Ukraine-Übersicht Biden warnt Moskau vor Einsatz nuklearer Waffen +++ Tschechien fordert Ijsum-Sondertribunal 

Agenturen/Red.

17.9.2022

Der ukrainische Präsident Selenskyj wirft Russland Folter in Isjum vor und fordert eine Reaktion der Weltgemeinschaft. Der deutsche Bundeskanzler sieht Bewegung in seinen Gesprächen mit Putin. Die Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/Red.

17.9.2022

Ein Konvoi von 25 Lastwagen mit Diesel-Treibstoff und anderen wichtigen Vorräten hat nach Angaben des ukrainischen Kernkraftwerksbetreibers Energoatom die Atomanlage Saporischschja in der Ukraine erreicht. Die Lastwagen konnten am Freitag russische Kontrollposten passieren, um Ersatzteile für Reparaturen beschädigter Stromleitungen, Chemikalien für den Betrieb der Anlage und zusätzlichen Treibstoff für Notfall-Dieselgeneratoren an das größte Atomkraftwerk Europas zu liefern, wie Energoatom mitteilte.

US-Präsident Joe Biden hat Russland vor dem Einsatz nuklearer Waffen im Krieg gegen die Ukraine gewarnt. «Sie würden in der Welt noch mehr zum Ausgestossenen werden, als sie es je waren», sagte Biden in einem Interview der Sendung «60 Minutes» des US-Fernsehsenders CBS.

Auf die Frage, wie die US-Regierung in so einem Fall reagieren würde, antwortete Biden: «Sie glauben, ich würde es Ihnen sagen, wenn ich genau wüsste, was es sein würde? Natürlich werde ich es Ihnen nicht sagen.» Biden machte aber deutlich, dass es schwerwiegende Folgen haben würde.

Der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Admiral Rob Bauer, sieht in der westlichen Militärhilfe und der Kriegsführung des ukrainischen Militärs entscheidende Faktoren für die jüngsten Erfolge Kiews. «Die Munition, Ausrüstung und Ausbildung, die die Verbündeten und andere Nationen liefern, machen auf dem Schlachtfeld einen echten Unterschied», sagte der Niederländer in Estlands Hauptstadt Tallinn, wo sich der Ausschuss traf, dem die Generalstabschefs der 30 Mitgliedsstaaten angehören.

Russland hat nach ukrainischen Angaben mehrere Gegenden in der Ukraine beschossen. Durch einen Raketenangriff sei ein Feuer im Industriegebiet von Charkiw verursacht worden, teilte der regionale Gouverneur Oleh Synjehubow mit.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach den Leichenfunden in der von Kiew zurückeroberten ostukrainischen Stadt Isjum hat der tschechische Aussenminister Jan Lipavsky die rasche Einsetzung eines internationalen Sondertribunals gefordert.
  • US-Präsident Joe Biden hat Russland vor dem Einsatz nuklearer Waffen im Krieg gegen die Ukraine gewarnt.
  • Nach dem Fund Hunderter Leichen in der befreiten ostukrainischen Stadt Isjum fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj härtere Sanktionen gegen Russland. 
  • Laut dem Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses wirken die westlichen Sanktionen: Russland falle es zunehmend schwerer Marschflugkörper und fortschrittlichere Waffensysteme zu bauen. 
  • Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes geht die ukrainische Offensive im Nordosten weiter. Russland habe hier nun eine Verteidigungslinie aufgebaut. 
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  • 21.56 Uhr

    Hiermit beenden wir unseren Ticker am Samstag

  • 20.41 Uhr

    Westliche Militärhilfe macht laut Nato-Militär echten Unterschied

    Der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Admiral Rob Bauer, sieht in der westlichen Militärhilfe und der Kriegsführung des ukrainischen Militärs entscheidende Faktoren für die jüngsten Erfolge Kiews. «Die Munition, Ausrüstung und Ausbildung, die die Verbündeten und andere Nationen liefern, machen auf dem Schlachtfeld einen echten Unterschied», sagte der Niederländer am Samstag in Estlands Hauptstadt Tallinn, wo sich der Ausschuss traf, dem die Generalstabschefs der 30 Mitgliedsstaaten angehören.

