Versuche angekündigt Elon Musk will bald Chips in menschliche Gehirne einpflanzen

Von Dirk Jacquemien

1.12.2022

Affen sollen mit ihren Gedanken über den Neuralink-Chip schon einen Computer steuern können.
Affen sollen mit ihren Gedanken über den Neuralink-Chip schon einen Computer steuern können.
Neuralink

Seit Jahren arbeitet Elon Musks Nebenprojekt Neuralink an einem Gehirnchip. In sechs Monaten sollen nun die ersten Versuche am Menschen erfolgen.

Von Dirk Jacquemien

1.12.2022

Neuralink, ein von Tesla-, SpaceX-, und Twitter-Chef Elon Musk gegründetes Biotech-Unternehmen, will in schon sechs Monaten mit den ersten klinischen Studien beginnen, bei denen menschlichen Proband*innen ein Chip im Gehirn eingepflanzt mit. Das teilte Musk auf einer Präsentation von Neuralink mit.

Das Neuralink-Implantat mit dem Namen «Link» soll in der Lage sein, Signale im Gehirn aufzufassen und an einen Computer weiterzugeben. Mit reinen Gedanken könnten dann etwa ein Smartphone bedient werden oder ein Exoskelett gesteuert werden.

Fachwelt ist skeptisch

Ultimatives Ziel eines solchen Chips sei es laut Musk, die «volle Beweglichkeit» eines Menschen wiederherzustellen, dessen Rückenmark durchtrennt wurde. Man sei «zuversichtlich», dass dieses Ziel erreicht werden könne, so Musk. Ausserdem soll der Chip Blinden das Sehen ermöglichen.

Expert*innen äusserten sich allerdings skeptisch über Musks Versprechungen. Sie sehen bestenfalls kleinere Fortschritte und keine Meilensteine, wie Musk suggeriert. «Die Hardware ist eindrucksvoll, aber kein dramatischer Fortschritt, um Gehirnfunktionen zu erweitern oder wiederherzustellen», sagt etwa der Neurochirurg Daniel Yoshor der «New York Times».

Musk ist zudem bekannt dafür, ausserordentlich optimistische Prognosen für die Einführung neuer Features oder Produkte seiner Unternehmen abzugeben. Die US-Arzneimittelbehörde FDA, die Studien an Menschen genehmigen muss, dürfte sich den Neuralink-Antrag zudem besonders genau anschauen.

Konkurrenz schläft nicht

Neuralink ist nicht das einzige Start-up, das an einem Gehirnchip, einem so genannten Brain-Computer-Interface (BCI), arbeitet. Andere Unternehmen sind sogar schon etwas weiter. Das US-Start-up Synchron hat seinen Chips beispielsweise schon Proband*innen in Australien und den USA eingepflanzt.

Musks Unternehmen beschränkte sich bislang dagegen auf Tierversuche, vor allem an Schweinen und Affen. Hier geriet das Unternehmen Anfang des Jahres unter Beschuss, weil 16 Rhesusaffen bei im Auftrag von Neuralink durchgeführten Experimenten ums Leben gekommen sein sollen.