Spionagesoftware Apple zieht in Krieg gegen Spyware-Firma NSO Group

Von Dirk Jacquemien

24.11.2021

Bald könnte bei der NSO Group Kisten packen angesagt sein. 
Bald könnte bei der NSO Group Kisten packen angesagt sein. 
Getty Images

Nach Facebook hat nun auch Apple Klage gegen den israelischen Spyware-Hersteller NSO Group eingereicht. Der iPhone-Hersteller will keinerlei Gnade zeigen, die NSO Group steht wohl vor dem Aus.

Von Dirk Jacquemien

24.11.2021

Apple hat vor einem US-Bundesgericht Klage gegen den Hersteller der Spionagesoftware Pegasus, die israelische NSO Group, eingereicht. Mit Pegasus, das von der NSO Group an zahlreiche autoritäre Staaten verkauft wurde, wurden wiederholt iPhone-Nutzer*innen angegriffen.

In der Klageschrift sparen die Apple-Anwält*innen nicht mit harten Worten. Die NSO Group bestehe aus «anrüchigen Hackern» und «amoralischen Söldnern des 21. Jahrhunderts». Apple werde der NSO Group «kein Pardon geben», so zudem noch Apples Sicherheitschef Ivan Krstic zur «New York Times».

Sicherheitslücke bei iMessage ausgenutzt

Die Klage fokussiert sich auf Angriffe in diesem Jahr, die durch eine Sicherheitslücke in iMessage möglich waren. Die Bürgerrechtsorganisationen Citizen Lab und Amnesty International machten die Lücke mit dem Namen «Forcedentry» publik. Mittels dieser war es möglich, iPhones mit dem damals neusten iOS 14 unbemerkt auszuspionieren.

Im Visier waren vor allem Aktivist*innen und Journalist*innen. Später kam heraus, dass auch hochrangige Politiker*innen durch Pegasus ausspioniert wurden, darunter der französische Präsident Emmanuel Macron.



US-Sanktionen gegen NSO Group

Diese Enthüllungen haben die NSO Group, die schon seit Jahren in der Kritik steht, schwer ins Trudeln geraten lassen. Die US-Regierung verhängte Sanktionen gegen das Unternehmen, der neue CEO der NSO Group gab bereits vor der Amtsübernahme auf und die Rating-Agentur stufte die Anleihen des Unternehmens auf «Ramsch»-Status zurück — der baldige Zahlungsausfall droht.

Auch die Unterstützung in Israel zeigt erste Risse. Die Regierung hatte die NSO Group und ihre Produkte häufig für geopolitische Zwecke eingesetzt. Als zusätzlicher Anreiz bei der Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zu arabischen Golfstaaten wurde oftmals die Nutzung von Pegasus angeboten. Nun bezeichnet der neue Premierminister Naftali Bennett die NSO Group kühl als «Privatunternehmen», das nichts mit der Regierungspolitik zu tun habe. 

Facebook schritt voran

Die Klage des Billionenkonzerns Apple mit seiner Armee an Spitzenanwälten könnte das endgültige Ende der NSO Group werden. Apple fordert Unterlassung und Schadensersatz, den es an Bürgerrechtsgruppen weiterreichen will. Apple ist aber noch nicht einmal der erste Silicon Valley-Gigant, der gegen die Spionagefirma vorgeht.

Bereits 2019 hatte das damalige Facebook und heutige Meta Klage vor einem US-Gericht gegen die NSO Group eingereicht. Die NSO Group hatte nämlich auch WhatsApp ins Visier genommen. Hier gab es kürzlich einen wichtigen Zwischensieg für Meta, der auch Apple bestärkt haben dürfte. Die NSO Group nahm für sich in Anspruch, staatliche Immunität zu geniessen, da ihre Produkte von Staaten genutzt würden. Dieses Argument lehnte ein US-Berufungsgericht vollumfänglich ab.

Die NSO Group ist sich weiterhin keiner Schuld bewusst. «Tausende von Leben» seien durch die Technologie des Unternehmens gerettet worden. Man entwickele Werkzeuge, um gegen «Terroristen und Pädophile» zu kämpfen.