Coronavirus-VarianteNigerianischer Virologe ist weiterer Mutation auf der Spur
Von Lekan Oyekanmi, AP/uri
4.1.2021 - 12:58
Neue Corona-Varianten in Grossbritannien und Südafrika treiben die Gesundheitsbehörden um. Doch auch in Nigeria gibt es eine Mutation und noch weiss niemand, ob sie ebenfalls für mehr Infektionen sorgt.
Sunday Omilabu hat die Weihnachtsfeiertage im Labor zugebracht. Der Virologe von der Universität Lagos untersucht den genetischen Code einer neuen Coronavirus-Variante, die in seinem Heimatland Nigeria grassiert. «Die Varianten, die in Grossbritannien und Südafrika entdeckt wurden, die sind sehr verschieden von den Varianten, die in Nigeria entdeckt worden sind», sagte Omilabu. Solche Mutationen kämen durchaus vor.
Gleichzeitig steigt in Nigeria die Zahl der der Corona-Infektionen. Nach Angaben der afrikanischen Seuchenkontrollbehörde CDC wurden bis Sonntag 89'163 Fälle bestätigt, 1302 Infizierte starben. Verglichen mit europäischen Staaten sind das eher wenige Fälle, doch die Zahl der Neuinfektionen ist auch in Nigeria mit seinen 196 Millionen Einwohnern seit Mitte Dezember deutlich gestiegen.
«Wir müssen unsere Gedanken beruhigen»
Omilabu ist sich nicht sicher, ob die zunehmenden Neuinfektionen etwas mit der neuen Virusvariante in Nigeria zu tun haben. «Was wir nüchtern sagen können, ist, dass wir mehr Menschen haben, die mit ernsten Anzeichen und Symptomen erkranken», sagt er. Ein Infizierter könne vier oder fünf Familienmitglieder anstecken. Das sei eine höhere Übertragungsrate als früher.
«Es gibt einen Anstieg, aber wir müssen noch jeden dieser einzelnen Fälle genetisch analysieren», sagt Omilabu. Erst dann könne man sehen, ob die neue Variante für die vielen Neuinfektionen verantwortlich ist.
Die in Grossbritannien aufgetauchte Mutation des Virus gilt als wesentlich ansteckender als die bislang bekannte. Auch die südafrikanische Variante breitet sich rasch aus. Omilabu mahnt zu einem kühlen Kopf. «Ich denke, wir müssen unsere Gedanken beruhigen. Es wird noch weitere Mutationen geben», sagt er. Das Virus müsse beobachtet und genetisch analysiert werden. «Dann haben wir mehr Informationen über das, was im Umlauf ist.»
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO ist sich über die Lage im Klaren. Dass das Coronavirus Mutationen bilde, sei bekannt, sagt die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti. Anlass zur Sorge bereiteten Varianten, die sich schneller verbreiten und für Menschen gefährlicher seien als bisher bekannte. «Es sind entscheidende Forschungen im Gang, um das Verhalten der neuen Virusmutation umfassend zu verstehen und die Reaktion entsprechend zu steuern», sagt Moeti.
«Die Leute feiern immer noch»
In vielen afrikanischen Staaten gebe es immer mehr Neuinfektionen. Besonders betroffen seien Nigeria, Südafrika, Äthiopien, Algerien, Kenia und fünf weitere Länder. In diesen zehn Staaten seien in den vergangenen 28 Tagen 90 Prozent aller Infektionen in Afrika registriert worden.
Die neue Virusvariante in Südafrika sei dort inzwischen vorherrschend und offensichtlich ansteckender, sagt CDC-Direktor John Nkengasong. Die Gesamtzahl der Infektionen in Südafrika liege bei mehr als einer Million. Das Virus kehre mit Gewalt zurück. Und es gehöre zu den Markenzeichen dieses Virustyps, dass er Varianten bilde. «Je mehr wir dieses Virus genetisch analysieren, desto mehr Varianten werden wir finden», prophezeit er. Die CDC bleibe jedoch optimistisch, dass die verschiedenen Impfstoffe auch dagegen wirken.
Omilabu mahnt die Nigerianerinnen und Nigerianer, sie müssten wachsam bleiben, damit sich das Virus nicht weiter ausbreite. Doch viele hielten sich nicht an die Richtlinien. «Wie wollen sie es da kontrollieren?», fragt Omilabu und kritisiert: «Die Leute feiern immer noch, sie gehen immer noch ohne Gesichtsmasken in den Club. Wir sprechen über Abstandsregeln – die Leute respektieren sie nicht. Wir sprechen über den Einsatz von Gesichtsmasken – die Leute machen es nicht» Auch auf den Märkten würden die Regeln oft ignoriert.
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