    Admiral Rob Bauer glaubt, westliche Militärhilfe sie im Ukr
    Admiral Rob Bauer glaubt, westliche Militärhilfe sie im Ukr
    Bild: KEYSTONE

    Die ukrainische Armee hatte zuletzt bei einer Gegenoffensive im Osten des Landes von russischen Kräften besetztes Gebiet zurückerobert. Nach Angaben von Bauer haben die Generalstabschefs bei ihrer zweitägigen Konferenz darüber beraten, wie die Unterstützung der Verbündeten für die Ukraine «aufrechterhalten und ausgebaut werden kann». «Die Nato wird die Ukraine so lange unterstützen, wie es nötig ist. Der Winter kommt, aber die Unterstützung soll unerschütterlich bleiben», sagte er.

    Der Nato-Militärausschuss berät den Nordatlantikrat, das höchste politische Gremium der Nato, in militärischen Fragen. Ein Schwerpunkt der Konferenz in Tallinn war die Umsetzung der Beschlüsse des Nato-Gipfels in Madrid Ende Juni. Als geladene Gäste nahmen zum ersten Mal die Verteidigungschefs von Finnland und Schweden an der Konferenz teil. Die beiden nordischen EU-Länder hatten nach Russlands Angriff auf die Ukraine die Aufnahme in das Verteidigungsbündnis beantragt.

  • 19.29 Uhr

    Schüsse bei Ukraine-Hilfsmission von Kardinal und Papst-Gesandten

    In der Ukraine ist es bei einem Besuch des Kurienkardinals und Vatikan-Gesandten Konrad Krajewski zu einem Zwischenfall gekommen. Der von Papst Franziskus in das Kriegsgebiet geschickte Pole verteilte am Samstag in Saporischschja im Süden des Landes Hilfsgüter, als plötzlich Schüsse fielen, wie das vatikanische Nachrichtenportal «Vatican News» meldete. Die Gruppe um Krajewski, der als Almosenmeister für die karitativen Belange des Vatikans zuständig sei, habe in Deckung gehen müssen.

    «Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich nicht, wohin in fliehen soll», sagte Krajewski. Die Gruppe blieb unverletzt und Krajewski, der zum vierten Mal seit Kriegsausbruch in der Ukraine geschickt worden war, konnte seine Mission fortsetzen.

  • 17.01 Uhr

    Tschechien fordert nach Leichenfunden in Isjum Sondertribunal

    Nach den Leichenfunden in der von Kiew zurückeroberten ostukrainischen Stadt Isjum hat der tschechische Aussenminister Jan Lipavsky die rasche Einsetzung eines internationalen Sondertribunals gefordert. «Im 21. Jahrhundert sind solche Attacken gegen die Zivilbevölkerung undenkbar und abscheulich», schrieb der Politiker am Samstag bei Twitter. Er machte Russland dafür verantwortlich, in der Region «Massengräber» mit den Leichen von Hunderten erschossenen und gefolterten Menschen hinterlassen zu haben.

    «Wir dürfen darüber nicht hinwegsehen. Wir fordern die Bestrafung aller Kriegsverbrecher», schrieb Lipavsky weiter. Tschechien hat noch bis zum Jahresende die rotierende EU-Ratspräsidentschaft inne. Auch die Ukraine fordert, Moskau wegen schwerer Kriegsverbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.

    Kiew hatte zuletzt bei einer Gegenoffensive im Osten des Landes von Russland besetztes Gebiet zurückerobert. In Isjum wurden nach Angaben aus Kiew mehr als 400 Leichen gefunden. Die Menschen sollen ums Leben gekommen sein, als Russland die Stadt Ende März beschossen habe.

  • 14.42 Uhr

    Biden warnt Russland vor Einsatz nuklearer Waffen

    US-Präsident Joe Biden hat Russland vor dem Einsatz nuklearer Waffen im Krieg gegen die Ukraine gewarnt. «Sie würden in der Welt noch mehr zum Ausgestossenen werden, als sie es je waren», sagte Biden in einem Interview der Sendung «60 Minutes» des US-Fernsehsenders CBS.

