Meister steckt in der Krise «Milan ist verschwunden»

Syl Battistuzzi

25.1.2023

Lazio Rom – AC Milan 4:0

Lazio Rom – AC Milan 4:0

Lazio Rom fügt der AC Milan die nächste deftige Pleite zu und rückt in der Tabelle der Serie A bis auf einen Punkt an den Meister heran.

24.01.2023

Letzte Saison marschierte die AC Milan unaufhaltsam zum Meistertitel, doch im neuen Jahr steckt der Wurm drin bei den Mailändern. 

S. Battistuzzi

25.1.2023

Der Auftakt ins neue Jahr gelang Milan mit dem Auswärtssieg gegen Salernitana noch. Seither ist die Maschine ins Stottern geraten. Die Chronologie des Niedergangs: In der Meisterschaft ein 2:2 zu Hause gegen die AS Roma – die beiden Gegentore fielen in der 87. und 93. Minute, das Aus im Cup gegen den FC Turin (0:1 n.V.), ein mageres 2:2-Remis in der Liga gegen Lecce sowie eine schmerzliche 0:3-Schlappe im Supercup gegen Inter.

Am Dienstagabend folgte nun der neue Tiefpunkt – eine demütigende 0:4-Klatsche gegen Lazio Rom. Vier Gegentreffer kassierten sie in der Serie A zuletzt vor vier Jahren (0:5 gegen Atalanta).  Die «Gazzetta dello Sport» und «Corriere dello Sport» titelten die gleiche Schlagzeile: «Milan ist verschwunden».

In der Tat fragen sich die Fans und Experten, was seit Sommer bei den Rossoneri schieflief. Vor wenigen Monaten konnte man noch den 19. Meistertitel feiern – den ersten Meistertitel seit 2011 – nun muss sich Sportdirektor Paolo Maldini der Öffentlichkeit erklären. 

Maldini sucht nach den Ursachen

«Letztes Jahr wussten wir, dass wir um den Titel kämpfen, jetzt ist es anders. Wir sind aus dem Pokal ausgeschieden, wir haben den Supercup verloren. Wir haben in wenigen Spielen elf Tore kassiert – das ist ein schwieriger Moment», so der 54-Jährige. 

«Wir müssen den Teamgeist wiederfinden, ohne an Katastrophen zu denken. Aber wir sind aus eigener Kraft Zweiter in der Tabelle, nachdem wir den Scudetto gewonnen haben und in die Champions League zurückgekehrt sind. Die Mannschaft ist im Rahmen ihrer Möglichkeiten», resümiert Maldini.

In der Tat sind den Lombarden noch nicht alle Felle davon geschwommen. Doch einerseits rückt die Titelverteidigung ausser Reichweite. Zwölf Punkte beträgt der Rückstand auf Leader Napoli. Andererseits droht mit einer Fortsetzung der Negativ-Serie das Verpassen der Königsklasse im nächsten Jahr. Aktuell hat man noch einen Zähler Reserve auf das Verfolgertrio Inter, AS Rom und Lazio. 

Defensive als Achillesferse

Vor allem die im letzten Jahr bärenstarke Defensive um Davide Calabria, Fikayo Tomori, Pierre Kalulu und Theo Hernandez (gegen Lazio ausser Gefecht) ist aktuell löchrig wie ein Schweizer Käse. In den letzten vier Spielen geriet man immer in Rückstand. 

Die Analyse vom früheren Weltklasse-Verteidiger Maldini: «Wenn wir momentan nicht mit unseren ersten Druckversuchen ein Tor erzielen, wird der Gegner gefährlich. Es fällt uns schwer, uns gemeinsam zu bewegen. Es ist wichtig, eine Deckung zu haben, sich gemeinsam im Verbund zu bewegen bedeutet, sich nie allein zu fühlen, mit jemandem, der einem den Rücken freihält.» Das letzte Spiel ohne Gegentor war Anfang November beim 0:0 gegen den Tabellenletzten Cremonese.

Stefano Pioli und Paolo Maldini wollen den Turnaround schaffen. 
Stefano Pioli und Paolo Maldini wollen den Turnaround schaffen. 
Imago

Auch Coach Stefano Pioli sieht die Lage ähnlich wie Maldini: «Wenn wir den Ball nicht haben, fehlt die Absicherung. Wir sind unkonzentriert und müssen auf dem Spielfeld besser kommunizieren.» Jetzt sei viel Arbeit und Training in Milanello angesagt, um wieder zurück zur alten Form zu finden. 

«Falls wir weiterhin solche Fehler machen, wirkt sich das auf die Mentalität der Mannschaft aus», ist sich auch der 57-Jährige bewusst. Gut möglich, dass der Klub nochmals auf dem Transfermarkt aktiv wird, um einen neuen Reiz zu setzen. Milan zeigt starkes Interesse an Nicolò Zaniolo. Der offensive Mittelfeldspieler will die AS Roma verlassen, nachdem der 23-Jährige dort bei den Fans in Ungnade gefallen war.