Social Media-KriseAuch Snapchat schwächelt beim Werbegeschäft
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24.5.2022 - 11:06
Nach einem Dämpfer für das Werbegeschäft von Snapchat durch Russlands Krieg in der Ukraine waren die Prognosen für das laufende Vierteljahr bereits vorsichtig. Doch auch sie können wohl nicht gehalten werden.
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24.05.2022, 11:06
24.05.2022, 11:07
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Die Macher*innen der Foto-App Snapchat haben die Anleger*innen mit kassierten Prognosen für das laufende Quartal schockiert: Die Aktie stürzte im nachbörslichen Handel um rund 31 Prozent ab.
Es sei wahrscheinlich, dass die Ziele bei Umsatz und operativem Gewinn verfehlt werden, teilte die Firma Snap mit. Seit der Prognose vor einem Monat habe sich das Konjunktur-Umfeld weiter verschlechtert – und zwar schneller als erwartet.
Snap ist darauf angewiesen, dass Werbekund*innen bereit sind, für verschiedene Arten von Anzeigenprodukten auf der Plattform Geld auszugeben. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit werden sie oft zurückhaltender.
Chef Spiegel kündigt Sparkurs an
Snap hatte bereits im April vorsichtige Töne eingeschlagen, nachdem das Geschäft im ersten Quartal unter anderem vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine gebremst wurde. Die Warnung offenbart nun eine rapide Verschlechterung des Geschäfts. Ins Jahr gestartet war Snap so stark, dass es im ersten Quartal noch ein Umsatzplus von 38 Prozent gab – obwohl nach der russischen Invasion viele Werbekunden zeitweise ihre Kampagnen gestoppt hatten. Für das laufende Vierteljahr stellte Snap dann nur noch ein Wachstum von 20 bis 25 Prozent in Aussicht, da die Firma bereits mit Gegenwind unter anderem durch Inflationssorgen rechnete. Doch auch diese Erwartung wird wohl verfehlt.
Mitgründer und Chef Evan Spiegel will nun verstärkt sparen. So kündigte er in einer E-Mail an die Mitarbeiter*innen weniger Neueinstellungen an, wie unter anderem die «Financial Times» und das Tech-Blog «The Verge» berichteten. Auch sollen Manager*innen demnach ihre Bereiche auf mögliche Kostensenkungen prüfen.
Snapchat war vor allem mit von alleine verschwindenden Bildern bekannt geworden, ist inzwischen aber auch eine Plattform für Shopping und Medieninhalte. Insbesondere setzt Snap dabei auf die sogenannte erweiterte Realität (Augmented Reality, AR). Bei der Technologie werden digitale Inhalte auf dem Bildschirm in die echte Umgebung integriert. Snapchat lässt Konsument*innen so etwa Schuhe oder Kosmetik virtuell ausprobieren – und nimmt Geld von den Unternehmen dafür.
Anleger*innen werden bei der Snap-Aktie schnell nervös. So liessen sie den Kurs im vergangenen Herbst um ein Viertel fallen, nachdem die Firma stärker als erwartet von Apples verschärften Datenschutz-Regelungen auf dem iPhone betroffen war. Auch wenn nach dem ersten Quartalsgewinn zum Jahresende eine Gegenbewegung folgte: Vor einem Jahr notierte die Aktie noch bei über 60 Dollar, jetzt im nachbörslichen Handel nur noch bei 15,51 Dollar.
Die Investoren vermuteten angesichts der Probleme von Snap auch Unheil für andere Tech-Firmen, die von Werbeanzeigen abhängen. So ging es für die Facebook-Aktie im nachbörslichen Handel um rund sieben Prozent nach unten und für das Papier der Google-Mutter Alphabet um gut drei Prozent.