Stadt Zürich Auf der Rosengartenstrasse gilt bald Tempo 30

SDA/lmy

8.9.2021

Die Rosengartenstrasse in Zürich.
Die Rosengartenstrasse in Zürich.
KEYSTONE

Die Stadt Zürich macht vorwärts mit der Umsetzung des neuen Verkehrsregimes: Die Rosengartenstrasse wird als erste Hauptverkehrsachse zur Tempo-30-Zone.

SDA/lmy

8.9.2021

Weniger Lärm, mehr Sicherheit: Auf der vielbefahrenen Rosengartenstrasse in Zürich wird Tempo 30 eingeführt. Die Kantonsstrasse behalte trotz reduzierter Höchstgeschwindigkeit ihre Kanalisierungsfunktion, hält der Stadtrat fest.

Der Stadtrat von Zürich hat die Einsprachen von mehreren Anwohnern gutgeheissen, wie er am Mittwoch mitteilte. Diese hatten sich gegen das 2017 aufgelegte Lärmschutzprojekt für die vierspurige Achse Rosengarten-Bucheggstrasse gewehrt. Sei bemängelten, dass dies keine Massnahmen zur Senkung der Lärmbelastung beinhaltete.

Die Lärmbelastung sei «ausserordentlich hoch», hält der Stadtrat nun fest. Die Grenzwerte seien auch in der dritten Häuserreihe hinter der Strasse noch überschritten. Entlang der Achse, über die täglich durchschnittlich 55'000 Fahrzeuge brausen, lebten 3000 Personen über dem Lärm-Immissionsgrenzwert.

Nur noch Lärm des halben Verkehrs

Mit der Einführung von Tempo 30 könne die Lärmbelastung in diesem Gebiet, das sich gemäss Richtplan baulich weiter verdichten soll, deutlich reduziert werden, schreibt der Stadtrat. Ein in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten kommt zum Schluss, dass mit der Reduktion des Tempos der Lärm so weit abnehme, wie dies auch bei einer Abnahme des Verkehrs um 30 bis 50 Prozent der Fall wäre.



Zudem könnte die Sicherheit erhöht werden. Heute kommt es auf dieser Achse zu vergleichsweise vielen Unfällen – gemäss Stadtrat waren es 400 in fünf Jahren. Dank kürzeren Bremswegen, die mit dem tieferen Tempo einhergehen, sollen es weniger werden.

Für den Bus wird es eng

Das Gutachten hält weiter fest, dass die Rosengarten-/Bucheggstrasse «ihre Kanalisierungsfunktion als kantonale Hauptverkehrsachse auch mit Tempo 30 erfüllen» wird. Andere Strassen würden nicht beeinflusst. Die Fahrzeit für Autos würde sich um höchstens 28 Sekunden auf der gesamten Strecke verlängern.

Für den öffentlichen Verkehr bringt das tiefere Temporegime hingegen Nachteile mit sich: Die ohnehin schon knappen Pufferzeiten an den Endhaltestellen würden sich wegen den längeren Fahrzeiten weiter verringern. «Es müsste geprüft werden, ob der Fahrplan der Buslinien 72 und 83 eine Anpassung braucht.»



Im Februar 2020 ist das kantonale Projekt eines Rosengartentunnels an der Urne verworfen worden. Mit dem 1,1-Milliarden-Projekt wäre der Verkehr und der damit verbundene Lärm unter der Erdoberfläche verschwunden. Nun soll der Lärm direkt an der Quelle mit der Temporeduktion bekämpft werden.

Eine Alternative sieht der Stadtrat nicht: Wenn man auf Tempo 30 als Lärmschutzmassnahmen verzichten wolle, müsse man nach heutiger Rechtsprechung aufzeigen, dass es Interessen gibt, die die Gesundheitsinteressen der Anwohnenden überwögen. «Solche Interessen sind an der Rosengartenstrasse nicht gegeben.»

«Eine normale Stadtstrasse»

Der Verkehrsclub VCS Zürich zeigt sich mit dem stadträtlichen Entscheid zufrieden: Dieser sei «ein erster Schritt hin zu einem stadtverträglicheren Verkehr», schreibt er in einer Mitteilung. Die Rosengartenstrasse soll zu «einer normalen Stadtstrasse» werden.



In dicht bebauten, innerstädtischen Wohnlagen müssten in Zukunft die Interessen der Anwohnenden stärker gewichtet werden als die Interessen des Durchgangsverkehrs, halten die Grünen fest. «Nur so kann es auch gelingen, die zunehmende Verdichtung stadtverträglich abzuwickeln.»

Die SP verlangt weitere Massnahmen, «damit die Rosengartenstrasse nicht länger als Transitachse durch die Stadt missbraucht wird». Sie müsse auch für den Fuss- und Veloverkehr funktionieren. Die SP fordert deshalb eine Spurreduktion, beidseitige Velostreifen und mehr Platz für Grünflächen.