TestHuawei probt mit dem Mate 30 das Leben ohne Google
dpa/dj
13.12.2019
Neueste Hardware, edles Design, kein Play Store, keine Google Maps – und kaum bekannte Apps. Das Huawei Mate 30 Pro ist das Ergebnis des Handelskriegs zwischen China und den USA in Nutzerhänden.
Auf den ersten Blick reiht sich das Huawei Mate 30 Pro nahtlos in die Riege der Top-Smartphones der chinesischen Marke ein. Doch es ist ein höchst ungewöhnliches Gerät für den deutschen Markt: ein Android-Smartphone ohne Google-Dienste.
Die US-Sanktionen zwingen den zweitgrössten Smartphone-Anbieter der Welt, seine neuen Telefone ohne Gmail, Google-Karten oder die App-Plattform Play Store auszuliefern. Für einen Teil der Google-Dienste gibt es Alternativen direkt von Huawei, bei anderen muss man auf Services weiterer Anbieter zurückgreifen.
Wenn man das Mate 30 Pro als «Huawei-Telefon» nutzt, werden ganz schnell zwei Dinge klar. Zum einen, wie sehr man als Android-Nutzer in einer Google-Welt lebt. Egal, ob es darum geht, schnell eine Route zu checken oder die Fotos mit der Cloud zu synchronisieren. Zum anderen machen die gefühlt endlosen Datenschutz-Hinweise der Huawei-Dienste noch einmal deutlich, was für ein weitreichender Datenzugriff hinter dem reibungslosen Funktionieren der gewohnten Funktionen steckt.
Google-Apps? Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!
Zunächst einmal begrüsst das Mate 30 Pro seine neuen Besitzer mit der Aufforderung, sich mit einer «Huawei ID» anzumelden. Das ist Huaweis Alternative zu dem Google-Konto, in dem die gesammelten Einstellungen und Nutzerdaten gespeichert und verwaltet werden.
Zur Familie der Huawei Apps gehören unter anderem die App Gallery als Ersatz für die App-Plattform Google Play, die Huawei Cloud, über die zum Beispiel Fotos online gespeichert werden, Huawei Health zum Sammeln und Synchronisieren von Gesundheitsdaten und der Huawei Store zum Kauf von Geräten des Konzerns.
Die Liste der «empfohlenen Apps», die bei der ersten Anmeldung in der App Gallery zur automatischen Installation vorgeschlagen werden, scheinen etwas willkürlich gewählt zu sein: darunter sind zwei Anwendungen zum Radiohören, eine Wetter-App, ein Solitär-Spiel und die App des E-Mail-Anbieters GMX.
Gähnende Leere im App-Regal
Das Kernproblem der «App Gallery»: Zum Start des Mate 30 Pro klaffen hier erhebliche Lücken. Huawei muss die Entwickler noch dazu kriegen, ihre Apps auch auf die Plattform des Unternehmens zu bringen. Viele in der Schweiz populäre Anwendungen fehlen.
So sucht man vergeblich nach der kompletten App-Familie von Facebook, angefangen mit der blauen App des Online-Netzwerks über Instagram bis hin zu den Chat-Diensten WhatsApp und Messenger. Allein das dürfte für viele Nutzer in der Schweiz ein Ausschluss-Kriterium sein.
Huawei muss die App-Entwickler noch gewinnen
Genauso lückenhaft ist das Angebot in anderen Bereichen. Bei Billigfliegern ist Ryanair vertreten, aber nicht Easyjet. Das populäre Spiel «Candy Crush» kann man nicht laden – aber die Nachahmer-App «Candy Crush Mania» von einem anderen Entwickler. Auch die MyTaxi-Nachfolge-App Free Now fehlt. Die beiden führenden Musikstreaming-Dienste Spotify und Apple Music sind nicht vertreten, dabei sind aber die deutlich kleineren Konkurrenten Deezer und Napster. Insgesamt fällt der hohe Anteil chinesischer und russischer Apps in Huaweis Plattform auf.
Zugleich betont Huawei, dass die App-Auswahl immer grösser werde. Der Konzern nimmt auch viel Geld in die Hand, um Entwickler auf die eigene Plattform zu locken. Immerhin schon dabei sind Apps der Online-Händler Amazon und About You, der Preissuchmaschine Idealo, des Fotodruck-Spezialisten Cewe und der Deutschen Telekom mit «MeinMagenta».
Kamera und Prozessor strotzen vor Leistung
Von der Hardware her entwickelt das Mate 30 Pro die Tradition der Top-Smartphones von Huawei weiter. Kernstück ist der neue hauseigene Chip Kirin 990 mit einem Neuro-Prozessor für Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Noch einmal verbessert wurde auch das Kamera-System mit Leica-Optik. So gibt es unterschiedliche Sensoren für optimale Foto- und Videoaufnahmen. Huawei wirbt zudem mit einer Ultra-Zeitlupe, bei der Videos mit aussergewöhnlichen 7680 Bildern pro Sekunde gedreht werden. Die Aufnahme ist naturgemäss auf wenige Sekunden beschränkt. Daher startet das Telefon die Kamera nach dem Druck auf den Auslöser erst, wenn es Bewegung vor der Linse erkennt.
Zu den weiteren auffälligen Funktionen des Mate 30 gehört eine intelligentere automatische Bild-Rotation beim Drehen des Geräts. So reagiert das Mate 30 Pro nicht nur auf die Daten des Bewegungssensors, sondern behält das Gesicht der Nutzer im Blick, damit das Bildformat nicht wechselt, wenn man es eigentlich gar nicht will.