    Auf die Frage, wie die US-Regierung in so einem Fall reagieren würde, antwortete Biden: «Sie glauben, ich würde es Ihnen sagen, wenn ich genau wüsste, was es sein würde? Natürlich werde ich es Ihnen nicht sagen.» Biden machte aber deutlich, dass es schwerwiegende Folgen haben würde. «Es würde das Gesicht des Krieges verändern, wie nichts anderes seit dem Zweiten Weltkrieg.» Das vollständige Interview soll am Sonntag ausgestrahlt werden.

    US-Präsident Joe Biden hat Russland schwerwiegende Konsequenzen angekündigt, falls es Massenvernichtungswaffen einsetzen sollte. 
    US-Präsident Joe Biden hat Russland schwerwiegende Konsequenzen angekündigt, falls es Massenvernichtungswaffen einsetzen sollte. 
    Bild: Keystone
  • 14.15 Uhr

    Gouverneure melden russischen Beschuss mehrerer Regionen

    Russland hat nach ukrainischen Angaben mehrere Gegenden in der Ukraine beschossen. Durch einen Raketenangriff am Samstag sei ein Feuer im Industriegebiet von Charkiw verursacht worden, teilte der regionale Gouverneur Oleh Synjehubow mit.

    In der Region Saporischschja im Süden sei eine Person durch russischen Beschuss der Stadt Orichiw verletzt worden, gab der ukrainische Gouverneur Oleksandr Staruch bei Telegram an. Die russischen Soldaten hätten auch zwei Dörfer in der Gegend beschossen. Dabei seien mehrere zivile Einrichtungen zerstört worden.

    Auch die zentralukrainische Region Dnipropetrowsk sei über Nacht beschossen worden, teilte Gouverneur Walentyn Resnitschenko mit. Russland habe sechs Angriffe gestartet. Es seien mehr als 90 Geschosse abgegeben worden.

    Ein russischer Kampfjet feuert Raketen über der Ukraine ab. (Archiv)
    Ein russischer Kampfjet feuert Raketen über der Ukraine ab. (Archiv)
    Bild: Russisches Verteidigungsministerium via AP
  • 13.58 Uhr

    Kraftwerk in Slowjansk durch russichen Beschuss beschädigt

    Die Ukraine meldet russische Angriffe auf mehrere Städte in der ostukrainischen Region Donezk. Das berichtet die Zeitung «Kyiv Independent». Demnach teilte der Gouverneur der Region, Pavlo Kyrylenko mit, dass das Wärmekraftwerk in Sloviansk beschädigt worden sei.

    Ebenfalls seien durch russischen Beschuss zwei Zivilisten in den Städten Bachmut und Swjatohirsk gestorben und elf weitere  verletzt worden. Moskau teilte laut dem Nachrichtensender ntv mit, man habe ukrainische Stellungen in den Regionen Cherson, Mykolajiw, Charkiw und Donezk angegriffen. 

  • 13.05 Uhr

    Lastwagen-Konvoi mit Treibstoff erreicht AKW Saporischschja

    Ein Konvoi von 25 Lastwagen mit Diesel-Treibstoff und anderen wichtigen Vorräten hat nach Angaben des ukrainischen Kernkraftwerksbetreibers Energoatom die Atomanlage Saporischschja in der Ukraine erreicht. Die Lastwagen konnten am Freitag russische Kontrollposten passieren, um Ersatzteile für Reparaturen beschädigter Stromleitungen, Chemikalien für den Betrieb der Anlage und zusätzlichen Treibstoff für Notfall-Dieselgeneratoren an das größte Atomkraftwerk Europas zu liefern, wie Energoatom mitteilte.

    Das AKW mit sechs Reaktoren war im März von russischen Streitkräften eingenommen worden, wird aber weiterhin von ukrainischem Personal betrieben. Der letzte laufende Reaktor war am (vergangenen) Sonntag heruntergefahren worden, nachdem nach Stromausfällen wegen Beschusses grundlegende Sicherheitssysteme gefährdet waren. Für den Beschuss der Anlage machen sich die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich.

    Ein Blick auf das Kernkraftwerk Saporischschja und den Fluss Dnipro auf der anderen Seite von Nikopol. (Archiv)
    Ein Blick auf das Kernkraftwerk Saporischschja und den Fluss Dnipro auf der anderen Seite von Nikopol. (Archiv)
    Evgeniy Maloletka/AP/dpa
  • 11.30 Uhr

    Nato: Sanktionen schränken Russlands Waffenproduktion ein

    Die Sanktionen der westlichen Staaten schränken Russlands Fähigkeit ein, moderne Waffen für den Krieg in der Ukraine zu bauen. Das sagte der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Rob Bauer, der Nachrichtenagentur Reuters.

