BAG-Zahlen sind lückenhaft Über 200'000 Menschen sitzen momentan in Quarantäne oder Isolation 

Von Lia Pescatore

5.1.2022

Einige Kantone haben den Überblick über die Anzahl Personen in Quarantäne und Isolation verloren. Das BAG kann darum keine exakten Zahlen nennen, wie viele Personen in der Schweiz insgesamt betroffen sind.
Einige Kantone haben den Überblick über die Anzahl Personen in Quarantäne und Isolation verloren. Das BAG kann darum keine exakten Zahlen nennen, wie viele Personen in der Schweiz insgesamt betroffen sind.
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Über 118'000 Personen müssen schweizweit in Quarantäne und Isolation ausharren, meldet das Bundesamt für Gesundheit. Dabei sind es noch wesentlich mehr – denn in der Statistik fehlt fast ein Drittel der Kantone.

Von Lia Pescatore

5.1.2022

Die Omikron-Variante wird zur Belastungsprobe für die Schweiz: Noch trifft sie die Spitäler nicht so stark wie befürchtet, jedoch bringt sie die Infrastruktur bereits ins Wanken. Im öffentlichen Verkehr kommt es zu Streckenausfällen, auch müssen erste Hotels wegen Personalmangels schliessen – und die Schulen rüsten sich zum Start nach den Ferien bereits für den Fall, dass mehrere Lehrpersonen gleichzeitig ausfallen.

Ursache für die Ausfälle sind die über 118'000 Menschen, die laut der neuesten Meldung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) momentan zuhause bleiben müssen, weil sie sich selber mit dem Coronavirus angesteckt haben oder Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Konkret sind laut BAG 85'622 Personen in Isolation und 32'886 in Quarantäne

Dabei sind diese Zahlen nicht einmal vollständig, in der Hochrechnung fehlt fast ein Drittel der Kantone. Es seien nur die Zahlen von 18 Kantonen vorhanden, macht das BAG zu seiner Übersicht transparent. Denn viele der Kantone melden ihre Zahlen dem Bund nur unregelmässig.

Übermittlung über Festtage ausgesetzt

In der aktuellen Statistik fehlt auch der bevölkerungsreichste Kanton, Zürich. Man habe die Übermittlung der Zahlen an das BAG über die Festtage ausgesetzt, schreibt die Zürcher Gesundheitsdirektion auf Anfrage von blue News. Und liefert die Zahlen nach: Momentan befänden sich rund 15'000 Personen in Isolation und rund 55'000 in Quarantäne

Gleiches gilt für den Kanton Freiburg, auch dieser hat das Melden an den Bund während der Festtage ausgesetzt. Der Kanton zählt aktuell 5'219 Menschen in Isolation und 4'708 in Quarantäne. Werden nur schon diese beiden Kantone einberechnet, befinden sich schweizweit also bereits über 105'000 Personen in Isolation und über 92'000 in Quarantäne.

Personen in Isolation

  • 85'622 (BAG), davon:
  • 78 (AI)
  • 371 (AR)
  • 7'949 (BE)
  • 3'226 (BL)
  • 12'836 (GE)
  • 309 (GL)
  • 4'004 (GR)
  • 1'476 (JU)
  • 5'654 (LU)
  • 2'129 (NE)
  • 509 (NW)
  • 3'546 (SG)
  • 803 (SH)
  • 3'428 (SO)
  • 1'465 (SZ)
  • 2'680 (TG)
  • 16'595 (VD)
  • 6'735 (VS)
  • Nicht in der Statistik des BAG enthalten:
  • 2'131 (BS)
  • 5'219 (FR)
  • 585 (OW)
  • 185 (ZG)
  • ca. 15'000 (ZH)
  • Keine Angaben machen TI, AG und UR
  • Total: Mindestens 108'742

Dann gibt es Kantone, die die Zahlen zwar erfassen, jedoch nicht täglich an das BAG liefern, wie zum Beispiel Zug.  Dreimal wöchentlich leite man die aktuellen Angaben an das BAG weiter, heisst es auf Anfrage. In der kantonalen Corona-Übersicht online ist angegeben, dass aktuell 185 Menschen in Isolation und 348 in Quarantäne sind. 

Auch andere Kantone tauchen nicht jeden Tag in der Übersicht auf. Dabei handelt es sich um kleinere Kantone wie Nidwalden (Zahlen heute übermittelt), Obwalden (585 in Isolation, 1588 in Quarantäne) oder Basel-Stadt (2131 in Isolation, 770 in Quarantäne). Auch hier werden die Zahlen jedoch erfasst und auf der kantonalen Website publiziert.

Addiert man alles auf, befinden sich schweizweit mindestens 108'000 Personen in Isolation, und 95'000 in Quarantäne.

Damit sind es bereits über 200'000 Menschen, die zurzeit das Haus nicht verlassen dürfen – und unter Umständen ihrem Job nicht nachgehen können. Doch damit sind noch nicht alle Lücken  abgedeckt. Denn einige Kantone sind durch die steigenden Fallzahlen an den Anschlag geraten und können gar keine konkreten Corona-Zahlen mehr liefern.

Personen in Quarantäne

  • 32'886 (BAG), davon:
  • 25 (AI)
  • 138 (AR)
  • 3'329 (BE)
  • 898 (BL)
  • 1'004 (GE)
  • 33 (GL)
  • 1'806 (GR)
  • 495 (JU)
  • 2'270 (LU)
  • 268 (NE)
  • 174 (NW)
  • 1'457 (SG)
  • 459 (SH)
  • 6'348 (SO)
  • 1'761 (SZ)
  • 2'657 (TG)
  • 7'035 (VD)
  • 2'525 (VS)
  • Nicht in der Statistik des BAG enthalten:
  • 770 (BS)
  • 4'708 (FR)
  • 1'588 (OW)
  • 178 (UR)
  • 348 (ZG)
  • ca. 55'000 (ZH)
  • Keine Angaben machen: AG und TI
  • Total: Mindestens 95'478

Gewisse Kantone haben Übersicht verloren

Das Contact Tracing sei überlastet und die Zahlen zu den Personen in Quarantäne nicht mehr verlässlich, schreibt etwa der Kanton Aargau. Auf der Website vermelden die Behörden darum nur noch die neu gemeldeten Quarantäne- und Isolationsfälle.

Auch der Kanton Tessin kommt beim Contact Tracing nicht mehr nach, laut Schätzungen befanden sich am Dienstag bereits 25'000 Personen entweder in Quarantäne oder Isolation. Heute werden es wohl noch deutlich mehr sein, 2000 Neuinfektionen kamen innert 24 Stunden im Südkanton dazu.

Die Anzahl der Personen, die sich schweizweit momentan in Quarantäne und Isolation befinden, hat die 200'000 also wohl nicht nur knapp, sondern schon deutlich überstiegen.

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