Chronologie Das Einreise-Drama von Novak Djokovic in Melbourne

Von Martin Abgottspon und Jan Arnet

16.1.2022

Netz lacht über Djokovic: «Jesus kann fliegen – also nach Hause»

Netz lacht über Djokovic: «Jesus kann fliegen – also nach Hause»

Der australische Einwanderungsminister Alex Hawke nutzt sein persönliches Recht und hat das Visum für den ungeimpften Novak Djokovic erneut für ungültig erklärt. Der Entscheid stösst im Netz auf viel Zustimmung auf Twitter.

14.01.2022

Der australische Einwanderungsminister Alex Hawke hat seine Entscheidung getroffen und Novak Djokovics Visum nach einem langen Hin und Her erneut annulliert. Eine Chronologie des Falls.

Von Martin Abgottspon und Jan Arnet

16.1.2022

19. November 2021

Turnierdirektor Craig Tiley gibt bekannt, dass nur geimpfte Spieler*innen nach Melbourne reisen dürfen. Schon damals betont er, dass dies auch für Djokovic gelte. «Wir hätten ihn gerne hier, aber er weiss, dass er geimpft sein muss.»

16. Dezember 2021

Wie erst im Januar gemäss den Gerichtsdokumenten bekannt wird, wurde Djokovic schon an diesem Tag positiv auf Covid getestet. Am selben Tag wird in Serbien eine Briefmarke zu Ehren des Tennis-Stars enthüllt, wo Djokovic auch bei einer Podiumsdiskussion auftritt. Ohne Maske.

17. Dezember 2021

Da Djokovic trotz des positiven Tests scheinbar keine ernsthaften Symptome verspürt, ist er auch an diesem Tag unterwegs. Dieses Mal in einer Tennis-Akademie in Belgrad, wo er mit Kindern – wiederum ohne Maske – in die Kamera lächelt und diese Bilder später auch in den sozialen Medien auftauchen.

18. Dezember 2021

Djokovic gibt der französischen Sportzeitung «L'Equipe» ein Interview und posiert ohne Maske für Fotos. Später gibt er zu, dass er bei diesem Termin von seinem positiven Corona-Test wusste.


4. Januar 2022

Der Serbe gibt bekannt, dass er nach Australien reist. Eine Ausnahmebewilligung soll ihm die Einreise sicherstellen. Dazu postet er ein Bild, wie er in seiner Heimat ins Flugzeug steigt.

5. Januar 2022

Jetzt kommt der Fall richtig ins Rollen. Australische Bürger wundern sich über die Einreise, da die Bestimmungen eigentlich klar und deutlich waren. Viele wissen zu diesem Zeitpunkt nichts über Djokovics positiven Test im Dezember. Ebenso gibt es auch keine klare Kenntnis über den Impfstatus des Serben.

Verschiedene Politiker schalten sich ein und fordern von Djokovic klare Belege und Hintergründe zu seiner Sonderbewilligung. Ministerpräsident Scott Morrison sagt dazu: «Wenn diese Beweise nicht ausreichen, dann wird er nicht anders behandelt als alle anderen und sitzt im nächsten Flugzeug nach Hause.»

Nach Djokovics Ankunft in Melbourne wird der Serbe am Flughafen festgehalten und befragt. Sein Visum wird widerrufen mit der Begründung, er habe «keine angemessenen Nachweise für die Erfüllung der Einreisebestimmungen» vorgelegt. Sein Visum wird abgelehnt.

Serbische Politiker und Djokovics Vater schalten sich ein und versprechen, alle nötigen Massnahmen zu treffen, damit der Tennis-Star einreisen darf.

Verweigerte Einreise: Einspruch von Djokovic stattgegeben

Verweigerte Einreise: Einspruch von Djokovic stattgegeben

Tennisprofi Novak Djokovic hat mit seinem Einspruch gegen die verweigerte Einreise nach Australien Erfolg gehabt. Ob er jetzt tatsächlich an den Australian Open teilnehmen darf, steht aber noch nicht fest.

10.01.2022

6. Januar 2022

Die Einreise wird zum Fall für die Justiz. Djokovic fechtet die Ablehnung des Visums an und wird in ein Quarantäne-Hotel gebracht. Der Anhörungstermin wird auf den 10. Januar gelegt, während verschiedene Proteste in und ausserhalb Australien aufkommen.

Die Familienmitglieder von Djokovic werden zu den Anführern der Proteste in Belgrad und stellen biblische Vergleiche an. «Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns», sagt Bruder Djordje Djokovic. «Jetzt versuchen sie, Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun.»

Proteste gegen drohende Abschiebung von Novak Djokovic

Proteste gegen drohende Abschiebung von Novak Djokovic

Der Wirbel um die drohende Abschiebung des Tennis-Stars Novak Djokovic aus Australien geht weiter. Der Vater des Weltranglisten-Ersten, Srdjan Djokovic, trat bei Protesten in Belgrad auf. Seinem Sohn war die Einreise verweigert worden.

07.01.2022

8. Januar 2022

Erst jetzt kommunizieren Djokovics Anwälte die Corona-Erkrankung von Mitte Dezember. Aufgrund dieser Tatsache scheinen die Chance auf eine Einreise plötzlich sehr gut zu stehen für den Serben.

Djokovic hatte wohl im Dezember 2021 Corona

Djokovic hatte wohl im Dezember 2021 Corona

Nach Angaben seiner Anwälte ist Tennisstar Novak Djokovic am 16. Dezember 2021 zum zweiten Mal positiv auf das Coronavirus getestet worden. Djokovic könnte also doch das Recht gehabt haben, nach Australien einzureisen.

