Rentenalter erreicht Die SMS wird 30 Jahre alt

DPA/dj

3.12.2022 - 20:00

Zur Hochzeit der SMS sahen die Handys so aus.
Zur Hochzeit der SMS sahen die Handys so aus.
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Mit dem Gruss «Merry Christmas» begann vor 30 Jahren das Zeitalter der Kurznachrichten (SMS) auf dem Mobiltelefon. Anfänglich als Nischentechnologie belächelt, eroberte der Short Message Service die Welt – um dann von Whatsapp und Co. auch wieder verdrängt zu werden.

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Der Short Message Service (SMS) kennt wie so viele technische Innovationen viele Eltern. Wer zuerst auf die bahnbrechende Idee kam, ungenutzte Kapazitäten im Mobilfunknetz für das Senden und Empfangen von Kurznachrichten zu verwenden, bleibt unter Historiker*innen umstritten. Das erste tragfähige Konzept – da sind sich die Expert*innen einig – stammte 1985 vom deutsche Bundespost-Manager Friedhelm Hillebrand.

Anfangs wurde der deutsche Mobilfunkpionier noch belächelt, vor allem weil er der Machbarkeit zuliebe die SMS auf eine Länge von 160 Zeilen beschränkt hatte. Der studierte Elektrotechniker war sich sicher, dass 160 Zeichen völlig ausreichen, um interessante Nachrichten zu transportieren: Er argumentierte damit, dass bei Fax und Postkarte meist auch nicht mehr Zeichen verwendet werden.

Die Briten waren die ersten

Das Versenden der weltweit ersten SMS war dann aber dem britischen Softwareentwickler Neil Papworth im Auftrag von Vodafone vergönnt. Er probierte vor 30 Jahren, am 3. Dezember 1992, die neue Übertragungstechnik aus und sendete von seinem Computer aus die berühmt gewordenen 14 Buchstaben «Merry Christmas» (Fröhliche Weihnachten) auf das Handy des Vodafone-Managers Richard Jarvis. Ein Mobiltelefon, mit dem man eine SMS hätte schreiben können, gab es damals noch nicht.

Kommerziell startete der neue Dienst dann 15 Monate später auf der Computermesse CeBIT 1994 in Hannover. Die Preise waren aus heutiger Sicht gesalzen. 

Der SMS-Boom der folgenden Jahrzehnte spülte den Telekommunikationsanbietern dafür Gewinne in Milliardenhöhe in die Kassen. Er änderte aber auch die Art und Weise, wie insbesondere Jugendliche untereinander kommunizieren.

Texteingabe war komplizert

Dabei war Eingabe der Texte im Vergleich zu den Smartphones heute kompliziert: Es gab keine Buchstaben-Tastatur, sondern nur die Ziffern von 0 bis 9 sowie * und #. Jede Ziffer wurde mehrfach mit Buchstaben belegt. Wer zum Beispiel den Buchstaben f schreiben wollte, musste drei Mal hintereinander auf die Taste 3 drücken.

Diese Umstände förderten einen Abkürzungsjargon, den heute noch manche bei Whatsapp und Co. verwenden. So stehen die Buchstaben «hdg» für «Hab Dich gern» oder GN8 für Gute Nacht. Akla? (Alles klar?)

SMS hat ausgedient

Inzwischen nutzen nur noch wenige Menschen die SMS für ihre private oder berufliche Kommunikation. Milliarden-Gewinne wird die SMS nicht mehr produzieren, weil die internet-basierten Messengerdienste sich durchgesetzt haben.

Sie sind komplett kostenlos oder kosten nur eine kleine Startgebühr wie Threema aus der Schweiz. Ausserdem können Nachrichten-Apps wie Whatsapp, ICQ, iMessage, Signal, Telegram, Viber oder Wire die Inhalte durch eine Verschlüsselung schützen.

SMS-Nachfolger stockt

Inzwischen bieten die Netzbetreiber mit RCS (Rich Communication Services) einen eigenen SMS-Nachfolger an, der auch eine Verschlüsselung bietet. RCS konnte sich aber bislang weder in der Schweiz noch international richtig durchsetzen.

Das liegt vor allem an der Tatsache, dass RCS nur auf der Android-Plattform von Google unterstützt wird. Apple verwendet beim iPhone mit iMessage einen eigenen SMS-Nachfolger, der nicht mit RCS kompatibel ist.

Daran wird sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern. Apple-Chef Tim Cook erteilte unlängst auf einer Konferenz dem RCS-Standard eine Absage: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Nutzer von uns verlangen, dass wir da viel Energie reinstecken.»

Zuvor hatte ein Konferenzteilnehmer gesagt, dass er seiner Mutter, die ein Android-Smartphone besitzt, gerne vom iPhone aus ein Video zusenden würde. «Kauf Deiner Mutter ein iPhone», antwortete Cook lakonisch.