    Der niederländische Admiral erklärte: «Sie werden durch die Sanktionen immer mehr behindert – weil einige der Komponenten, die sie für ihre Waffensysteme benötigen, aus der westlichen Industrie stammen». Man sehe jetzt die ersten ernsthaften Anzeichen dafür, dass es Russland nun zunehmend schwerfalle, Marschflugkörper und fortschrittlichere Waffensysteme zu ersetzen. Trotz der Sanktionen könne Russland jedoch noch «eine Menge Munition» herstellen, erklärte Bauer. 

    Russisches BM-21-Mehrfachraketenwerfersystem im Einsatz in der Ukraine. (Archiv)
    Russisches BM-21-Mehrfachraketenwerfersystem im Einsatz in der Ukraine. (Archiv)
    Bild: Russisches Verteidigungsministerium 
  • 9.55 Uhr

    London: Russland verteidigt Nachschublinie bei Swatowe

    Die russischen Truppen verstärken in der Ostukraine nach britischer Einschätzung ihre Stellungen gegen ukrainische Angriffe. Die Russen hätten eine Defensivlinie zwischen dem Fluss Oskil und der Kleinstadt Swatowe im Gebiet Luhansk errichtet, teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Die Ukrainer würden hier ihre Offensive fortsetzen. Russland wolle aber unbedingt die Kontrolle behalten, weil durch dieses Gebiet eine der wenigen Nachschubrouten führe, die noch von russischen Einheiten kontrolliert werde, hiess es.

    Zudem verlaufe die Abwehrlinie entlang der Grenze des Gebiets Luhansk, dessen «Befreiung» eines der wichtigsten russischen Kriegsziele sei. «Ein deutlicher Gebietsverlust in Luhansk wird die russische Strategie deutlich untergraben», betonte das Ministerium. «Russland wird wahrscheinlich versuchen, dieses Gebiet hartnäckig zu verteidigen, aber es ist unklar, ob die russischen Truppen an der Front über ausreichende Reserven oder angemessene Moral verfügen, um einem weiteren konzertierten ukrainischen Angriff standzuhalten.»

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

  • 8.10 Uhr

    Scholz: Gespräche mit Putin «im Ton immer freundlich» geblieben

    Die Telefonate mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine hat der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz einem Medienbericht zufolge als «im Ton immer freundlich» bezeichnet. Dies sei so gewesen, auch wenn es «in der Sache sehr, sehr unterschiedliche, ja weit unterschiedliche Ansichten» gebe, die er klar vorgetragen habe, sagte Scholz im «Interview der Woche» des Deutschlandfunks. Wenn er alle Gespräche zusammenfasse, die er in letzter Zeit mit Putin geführt habe, so habe es «durchaus Bewegungen gegeben». Diese seien nur nicht sehr weitreichend gewesen, sagte Scholz.

    Der Kanzler hatte nach mehrmonatiger Unterbrechung am Dienstag wieder mit Putin telefoniert. Das Gespräch dauerte nach Angaben der Bundesregierung 90 Minuten. Scholz habe dabei darauf gedrungen, dass es so schnell wie möglich zu einer diplomatischen Lösung des russischen Krieges in der Ukraine komme, die auf einem Waffenstillstand, einem vollständigen Rückzug der russischen Truppen und Achtung der territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine basiere.

     Russlands Präsident Wladimir Putin (links) und Bundeskanzler Olaf Scholz bei ihrem letzten persönlichen Treffen im Kreml. 
     Russlands Präsident Wladimir Putin (links) und Bundeskanzler Olaf Scholz bei ihrem letzten persönlichen Treffen im Kreml. 
    Bild: Mikhail Klimentyev/Russian President Press Office/Sputnik/dpa
  • 7.15 Uhr 

    Selenskyj berichtet von russischen Folterkammern in Charkiw

    Nach dem Fund Hunderter Leichen in der von der russischen Besatzung befreiten ostukrainischen Stadt Isjum hat Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew eine Reaktion der Weltgemeinschaft auf die Verbrechen Moskaus gefordert. Aktuell seien mehr als 440 Gräber in der Nähe von Isjum im befreiten Gebiet Charkiw gefunden worden. «Es ist zu früh, etwas über die Zahl der dort begrabenen Menschen zu sagen, die Ermittlungen dauern an», sagte Selenskyj in einer am Freitagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft.

