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Privatsphäre
Chinesische App spioniert auch Touristen aus
hst
2.7.2019

Die chinesische Anwendung BXAQ oder Feng Cai wird ins Land Einreisenden ohne ihr Wissen aufs Smartphone gebracht. Danach sind sie leicht aus der Ferne ausspionierbar.
Wer auf dem Landweg über Kirgisistan oder Kasachstan nach China, genauer gesagt in die Region Xinjiang, einreist, muss damit rechnen ausspioniert zu werden. An der Grenze müssen nämlich mitunter auch Touristen ihre Smartphones ab- und ihren Entsperr-Code angeben. Die Grenzpolizei installiert unter Umständen dann auf Android-Geräten eine App namens BXAQ oder Feng Cai (Honigbiene).
Die Anwendung greift unter anderem Termine, Telefonbucheinträge und Textnachrichten ab. Ausserdem durchsucht sie das Smartphone nach Dokumenten, die aus chinesischer Sicht terroristisch sind. Ein Tourist hat die App Journalisten der Süddeutsche Zeitung übergeben. Mit Hilfe von Fachleuten der Sicherheitsfirma Cure53 und der Ruhr-Universität Bochum wurde die Applikation analysiert. Journalisten von «Motherboard», «NDR», «The Guardian und New York Times» haben die Recherche unterstützt.
Dass China seine Bewohner im Allgemeinen und die vor allem in der Region Xinjiang beheimatete Minderheit der Uiguren im Speziellen überwacht, ist bekannt. Dass es auch Touristen trifft, dürfte zumindest für die breite Öffentlichkeit neu sein. Das Reich der Mitte kommentierte die Medienberichte nicht.
Dass in erster Linie Android-Smartphones von der Überwachung betroffen sind, liegt nahe. Denn auf diesen lässt sich nach entsprechenden Einstellungen jede App aus inoffziellen Quellen installieren. iPhones müssen einem sogenannten Jailbreak unterzogen werden. Wie den Berichten zu entnehmen ist, sollen auch Apple-Geräte an der Grenze durchsucht werden. Wie genau, ist allerdings nicht zu lesen.
Bildergalerie: Digitale Überwachung in China

Rongcheng, China: Auf einer Tafel sind sogenannte Modellbürger abgebildet, die im neuen Sozialkredit-System eine besonders hohe Punktzahl erreicht haben.
Bild: dpa

Die ostchinesische Küstenstadt am Gelben Meer ist Vorreiter von einigen Dutzend Pilotprojekten in China, mit denen 2020 landesweit ein Punktesystem zur Bewertung der «sozialen Vertrauenswürdigkeit» eingeführt werden soll. Im Bild: Auf einer Tafel sind Geldbeträge abgebildet, die Kinder ihren Eltern gegeben haben. Die Unterstützung der Eltern wird im neuen Sozialkredit-System berücksichtigt und mit Punkten belohnt.
Bild: dpa

Grafik zum Sozialkedit-System: Lange galt das Internet als Gefahr für Diktaturen, weil Menschen sich breit informieren und sich zusammentun könnten. Doch Chinas Führer nutzen inzwischen die Datenmassen - Big Data - zur Überwachung. Mehr noch. Mit den neuen digitalen Möglichkeiten sollen die Menschen erzogen werden.
Bild: dpa

In der grossen Halle des Bürgeramtes von Rongcheng steht der Spruch des Revolutionärs und Staatsgründers Mao Tsetung «Dem Volke dienen» vorne in goldenen Zeichen auf einer Marmorwand. Hier lassen sich Bürger an einem Schalter die Bescheinigungen über ihre «gesellschaftliche Vertrauenswürdigkeit» ausdrucken.
Bild: dpa

Lu Qunying (rechts), Krankenhausangestellte, am Schalter des Sozialkredit-Systems im Bürgeramt von Rongcheng. Sie beurteilt das System positiv. «Es ermutigt, Gutes zu tun», sagt sie. «Wir brauchen Vorschriften oder ein System, um die Menschen zu überwachen.» Gerade weil China noch nicht so weit entwickelt sei. Überhaupt: «Die Stadt ist jetzt sauberer.»
Bild: dpa

Vor dem Bürgeramt von Rongcheng sind auf grossen Postern die Porträts von «Modellbürgern» ausgestellt.
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He Junning, Direktor der Sozialkreditbehörde, erklärt das System, mit dem Bürger für besonders verantwortungsbewusstes Verhalten mit Punkten belohnt werden - oder auch Punktabzug bekommen, wenn sie gegen Vorschriften verstossen. Sein Sozialkreditamt hat acht Mitarbeiter.
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Das Bürgeramt von Rongcheng. Junning meint zur Aufgabe seines Amtes: «Wir beschäftigen uns mit der Prüfung und Genehmigung der Informationen für die Kreditpunkte, die uns lokale Stellen liefern.»
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Ju Junfang, Vizedirektorin des Sozialkredit-Systems, vermittelt Freiwilligenarbeit an Bürger von Rongcheng, die Pluspunkte für ihr soziales Führungszeugnis brauchen.Sie meint: «Viele Leute kommen zu uns und leisten Freiwilligenarbeit - hohe Beamte wie einfache Leute.»
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Dorfbewohner stehen auf der Strasse. Sie wissen von dem neuen Sozialkredit-System noch nichts.
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Bauer Mu Linming (rechts) hingegen ist begeistert: «Es zeigt, wer gut ist und wer nicht.»
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«Unser Dorf war immer gut», sagt der frühere Bauarbeiter. «Aber nach Einführung des Systems ist es noch besser geworden.»
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Frau Xi findet das System gut: «Es zügelt die Menschen, so dass sich ihr Benehmen verbessert.» Ihren eigenen Punktestand kennt sie nicht. Sie hat aber gehört, dass der Chef ihres Unternehmens viele Punkte hat. «Ich vermute, dass er Grosses leistet.»
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