Gegen Überfüllung App-Anmeldung für Strandbesuch an Ostsee geplant

dpa/dj

8.6.2020

Am Strand der Gemeinde Scharbeutz im Kreis Ostholstein. 
Am Strand der Gemeinde Scharbeutz im Kreis Ostholstein. 
Source: dpa

Die deutschen Ostseestrände fürchten einen Massenansturm. Moderne Technik soll helfen, App statt Handtuch heisst die Devise.

Handtuch über der Liege war gestern. Eine neue App soll künftig an der Ostsee regeln, wer wann an den Strand darf. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther will in der Urlaubszeit während der Corona-Krise auf die Buchung von Küstenabschnitten per Smartphone setzen. 

«Man kann über die App anmelden, dass man in einem bestimmten Zeitraum an einen Strandabschnitt will», sagte der CDU-Politiker dem «Tagesspiegel am Sonntag» zu den Plänen für das Buchungssystem. «Wenn dort noch Platz ist, bucht man sich ein und hat dann eine Zugangsberechtigung.» Die Gemeinde Scharbeutz an der Lübecker Bucht hat das System nach seinen Angaben entwickelt, jetzt könnte es auch von anderen Orten genutzt werden.

Günther kündigte an: «Wir werden weiter stark kontrollieren. Dass alle dicht an dicht wie in der Sardinenbüchse liegen, wird es bei uns nicht geben.» Den Verlauf des Himmelfahrts- und des Pfingstwochenendes wertete der Ministerpräsident als gutes Zeichen für den Tourismus in Schleswig-Holstein. «Beide Wochenenden sind in den Tourismusorten gut verlaufen. Es gab gelegentlich Absperrungen, wenn zu viele Tagesgäste kamen. Aber der erste Test auf die Sommersaison hat funktioniert.»



App soll zu den Sommerferien fertig sein

Der Kieler Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) hatte schon Mitte Mai Überlegungen für Beschränkungen angestellt, um zu grosse Menschenansammlungen zu verhindern. Da werde es vielleicht darum gehen, für einige Strandabschnitte Reservierungen vorzunehmen – per App oder mit einem Ticketsystem, hatte er damals erklärt.

Die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer, die auch schon mal die Zugänge in ihren Ort hat sperren lassen, um den Ansturm zu begrenzen, setzt auf die App, die vor allem den Tagestourismus lenken soll. Urlauber, die ein Zimmer im Ort gebucht haben, bekämen über ihre Kurkarte einen Zugang, sagte Schäfer vor einigen Tagen «Zeit online». Auch Einheimische könnten immer an den Strand. «Für die restlichen Strandplätze wird man sich dann als Tagestourist vorab ein Ticket reservieren müssen», sagte sie. Dieses System lasse sich aber nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampfen. «Unser Ziel ist der Beginn der Sommerferien, aber das wird sehr sportlich.»

Dass die Sorge vor zu vielen Menschen an den Stränden und Promenaden berechtigt ist, zeigte das Pfingstwochenende. Da waren in vielen Küstenorten keine Strandkörbe mehr zu bekommen, und die Orte Scharbeutz und Haffkrug liessen am Montagnachmittag teilweise keine weiteren Gäste mehr rein.

Etwas lockerer in der Schweiz

In der Schweiz, in der es schon weitreichendere Lockerungen als in Deutschland gibt, sind so strenge Zugangsbeschränkungen nicht verbreitet. Aber das Schwimmbad in Suhr beispielsweise liess Gäste nur mit online gebuchten Zeitfenster-Tickets herein. Im Zuge der Lockerungen ab dem 6. Juni wurde dieses Procedere inzwischen aufgegeben.

Das Sportamt Zürich setzt zur Steuerung der Besucher seiner Schwimmbäder auf Informationen im Netz. Auf einer speziellen, mobil optimierten Seite kann man in Echtzeit sehen, wie viele Gäste ein bestimmtes Badi derzeit hat und ob es noch freie Kapazitäten gibt. Die Eintritte lassen sich aber auch offline direkt vor Ort kaufen.

Wie voll die Zürcher Badis sind, erfährt man schon, bevor man sich auf den Weg macht.
Wie voll die Zürcher Badis sind, erfährt man schon, bevor man sich auf den Weg macht.
dj

Auch der Zoo Zürich setzt seit seiner Wiedereröffnung am 6. Juni auf Online-Tickets, mit denen man garantiert Einlass bekommt. Restkarten sind allerdings auch hier noch vor Ort erhältlich.

Bilder des Tages

Zurück zur Startseite