Gras-Witze statt Verhandlungen Elon Musks Twitter-Übernahme gerät ins Stocken

Von Dirk Jacquemien

19.4.2022

Elon Musks Twitter-Angebot überzeugt nicht alle.
Elon Musks Twitter-Angebot überzeugt nicht alle.
Getty Images

Ganz so einfach wird der von Elon Musk geplante Aufkauf von Twitter doch nicht. Der Verwaltungsrat stellt sich gegen ihn und auch mit dem Geld hat der reichste Mann der Welt durchaus Probleme.

Von Dirk Jacquemien

Elon Musks Ankündigung, Twitter komplett übernehmen zu wollen, sorgte Gründonnerstag für Aufregung. Insgesamt 43 Milliarden Dollar würde er aufwenden, um den Kurznachrichtendienst nach seinen Vorstellungen umzubauen. Doch obwohl Musk derzeit 255 Milliarden Dollar an Vermögen hat, ist der Deal alles andere als einfach.

Denn Musks Vermögen liegt nicht einfach auf Sparkonten, sondern besteht zum überwältigten Teil aus seinen Anteilen an SpaceX und Tesla. Würde er die Übernahme wirklich komplett selbst finanzieren wollen, müsste er die Aktien im grossen Stile verkaufen oder zumindest als Sicherheit für Kredite hinterlegen.

Hilfe von Investmentfirmen?

Die Investmentfirma Apollo überlegt, Musk mit der Finanzierung der Übernahme zu helfen, wie «New York Times» und «Wall Street Journal» berichten. Apollo hatte 2021 die tief gefallenen Internet-Pioniere Yahoo und AOL übernommen. Mit zusammen 5 Milliarden Dollar waren die allerdings ein wahres Schnäppchen.

Andere Investmentfirmen sollen ebenfalls an einer Übernahme, ohne oder mit Musk, interessiert sein. Twitter gilt allerdings weithin nicht als besonders attraktiver Kandidat, um in ein, wie von Musk beabsichtigt, nicht-börsennotiertes Unternehmen verwandelt zu werden. Twitters Gewinne sind, gerade im Vergleich zu anderen Tech-Firmen, ziemlich mager. Bis sich hier eine grosse Investition amortisiert, könnte eine sehr lange Zeit vergehen.

Twitter-Verwaltungsrat spukt Gift

Komplizierter wird das Ganze auch noch durch eine sogenannte «Poison Pill», eine aktienrechtliche Giftpille die feindliche Übernahmen erheblich erschwert bis verunmöglicht. Der vom Twitter-Verwaltungsrat verabschiedete Plan sieht Folgendes vor:

Sollte eine Partei, in diesem Fall Elon Musk, mehr als 15 Prozent der Twitter-Anteile halten, wird das Unternehmen weitere Aktien ausgeben. Die anderen Aktionär*innen, aber nicht Musk selbst, könnten diese neu geschaffenen Aktien dann für die Hälfte ihres eigentlichen Marktwertes erwerben. Die Twitter-Aktien würden so völlig verwässert, Musk müsste ungleich mehr Anteile kaufen, um die Mehrheit zu erlangen. Ein solches Unterfangen wäre finanziell so ruinös, da könnte Musk seine Dollarscheine gleich als Treibstoff für die SpaceX-Raketen verwenden.

Witze wie auf dem Schulhof

In der Beschreibung der Funktionsweise der «Poison Pill» leistete sich der Twitter-Verwaltungsrat dann noch einen Seitenhieb auf Musks infantilen Humor. Denn dort heisst es, dass bei Aktivierung des Planes Twitter-Aktien im Wert von 420 Dollar für 210 Dollar erhältlich sein werden.

Der Verwaltungsrat hätte genauso gut schreiben können, Twitter-Aktien im Wert von 100 Dollar gäbe mit der «Poison Pill» für 50 Dollar, der rechtliche Effekt wäre identisch. «420» ist jedoch ein Codewort für Cannabis, das Musk mit schöner Regelmässigkeit verwendet. So lag sein Angebot für die Twiter-Übernahme auch bei 54,20 Dollar.

Musk muss verhandeln

Musk könnte versuchen, die jetzigen Twitter-Aktionär*innen auf seine Seite zu bringen und sie einen neuen Verwaltungsrat wählen lassen, der dann die «Poison Pill» zurücknimmt. Aber dass es ihm mit seinem derzeitigen Angebot gelingt, mehr als 50 Prozent der Anteilseigner*innen zu überzeugen, gilt als unwahrscheinlich. Noch vor knapp einem Jahr lag der Twitterkurs bei über 77 Dollar, diesem Bereich müsste das Angebot wohl noch etwas näher kommen, um genug Aktionär*innen zu überzeugen.

Erfolgsversprechender ist eher die direkte Verhandlung mit dem Verwaltungsrat. Doch die Suche nach Kompromissen liegt offenkundig nicht in Musks Natur. Er verbrachte die Osterfeiertage mit Angriffen auf die Mitglieder des Verwaltungsrates. Wenn er die Kontrolle über das Unternehmen erlangt, würde deren Entlohnung bei 0 Dollar im Jahr liegen, schrieb er beispielsweise.