Ausländische Hersteller hinken hinterher China setzt bei E-Autos Massstäbe

dpa/dj

26.4.2018

China setzt bei Autos massiv auf Elektromobilität. In den Grossstädten lassen sich kaum noch Benziner anmelden. Das wird zum Problem für die ehemals dominanten deutschen Autohersteller.

Die deutschen Autobauer drücken auf dem wichtigsten E-Automarkt China aufs Tempo. BMW feiert auf der seit Mittwoch laufenden Automesse in Peking die Weltpremiere des iX3, eines vollelektrischen SUV-Geländewagens, der 2020 auf den Markt kommen soll. Für das gleiche Jahr ist auch der Stromer EQA geplant, der am Messestand von Mercedes in Szene gesetzt wird. Volkswagen wirbt in opulenten Videos für seine neue Elektroflotte I.D., die nach der bisherigen Planung ab Ende 2019 vom Band laufen wird.

Im traditionellen Geschäft mit Benzinern, die auch in China noch immer den allergrössten Teil der Autoverkäufe ausmachen, sind die deutschen Hersteller seit zwei Jahrzehnten kaum zu schlagen - und eilen von einem Verkaufsrekord zum nächsten. Ihr Problem ist nur: Im Zukunftsmarkt E-Mobilität ziehen die Chinesen davon.

Wird China zur führenden Automacht?

Die Zeiten, in denen chinesische Hersteller für ihre «Reis-Schüsseln» mit lausiger Qualität, katastrophalen Crash-Tests und abgekupfertem Design belächelt wurden, sind definitiv vorbei - meint der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: «China ist dabei, die Industrieführerschaft in der Autoindustrie anzustreben.» Längst hätten sich die chinesischen Autobauer und Zulieferer zu veritablen Wettbewerbern im weltweiten Automarkt entwickelt.

Sie setzen auf die Froschtaktik: Statt sich ein aussichtsloses Duell mit deutschen Ingenieuren um die filigransten Motoren und Getriebe zu liefern, haben sie eine Technologiestufe übersprungen und konzentrieren sich auf die Entwicklung von E-Autos. Der Staat greift ihnen mit einer protektionistischen Industriepolitik unter die Arme. Die Deutschen investierten zwar entschlossen in die neue Technik - sind allerdings spät dran. «Deutsche Firmen haben noch nicht viel zu bieten, wenn es um E-Autos geht», sagt der chinesische Autoanalyst Jia Xinguang.

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Volkswagen will Milliarden investieren

Allein Volkswagen will bis 2022 mit seinem Partner in China 15 Milliarden Euro (18 Milliarden Franken) in die Hand nehmen, um in Zukunftstechnologien wie E-Mobilität und autonomes Fahren zu investieren. Mit Sol bringen die Wolfsburger in der zweiten Jahreshälfte eine neue E-Marke auf den chinesischen Markt. «Wir wollen in all diesen Schlüsselbereichen, in denen die Zukunft der Mobilität entschieden wird, vorne dabei sein», sagt VW-China-Chef Jochem Heizmann.

Bis dato hat die Marke VW in China allerdings noch kein einziges E-Auto auf der Strasse - anders als die chinesische Konkurrenz. BYD, der nach Verkaufszahlen grösste E-Hersteller des Landes, hat schon neun E-Modelle im Angebot.

Geely, der umtriebige Konzern des chinesischen Automilliardärs Li Shufu, der gerade knapp zehn Prozent an Daimler übernommen hat, verkauft mit seiner Kernmarke drei elektrische Fahrzeugtypen auf dem Heimatmarkt und will so schnell es geht ins Ausland expandieren. Auch junge chinesische E-Auto-Startups wie Byton und NIO haben globale Expansionspläne. 770'000 Autos mit elektrischem Antrieb wurden allein im vergangenen Jahr in China verkauft, fast alle davon von heimischen Anbietern.

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Neuzulassung von Benzinern fast unmöglich

Vor allem die Regierung in Peking treibt die rasante Entwicklung voran, mit der die Karten im globalen Automarkt neu gemischt werden sollen. Während es wegen Lotterien und Nummernschildversteigerungen kaum noch möglich ist, ein herkömmliches Auto in Peking oder Shanghai auf die Strasse zu kriegen, sind die Wartezeiten für die Zulassung von E-Autos deutlich kürzer.

Auch gibt es Subventionen für Autos mit Elektroantrieb, die als Teil der Lösung im Kampf gegen die dreckige Luft in den Metropolen gesehen werden. Vom kommenden Jahr an tritt dann noch eine Produktionsquote für E-Autos von zunächst zehn Prozent in Kraft. Dudenhöffer ist überzeugt, dass China bald nicht nur für E-Autos, sondern auch das autonome Fahren den Takt angeben wird.

Als Antwort auf US-Firmen wie Google, Uber oder Tesla forschen etwa der chinesische Suchmachschinen-Betreiber Baidu oder der Handelsriese Alibaba an der fahrerlosen Technik. Während jüngst zwei tödliche Unfälle mit autonomer Technik die Branche in den USA ausgebremst hat, beschleunigen die Chinesen ihre Bemühungen und haben Strassentests für selbstfahrende Autos zugelassen.

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