    Die Welt dürfe nicht zusehen, wie der «Terrorstaat» Russland töte und foltere, mahnte der 44-Jährige. Russland müsse mit noch härteren Sanktionen bestraft werden. «Es gibt bereits klare Beweise für Folter, erniedrigende Behandlung von Menschen. Ausserdem gibt es Beweise, dass russische Soldaten, deren Positionen nicht weit von dieser Stelle waren, auf die Beerdigten einfach aus Spass geschossen haben», sagte Selenskyj.

    Russland habe agiert wie im Frühjahr in Butscha, einem Vorort der Hauptstadt Kiew, wo gefesselte Leichen von Zivilisten gefunden worden waren. Selenskyj begrüsste, dass die Vereinten Nationen nun Experten schicken wollen, um die Taten «russischer Terroristen» zu erfassen.

    Selenskyj berichtete zudem, dass nach dem Rückzug der russischen Armee aus dem Gebiet Charkiw Folterkammern in Städten gefunden worden seien. Dort seien Zivilisten, darunter auch Ausländer, gefangen gehalten worden. Sieben Medizinstudenten aus Sri Lanka seien gerettet worden und würden nun versorgt. «Wir werden den Zugang gewährleisten, um der Welt zu sagen, dass der Russismus verurteilt werden muss.» Der Präsident erinnerte an die Initiative Kiews für ein internationales Tribunal, um Russland wegen seines Verbrechens der Aggression gegen die Ukraine zu bestrafen

    Ein russicher Panzer passiert am 16. September einen ehemaligen russischen Kontrollpiunkt bei Isjum.
    Ein russicher Panzer passiert am 16. September einen ehemaligen russischen Kontrollpiunkt bei Isjum.
    Bild: Keystone
  • 6.16 Uhr

    Bolsonaro setzt auf friedliche Lösung im Ukraine-Krieg

    Wenige Wochen vor der Präsidentenwahl in Brasiliens hat sich Präsident Jair Bolonaro für ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ausgesprochen. «Wir sind Brüder, wir wollen das Wohl des anderen. Wir hoffen auf Frieden, und Brasilien wird alles tun, was es bisher getan hat, um den Frieden zu erreichen», sagte Bolsonaro bei einem Wahlkampfauftritt in Prudentópolis, wie das brasilianische Nachrichtenportal «G1» am Freitagabend (Ortszeit) berichtete. Die Stadt Prudentópolis gilt als Brasiliens «Kleine Ukraine».

    Drei Viertel der 53'000 Einwohner sind Nachkommen von Ukrainern, Dutzende Kirchen mit Zwiebeltürmen und Kuppeln schmücken die Stadt und die Umgebung. Brasilien hat Schätzungen zufolge rund 600'000 ukrainischstämmige Einwohner, die vor allem im Süden des Landes angesiedelt sind. Städte im Inneren des Bundesstaates Paraná wie Guarapuava und Prudentópolis nahmen einige Flüchtlinge aus der Ukraine auf.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Position Bolsonaros im Ukraine-Krieg kritisiert. Brasiliens rechter Präsident verfolgt angesichts des seit fast sieben Monaten andauernden Kriegs nach eigenen Angaben eine Linie des «Gleichgewichts». Wenige Tage vor Beginn des Kriegs im Februar hatte Bolsonaro Russland besucht und den russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen. Dies diente laut Bolsonaro der Verbesserung der Handelsbeziehungen. Der Besuch löste in Brasilien angesichts des Zeitpunkts Empörung aus.

    Brasiliens Staatsoberhaupt Bolsonaro hat sich bei einem Wahlkampfauftritt für eine friedliche Lösung im Krieg in der Ukraine ausgesprochen. (Archiv) 
    Brasiliens Staatsoberhaupt Bolsonaro hat sich bei einem Wahlkampfauftritt für eine friedliche Lösung im Krieg in der Ukraine ausgesprochen. (Archiv) 
    Bild: Andre Penner/AP/dpa