08.01.2022

10. Januar 2022

Die Gerichtsverhandlung in Australien beginnt und endet mit einer sensationellen Wende. Das Gericht hebt die Annullierung des Visums auf und Djokovic darf einreisen. Richter Anthony Kelly begründet diesen Entscheid mit der einfachen Frage: «Was hätte dieser Mann noch mehr tun können?»

Vor dem Gerichtsgebäude feiern Hunderte von Fans Djokovics Sieg und seine Familie gibt eine absurde Pressekonferenz. Djokovic geht noch am gleichen Abend auf die Anlage der Australian Open, trainiert und bedankt sich in den sozialen Medien beim Richter und Fans aus aller Welt für die Unterstützung.

Schnell wird aber klar, dass die Sache noch nicht endgültig entschieden ist, da in diesem Fall der Einwanderungsminister das letzte Wort hat und Djokovics Visum wieder annullieren könnte. Der Entscheid lässt aber auf sich warten.

TV-Reporter Caderas: «Djokovic jubelte beim Betreten des Courts, die Szene war surreal»

TV-Reporter Caderas: «Djokovic jubelte beim Betreten des Courts, die Szene war surreal»

Der Bündner Ursin Caderas berichtet für CNN und die ATP und ist mitten im Geschehen in Melbourne. Er ordnet für blue News die jüngsten Ereignisse um Novak Djokovic ein.

11.01.2022

11. Januar 2022

Das Gericht in Melbourne gibt mehrere Dokumente frei – und es kommen Details ans Licht, die Djokovic in ein schlechtes Licht rücken. Neben der offensichtlichen Missachtung der Quarantäne-Anordnung nach dem positiven Corona-Test im Dezember hat der Serbe offenbar auch falsche Angaben auf seinem Einreiseformular gemacht.

Entgegen der Auskunft war der in Monaco wohnhafte Djokovic in den 14 Tagen vor dem Flug nach Australien noch auf Reisen gewesen – in seiner Heimat Serbien wie auch in Spanien zum Trainieren. Falsche Angaben auf dem Einreiseformular werden als schwerwiegendes Vergehen bezeichnet. Djokovic gibt später an, dass dies ein «menschlicher Fehler» seiner Agentin war, die das Formular ausgefüllt habe. Sie habe das bestimmt nicht mit Absicht gemacht.


12. Januar 2022

Auch die PCR-Tests sorgen für Fragezeichen. Die IT-Expertengruppe «Zerforschung» nimmt die Tests unter die Lupe und stellt Unregelmässigkeiten fest. Die URLs der Dokumente sollen zeigen, dass der positive Test erst nach dem negativen Test ins System eingetragen wurde. Plötzlich kommen Zweifel über die Echtheit des positiven Tests auf.


Djokovic, der sich nun auf die anstehenden Australian Open vorbereitet, gerät immer mehr unter Druck. In einem Statement räumt er auch Fehler ein und schreibt, dass es ein Fehler, dass er trotz positivem Corona-Test unterwegs war. Seine Mitarbeiter hätten den australischen Behörden weitere Informationen zur Verfügung gestellt, um im Zusammenhang mit den falschen Angaben auf dem Einreiseformular für Klarheit zu sorgen.

13. Januar 2022

Noch immer wartet Djokovic auf den Entscheid des Einwanderungsministers Alex Hawke, der sein Visum erneut für ungültig erklären könnte. Trotz der unklaren Situation ist die Weltnummer 1 bei den Australian Open Teil der Auslosung und soll in der ersten Runde gegen Landsmann Miomir Kecmanovic spielen.

Djokovic droht mittlerweile auch Ärger in Spanien. Wie spanische Medien berichten, sei der 34-Jährige kurz vor Silvester illegal in das EU-Land eingereist. Er habe dabei weder einen Impfnachweis vorgelegt noch die für ungeimpfte Serben in Spanien zwingend vorgeschriebene Sondergenehmigung beantragt.

14. Januar 2022

Es folgt die nächste Wende. Endlich gibt Alex Hawke seine Entscheidung bekannt: Das Visum von Novak Djokovic wird erneut annulliert. Damit droht dem 20-fachen Grand-Slam-Sieger nicht nur das Fernbleiben an den Australian Open, sondern auch ein dreijähriges Einreiseverbot. 

Djokovic gibt sich aber noch nicht geschlagen. Seine Anwälte bereiten den Einspruch gegen den Entscheid vor und hoffen, dass der Serbe doch noch als Sieger der Saga hervorgehen wird, damit er seinen zehnten Titel an den Australian Open doch noch in Angriff nehmen kann.

16. Januar 2022

Ein australisches Bundesgericht weist den Einspruch von Djokovic gegen die erneute Annullierung seines Visums zurück. Nach einer Anhörung über fünf Stunden verkünden die drei Richter am Abend die Entscheidung. Djokovic muss das Land verlassen, der Entzug des Visums, das er aufgrund einer Ausnahmegenehmigung erhalten hat, ist rechtens.

Djokovic meldet sich im Anschluss mit einem Statement zu Wort: «Ich bin sehr enttäuscht über die Entscheidung des Gerichts und dass mein Visum annuliert bleibt», lässt er verlauten. Weitere Schritte, um seine Abschiebung aufzuhalten, will er aber nicht mehr unternehmen. «Ich werde daher nicht in Australien bleiben und nicht an den Australian Open teilnehmen. Ich respektiere die Entscheidung des Gerichts und werde mit den zuständigen Behörden in Bezug auf meine Ausreise kooperieren.»

Wenig später bestätigt Einwanderungsminister Alex Hawke, dass Djokovic Australien wieder verlassen hat.