«Ungeheuerlicher Angriff»Iran bekennt sich zur Attacke auf das US-Konsulat im Irak
dpa
13.3.2022 - 13:50
Iraks Kurden-Metropole Erbil von Raketen getroffen
STORY: Die kurdische Metropole Erbil im Nordirak ist nach Behördenangaben am Sonntag von einem Dutzend ballistischer Raketen getroffen worden. Es habe keine Opfer gegeben. Der Angriff sei aus dem Iran gestartet worden, sagte ein US-Vertreter, der anonym bleiben wollte. Am Flughafen der Hauptstadt der autonomen Kurdenregion sind US-Streitkräfte stationiert, die in der Vergangenheit bereits mehrfach unter Raketen- und Drohnenbeschuss geraten sind. Ziel ballistischer Raketenangriffe waren sie zuletzt im Januar 2020 – als Vergeltung des Iran für die Tötung eines iranischen Militärkommandeurs. Im Irak sowie im benachbarten Syrien gibt es aber auch immer wieder Kämpfe zwischen vom Iran unterstützten schiitischen Milizen und US-Streitkräften.
13.03.2022
Eskalation zwischen den USA und dem Iran: Teheran hat die Verantwortung für den Raketenbeschuss des US-Konsulats in Erbil im Irak übernommen, nachdem eine Beteiligung zuvor geleugnet worden war.
13.3.2022 - 13:50
Der Iran hat sich als verantwortlich für den Raketenbeschuss am frühen Sonntag auf das US-Konsulat in Erbil im Norden des Iraks erklärt. Dies sei ein Vergeltungsschlag für einen israelischen Angriff in Syrien gewesen, bei dem zwei Mitglieder seiner Revolutionsgarde getötet wurden, hiess es. Der Angriff stellt eine erhebliche Eskalation zwischen dem Iran und den USA dar.
Bei dem Angriff habe keine Schäden an dem neu errichteten und derzeit nicht besetzten Gebäude gegeben, verlautete aus dem US-Verteidigungsministerium. Auch verletzt oder getötet worden sei niemand. Aus irakischen Sicherheitskreisen hatte es zuvor geheissen, einige der mindestens zwölf Raketen hätten das Konsulatsgebäude getroffen.
Beide Seiten machten den Iran für den Angriff kurz nach Mitternacht verantwortlich. Die iranische Seite hatte dies zunächst bestritten. Auf der Website der mächtigen iranischen Revolutionsgarde hiess es nun, sie habe den Angriff gegen ein israelisches strategisches Verschwörungszentrum in Erbil verübt. Die Feindseligkeit zwischen den langjährigen Feinden USA und Iran hat sich oft im Irak abgespielt, dessen Regierung mit beiden Ländern verbündet ist.
«Ungeheuerlichen Angriff auf die irakische Souveränität»
Lawk Ghafari, Leiter des kurdischen Auslandsmedienbüros, erklärte später, dass keine der Raketen das US-Konsulat getroffen habe, sondern dass Bereiche in der Umgebung des Konsulats getroffen worden seien. Erbil ist die Hauptstadt und zugleich auch der Sitz der Regierung der halbautonomen Region Kurdistan im Irak. Es sei noch unklar, wie viele Raketen genau abgefeuert wurden und wo sie genau gelandet seien, hiess es aus dem US-Verteidigungsministerium.
Die USA verurteilten den Vorfall als «ungeheuerlichen Angriff auf die irakische Souveränität und als Ausdruck von Gewalt». Die auf dem Flughafengelände von Erbil stationierten US-Streitkräfte sind in der Vergangenheit durch Raketen- und Drohnenangriffe unter Beschuss geraten, wofür US-Regierungsvertreter vom Iran unterstützte Gruppen verantwortlich machen.
Der oberste US-Befehlshaber für den Nahen Osten hat wiederholt vor der zunehmenden Bedrohung durch Angriffe des Irans und der vom Iran unterstützten Milizen auf Truppen und Verbündete im Irak und in Syrien gewarnt.
Angriff erst geleugnet
Ein irakischer Sicherheitsbeamter teilte mit, dass es sich bei den Geschossen um Fateh-110-Raketen aus iranischer Produktion handelte. Der Satellitensender Kurdistan24, der seinen Sitz nahe dem US-Konsulat in Erbil hat, zeigte Bilder von Scherben und Trümmern auf dem Boden seines Studios.
Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna meldete den Angriff unter Berufung auf irakische Medien. Vor wenigen Tagen waren bei einem israelischen Angriff in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarde getötet worden. Das iranische Aussenministerium gelobte Vergeltung.
Der Sprecher des iranischen Parlamentsausschusses für nationale Sicherheit und Aussenpolitik, Mahmud Abbassade, hatte den Vorwurf, der Iran stecke hinter dem Anschlag in Erbil, früher zurückgewiesen. Die Behauptung könne bisher nicht bestätigt werden. «Wenn der Iran beschliesst, Rache zu nehmen ... wird das sehr, sehr ernst, stark und offensichtlich sein», sagte er in einem Interview mit einer lokalen Nachrichten-Website.
Geheimgespräche ausgesetzt
Der Raketenbeschuss fiel mit regionalen Spannungen zusammen. Die Verhandlungen in Wien über das in die Brüche gegangene Atomabkommen mit Teheran sind wegen russischer Forderungen nach Sanktionen gegen Moskau wegen seines Krieges in der Ukraine ins Stocken geraten.
In der Zwischenzeit setzte der Iran seine in Bagdad vermittelten Geheimgespräche aus, die darauf abzielten, die jahrelangen Spannungen mit dem regionalen Rivalen Saudi-Arabien zu entschärfen, nachdem Saudi-Arabien die grösste bekannte Massenexekution in seiner modernen Geschichte mit über drei Dutzend getöteten Schiiten durchgeführt hatte.
Der irakische Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi schrieb auf Twitter: «Die Aggression, die auf die geliebte Stadt Erbil abzielt und Angst unter ihren Bewohnern verbreitet, ist ein Angriff auf die Sicherheit unseres Volkes.»
Masrur Barsani, Ministerpräsident der halbautonomen kurdisch kontrollierten Region, verurteilte den Anschlag ebenfalls. In einem Facebook-Post erklärte er, Erbil werde sich «nicht vor den Feiglingen beugen, die diesen Terroranschlag verübt haben».
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