im Sozialwesen und der Pharmaindustrie. Gefragt seien auch Umwelttechniker, hiess es zudem.

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