Milliardenschwere App DepopDas grosse Geschäft mit Second-Hand-Klamotten im Netz
dj
4.7.2021
Der niedliche Second-Hand-Laden um die Ecke hat offenbar ausgedient. Heute ist der Kauf und Ankauf von gebrauchten Klamotten ein Milliardengeschäft im Netz.
dj
04.07.2021, 00:00
dj
Das Geschäft mit Second-Hand-Klamotten — oder wenn es vornehmer klingen soll — Vintage-Kleidung boomt. In der Corona-Zeit hatte man schliesslich viel Zeit zum Ausmisten des Kleiderschranks. Will man die alte Garderobe zu Geld machen, findet man jedoch immer seltener den Weg zum Second Hand-Laden um die Ecke — auch wenn mal gerade kein Lockdown ist.
Stattdessen wird gebrauchte Kleidung im Netz verkauft. Nun ist der Privatverkauf online wahrlich kein neues Konzept – eBay, Ricardo und Co. lassen grüssen. Was neu ist, sind Plattformen, die den Kauf und Verkauf zum Social-Media-Ereignis auf dem Smartphone machen.
Alle wollen an die «Generation Z» ran
Da gibt es zum Beispiel Depop. Die britische App wurde vergangenen Monat für 1,6 Milliarden Dollar von Etsy gekauft, das bisher für eher gediegenere handgemachte Waren etwas älterer Semester bekannt war. Nach eigenen Angaben will Etsy mit dem Aufkauf ins Geschäft mit der Generation Z einsteigen, also den nach 1995 Geborenen.
Zum Vergleich: Für Instagram hatte Facebook 2012 nur knapp 1 Milliarde Dollar hingelegt. Und diese Gegenüberstellung ist auch ziemlich naheliegend, denn Depops Design wurde eindeutig von Instagram inspiriert.
Die Seiten der Verkäufer*innen sehen aus wie Instagram-Profile, durch die angebotenen Klamotten wischt man sich wie durch Selfies der Freund*innen. Promotet wird der eigene Shop dann oftmals auch noch auf den persönlichen Instagram- oder TikTok-Profilen der Verkäufer*innen, wo die Ware in Szene gesetzt wird.
Etablierte Mode-Unternehmen wollen mitmischen
In dem Bereich ist Depop nicht allein, vergleichbare Plattformen mit einem ähnlichen Geschäftsmodell sind etwa Vinted (früher Kleiderkreisel) oder Vestiaire Collective. Auch in sie fliesst mächtig Risikokapital. In der Schweiz gibt es die kleine Plattform Kleiderberg, allerdings ohne eigene App. Und schliesslich haben auch etablierte Unternehmen der Mode-Branche wie H&M, Nike oder Zalando bereits eigene Angebote für den Second-Hand-Weiterverkauf erstellt.
Sie alle wollen vom wiederentfachten Trend zu Second-Hand profitieren und vor allem mit der Generation Z Geld verdienen. Bei der ist einzigartige und vor allem nachhaltige Kleidung angesagter als die neuste Massenware. Klamotten per Luftfracht um die halbe Welt zu verschicken, passt aber ehrlicherweise nicht ganz zu diesem Ideal, da wäre der Gang zum lokalen Second-Hand-Laden umweltfreundlicher.
Diesen Gang treten semi-professionelle Verkäufer*innen der Plattformen aber öfter an und schliessen so den Kreis: Das beliebteste Geschäftsprinzip ist es, in örtlichen Second-Hand-Läden Schnäppchen aufzuspüren und diese dann mit kräftigem Aufschlag an Kund*innen weltweit zu verkaufen