Geschäftlich motiviert? Darum wird Google zum Cookies-Verteidiger

dj

26.8.2019

Chrome geht bei Cookies einen eigenen Weg.
Chrome geht bei Cookies einen eigenen Weg.
Keystone

Google Chrome wird weiterhin auf Tracking-Cookies setzen. Kritiker sehen da nicht die Nutzerinteressen als motivierenden Faktor an.

Sowohl Apple Safari als auch Mozilla Firefox haben Tracking-Cookies in den vergangenen Monaten den Kampf angesagt. Mit den kleinen, vom Browser gespeicherten Dateien lassen sich Nutzer über mehrere Websites hin verfolgen und können so mit an ihren vermeintlichen Bedürfnissen angepasster Werbung ins Visier genommen werden.

Firefox blockiert ab Version 67.0.1 standardmässig Tracking-Cookies und das Safari-Team hat vor einigen Wochen eine neue Richtlinie vorgestellt, die das Tracking weitgehend unterbinden soll. Nur der Google-Browser Chrome zeigt in diesem Bereich nicht den gleichen Enthusiasmus und Google hat nun in einem Blog-Post erklärt, warum das so sei.

«Absurdes» Argument

Chrome werde Cookies nicht grossflächig blockieren, weil man dadurch noch problematische Verfolgungsmethoden wie etwa das Fingerprinting fördern würde, heisst es. Beim Fingerprinting werden Nutzer anhand der individueller Konfiguration ihres Geräts identifiziert und verfolgt, ein Cookie ist nicht mehr nötig.

Dieses Argument halten Jonathan Mayer und Arvid Narayanan, zwei Computersicherheitsforscher der Princeton University, für «absurd». Das wäre gleichbedeutend mit Polizeibehörden, die Diebstähle nicht mehr verfolgen würden, weil man dadurch die Kriminellen zu Raub drängen würde. Die richtige Vorgehensweise sei natürlich, sowohl Tracking-Cookies als auch Fingerprinting zu bekämpfen.



Brauchen Web-Dienste Tracking?

Googles zweites Argument für Tracking-Cookies erscheint dagegen eher nachvollziehbar. Die meisten Web-Angebote — wie beispielsweise Bluewin —  sind werbefinanziert. Wenn sie keine gezielte Werbung mehr anzeigen können, reduzieren sich auch die Werbeeinnahmen und das Geschäftsmodell geht nicht mehr auf.

Doch Mayer und Narayanan verweisen hier auf die internationale Ausgabe der «New York Times», die nach dem Inkraftreten der EU-Datenschutzgrundverordnung von personalisierter Werbung Abstand genommen hat. Nutzern wird Werbung stattdessen basierend auf dem Inhalt des aktuellen aufgerufenen Artikels oder anhand ihrer Herkunft angezeigt. Die Zeitung habe dabei kein Absenken der Werbeeinnahmen verzeichnen müssen.

Spielt Google auf Zeit?

Schliesslich kritisieren die Forscher auch Googles Bestrebungen, zum Umgang mit Tracking-Cookies einheitliche Web-Standards etablieren zu wollen. Damit spiele der Tech-Gigant vor allem auf Zeit, da ein solcher Prozess Jahre dauern würde, mit ungewissem Ausgang.

Da Googles Haupteinahmequelle immer noch Online-Werbung ist, besteht beim Unternehmen natürlich einen Interessenkonflikt, den Apple und Mozilla nicht haben. Mayer und Narayanan werfen dem Chrome-Team daher vor, Geschäftsinteressen von Google mit «unaufrichtigen technischen Argumenten» zu verschleiern.

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