Chatbot-Papagei? Bard soll von ChatGPT abschreiben

Von Dirk Jacquemien

30.3.2023

Hat Bard bei ChatGPT gespickt?
Hat Bard bei ChatGPT gespickt?
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Schwerer Vorwurf an Googles Chatbot Bard: Ein ehemaliger Mitarbeiter wirft dem Unternehmen vor, beim grossen Konkurrenten ChatGPT abgeschrieben zu haben.

Von Dirk Jacquemien

30.3.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein ehemaliger Google-Mitarbeiter wirft dem Unternehmen vor, sich beim Konkurrenz-Chatbot ChatGPT bedient zu haben.
  • Google streitet das ab.
  • Sorge ist aber nun, dass sich Chatbots in Zukunft noch stärker miteinander beschäftigen und Fehler so multipliziert werden. 

Der Suchmaschinen-Marktführer Google hat vergangene Woche seinen Chatbot Bard lanciert, nachdem ihm die Konkurrenz von OpenAI und dessen Partnerin Microsoft zuvorgekommen waren. Zwar zunächst nur in den USA und Grossbritannien, aber zumindest konnte erstmals eine breite Öffentlichkeit testen, woran Google so lange werkelte.

Die Kritiken waren eher durchwachsen, die meisten Beobachter*innen halten ChatGPT von OpenAI sowie dessen Schwester Bing Chat von Microsoft für deutlich überlegen. Und nun erhebt ein ehemaliger Google-Mitarbeiter sogar noch den Vorwurf, dass Bard von ChatGPT abgeschrieben habe.

Google-CEO wurde gewarnt

Wie «The Information» berichtet, soll KI-Forscher Jacob Devlin Google-CEO Sundar Pichai und andere gewarnt haben, dass Bard mit Daten von ChatGPT trainiert werde. Genau genommen soll es die öffentlich zugängliche Website ShareGPT konsumiert haben, auf der ChatGPT-Nutzer*innen bemerkenswerte Konversationen mit dem Chatbot einreichen können.

Als seine Warnungen ignoriert wurden, habe Devlin Google verlassen und sei zu OpenAI gewechselt, so «The Information». Google bestreitet den Vorwurf: Bard nutze keinerlei Daten von ChatGPT oder ShareGPT, so ein Google-Sprecher zu «The Verge».

Bard selbst sagt auf Anfrage, dass er ShareGPT gelesen habe. Allerdings könnte das auch ein Fall von «Chatbot-Halluzination» sein, ein bekanntes Phänomen, bei dem sich Chatbots in falsche Antworten hineinsteigern. So hatte Bard auch mal behauptet, dass es mit Material von privaten Gmail-Accounts trainiert wurde, was Google ebenfalls vehement dementierte.

Droht uns die Chatbot-Spirale?

Die Episode könnte ein Vorzeichen auf die weitere Entwicklung von Chatbots sein. Wenn die Prognosen über die weite Verbreitung von durch künstliche Intelligenz generierte Texte eintreffen, dürften bald grosse Teile des Internets aus von Chatbots erstellten Inhalten bestehen.

Sprachmodelle, auf denen Chatbots aufbauen, werden aber wiederum mit massenhaft Texten grösstenteils aus dem Internet trainiert. Ein Rückkopplungseffekt würde entstehen und Falschinformationen oder Halluzinationen eines Chatbots könnten auch Teil des Geplappers anderer Chatbots werden.