Und irgendwie kommen fehlende Apps doch auf das Telefon
Knöpfe zur Einstellung der Lautstärke sucht man auf der Seite des Telefons vergeblich: Stattdessen bekommt man durch Doppeltippen auf die Kante des Geräts einen Schieberegler am Bildschirmrand angezeigt. Auf ein Modem für den superschnellen 5G-Datenfunk verzichtete Huawei Zu Analysen, wonach in neueren Geräten des Mate 30 gar keine US-Komponenten mehr zum Einsatz kommen, nahm Huawei bislang keine Stellung.
Ganz final ist der Verzicht auf die fehlenden Apps nicht, zumindest für bisherige Besitzer von Huawei-Smartphones. Sie können aktuell noch über einen kleinen Umweg ihre gewohnte App-Landschaft auf den neuen Huawei-Geräten installieren. Und zwar, indem sie über die «Klonen»-Funktion einfach beim Einrichten des neuen Geräts eine Kopie des bisherigen Huawei-Telefons übertragen.
Das
Huawei Mate 30 Pro ist ab heute bei Digitec für 1099 Franken erhältlich.
Eigentlich ist man völlig zufrieden mit dem Android-Smartphone, wenn es da nur ein paar ärgerlichen Eigenarten nicht gäbe. Kein Grund zur Verzweiflung: Wir zeigen, wie man die nervigsten Android-Probleme selber lösen kann.
Bild: iStock
Wenn man kein von Google selbst vermarktetes Smartphone wie die Pixel-Reihe hat, wird das Android-Handy von dem jeweiligen Smartphone-Hersteller mehr oder weniger stark angepasst, hier EMUI von Huawei. Das kann einem gefallen, muss es aber nicht.
Bild: Huawei
Glücklicherweise kann man die Benutzeroberfläche fast komplett nach den eigenen Vorlieben gestalten. Am besten geht das mit einem so genannten «Launcher». Mit diesen kann man Farben, Icons, Schriftarten, Widgets und vieles mehr des Homescreen individualisieren. Zu den beliebtesten gehört hier beispielsweise der «Nova Launcher».
Bild: Teslacoil
Nach dem Anpassen kommt das Aufräumen. Oftmals werden sehr viele eigene Apps der Smartphone-Hersteller vorinstalliert, die Speicherplatz belegen und häufig nur einen begrenzten Nutzen haben. Diese Bloat- oder Crapware gilt es los zu werden. In den Einstellungen unter «Apps» kann man sehen, was bereits alles auf dem neuen Handy installiert ist und ungebrauchtes direkt löschen.
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Wenn auf dem Android-Smartphone plötzlich überall Werbe-Popups auftauchen, hat man sich wahrscheinlich eine Malware-App eingefangen. Hier ist sofortiges Handeln erforderlich, denn neben vergleichsweise harmlosen Spam könnte die Malware auch für Datenklau sorgen. In den Einstellungen unter «Apps» kann man checken, ob dort unbekannte Programme auftauchen und diese entfernen.
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Vielfach hat sich die Malware aber tief ins System eingenistet. Dann könnte ein Virenscanner wie von Kaspersky oder Malwarebytes helfen. Wenn man von den wichtigen Daten auf den Smartphone ein Backup hat, ist allerdings die beste Lösung, das Gerät einfach auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen.
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Mit dem Smartphone macht man wahrscheinlich fleissig Fotos. Da diese schnell den Speicher füllen, sollte sie in der Cloud ausgelagert werden. Das geht etwa mit Google Fotos. Das ist auf den meisten Android-Handys bereits ab Fabrik installiert, wenn nicht, lässt es sich im Play Store laden.
Bild: dj
Google Fotos lädt automatisch die Bilder, die man mit der Handy-Kamera aufgenommen haben, in die Cloud. Nimmt ein wenig Kompression in Kauf, gibt es hier sogar unbegrenzten Speicherplatz. Zudem können in den Einstellungen der App unter «Back-up and sync» noch zusätzliche Ordner angeben, die gesichert werden sollen.
Bild: dj
Eine mögliche Alternative ist Swisscom myCloud. Swisscom-Kunden bekommen hier unbegrenzen Speicherplatz für Fotos und Videos in unkomprimierter Form.
Bild: dj
Grösstes Ärgernis auf Android-Handys ist wohl die mangelhafte Versorgung mit Updates. Während iPhones rund fünf Jahre nach ihrer Lancierung mit Updates von Apple versorgt werden, ist bei Android-Smartphones oft viel schneller Schluss, teils sogar nach einem Jahr oder weniger. Dennoch sollte man regelmässig manuell in den Einstellungen des eigenen Android-Handys unter «Über das Telefon» nach Updates suchen. Manchmal hakt es auch am eigenen Netzanbieter, der Android-Updates freigeben muss, und man kann auf der Hersteller-Website direkt nach einen Update gucken.
Bild: dj
Wenn es denn definitiv keine Hersteller-Updates für das eigene Gerät gibt, kann man auf ein von Dritten erstellte Android-Variante zurückgreifen, etwa LineageOS, das viele alte Modelle unterstützt. Die Installation ist allerdings nicht ganz risikofrei
Bild: LineagoOS
Trotz Gorilla Glass und Co. sind moderne Smartphones fragil. Eine Schutzhülle gehört daher auch zu einem Android-Handy, um eine teure Beschädigung zu verhindern.
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