Übergang in nächste Phase Die Zahlen steigen – warum streicht Berset die Gratis-Tests für Ungeimpfte?

lmy

11.8.2021

Der Bundesrat will die Corona-Massnahmen nicht lockern, aber trotzdem in die nächste Phase übergehen. Bald sollen Ungeimpfte ihre Tests selber bezahlen, wenn sie keine Symptome haben.

lmy

11.8.2021

Der Bundesrat hält an den geltenden Corona-Massnahmen vorerst fest. Dies hat er in seiner ersten Sitzung nach den Sommerferien beschlossen. Trotzdem soll der Übergang in die Normalisierungsphase erfolgen, wie Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch vor den Medien sagte.

Verschärfungen der Massnahmen soll es nur noch geben, wenn eine Überlastung der Spitäler droht. Ausserdem ruft der Bundesrat alle zum Impfen auf, die das noch nicht getan haben – ab 1. Oktober sollen Ungeimpfte Tests auch selber bezahlen, wenn sie keine Symptome haben.

Der Bundesrat schickt diese Vorschläge in die Vernehmlassung und will am 25. August definitiv darüber entscheiden.

Warum sind Tests nicht mehr kostenlos?

Ab dem 1. Oktober sollen Tests für asymptomatische Personen nicht mehr gratis sein. Auch für die fünf Selbsttests pro Monat sollen Ungeimpfte oder Genesene dann bezahlen müssen. Ausnahme sind vorgesehen für Kinder bis zwölf Jahren und Personen, die sich nicht impfen lassen können.

An der Massenteststrategie will der Bundesrat aber festhalten und weiterhin die Kosten für repetitive Tests in Schulen, Unternehmen, Spitälern und Pflegeheimen übernehmen. 

Berset verneinte, dass diese Massnahme auf die Ungeimpften und die Jungen abziele. Aber wer sich regelmässig testen lasse, könne die Kosten dafür nicht lange auf die Gesellschaft abwälzen. Auch sollen Impfunwillige animiert werden, sich doch noch impfen zu lassen. Man habe nun Wahlmöglichkeiten und müsse selber die Verantwortung tragen.

Tests müssen unter Umständen bald selber bezahlt werden.
Tests müssen unter Umständen bald selber bezahlt werden.
KEYSTONE

Kann ich mir einfach einen Gratis-Test erschleichen?

Ein Journalist meinte an der Medienkonferenz, es sei doch einfach, Symptome vorzutäuschen und so an einen kostenlosen Test zu kommen. Diese Gefahr bestehe sicher, meinte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit – eventuell seien noch Einschränkungen nötig. Auch Alain Berset gab zu, dass hier noch Klärungsbedarf bestehe. In der Vernehmlassung müsse sich noch genauer herauskristallisieren, wie man solchen Tricksereien einen Riegel schieben könne.

Da es sich beim fraglichen Test um einen Speicheltest handle, bei dem es einige Zeit dauere, bis das Resultat vorliege, sei die Gefahr aber vermutlich überschaubar, meinte Mathys. Wer Symptome vortäusche, wenn er am Nachmittag einen Test mache, um am Abend in den Club zu gelangen, werde sein Ziel schon aus zeitlichen Gründen nicht erreichen.

Wie geht es weiter mit der Impfung?

Bisher haben 55 Prozent der Bevölkerung eine Impfung bekommen, doch seit Anfang Juli stagniert die Impfkampagne. Berset betonte, dass die Impfung nach wie vor der wirksamste Weg sei, sich vor der Ansteckung und einem schweren Verlauf zu schützen. Wer dies nicht tue, könne sich nun nicht mehr auf den Schutz durch den Staat verlassen.

Entsprechend ermutigt der Bundesrat ungeimpfte Personen, dies so bald wie möglich nachzuholen. Nächste Woche startet eine neue Kampagne, die über die Impfung informiert. So hofft Berset, jene zu erreichen, die bisher noch gezögert hätten, etwa wegen der Ferien.

Also gehen wir in die Normalisierungsphase?

Genau. Der Bundesrat geht davon aus, dass alle eine Impfung bekommen haben, die das wollten. Doch ganz aufgehoben werden die verbliebenen Schutzmassnahmen noch nicht. Die Entwicklung der epidemiologischen Lage sei noch zu unsicher, etwa wegen der Ferienrückkehrer und der Ausbreitung der Delta-Variante.



Was ändert sich nun konkret?

Unmittelbare Folgen für die Bevölkerung hat der Wechsel von der Stabilisierungs- in die Normalisierungsphase nicht. Berset glaubt aber, dass sich im Alltag doch viel ändern wird. Es gehe nun nicht mehr in erster Linie darum, Ansteckungen zu verhindern, sondern darum, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Steigende Fallzahlen werden nun explizit in Kauf genommen.

Wann können wir mit den nächsten Lockerungen rechnen?

Am 1. September will der Bundesrat die Lage erneut beurteilen und über die Aufhebung der verbliebenen Massnahmen – wie der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr oder der Beschränkungen für private Treffen – diskutieren. Voraussetzung dafür ist, dass eine Überlastung der Spitäler ausgeschlossen werden kann. Fixe Richtwerte gibt es dafür aber nicht.