Tennis «Primitiver Balkannationalist» – Kosovo-Botschafter attackiert Djokovic

jar

15.1.2020

Gewann letzte Woche mit Serbien den ATP Cup: Novak Djokovic.
Gewann letzte Woche mit Serbien den ATP Cup: Novak Djokovic.
Bild: Getty

Novak Djokovic holte letzte Woche mit Serbien den Titel im neuen ATP Cup. Weil die Serben den Sieg gegen Spanien mit einem Marschlied feiern, wird die Weltnummer 2 von einem kosovarischen Botschafter angegangen.

Nur wenige Minuten nach dem Triumph über Spanien teilt Novak Djokovic seine Freude seinen Fans in einem Live-Video in den sozialen Medien mit. Zu sehen ist, wie der 32-Jährige gemeinsam mit seinen Teamkollegen und Trainern ein Lied singt. Es handelt sich dabei um ein Kriegslied, das auch von ultranationalistischen Serben gesungen worden sein soll. Dies zumindest behaupten Kosovaren, die sich von Djokovic und Co. angegriffen fühlen. «Niemand kann Kosovo aus meiner Seele reissen», lautet eine Textstelle in dem Song.

Edon Cana, der kosovarische Botschafter von Bulgarien, teilt das Video auf Twitter und greift Djokovic frontal an: «Du bist vielleicht ein ATP-Gewinner, aber du bleibst ein tief primitiver, rückständiger und richtiger Balkannationalist und Chauvinist!» Und weiter: «Nicht ohne Grund bist du der unbeliebteste Tennis-Champion der Geschichte.»

Papa Djokovic: «Der Kosovo wird immer das Herz von Serbien sein»

Auch andere Twitter-User werfen Djokovic eine nationalistische Haltung vor. Srdjan Djokovic, der Vater des 16-fachen Grand-Slam-Siegers, äussert sich nun beim serbischen Sender «Prva TV» zu den Vorwürfen – und sagt, dass sein Sohn wie die meisten Serben ein Nationalist sei. «Das ist nichts, wofür man sich schämen muss. Wir lieben unsere Leute und unser Land. Aber wir hassen keine anderen Menschen und Nationen», wird er vom Online-Portal «b92.net» zitiert.

Die Leute müssten nach Serbien kommen, um zu erkennen, dass den Einheimischen ihr Land heilig sei, meint Papa Djokovic: «Deshalb wird der Kosovo für uns auch immer zu Serbien gehören. Ich glaube nicht, dass sich diese Denkweise in den nächsten 10, 20, 100 oder 1’000 Jahren ändern wird. Der Kosovo wird immer das Herz von Serbien sein.» 



Der Kosovo erklärte 2008 seine Unabhängigkeit, die von Serbien aber nicht anerkannt wurde. Für Djokovic ist es nicht das erste Mal, dass er bei einem politischen Thema auf Kritik stösst. Als er vor der Fussball-WM 2018 erklärte, dass er Kroatien unterstützen werde, nahmen ihm dies viele Serben übel. «In einigen Medien wurde ich dafür verurteilt. Aber das macht mir nichts aus (...). Durch meinen Namen und meinen Einfluss kann ich zu positiver Energie beitragen», sagte der Djoker damals zur Kritik aus der Heimat. 

Auf die Anfeindungen der Kosovaren hat Djokovic (noch) nicht reagiert. Seine Konzentration gilt wohl dem nächsten Saison-Highlight, das vor der Tür steht: Die am Montag beginnenden Australian Open. Djokovic gilt als Titelverteidiger und Rekordsieger (7 Titel) in Melbourne als grosser Favorit.




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