Wahlergebnis kippen Erfinder des «schlechtesten Gadgets aller Zeiten» will Trump helfen

dj

4.1.2021

Trump-Fans können die Niederlage nicht eingestehen und glauben fast jeder kruden Verschwörungstheorie.
Trump-Fans können die Niederlage nicht eingestehen und glauben fast jeder kruden Verschwörungstheorie.
Getty Images

Bei seinem Versuch, die US-Präsidentenwahl zu stehlen, bekommt Donald Trump Unterstützung von immer abstruser werdenden Gestalten. Nun ist auch der Erfinder des «schlechtesten Gadgets aller Zeiten» auf seiner Seite.

Bei seinen immer verzweifelter werdenden Versuchen, die verlorene Präsidentschaftswahl zu kippen, bekommt Donald Trump nun Unterstützung vom Erfinder eines Gadgets, dass von vielen als eines der schlechtesten Tech-Produkte der Geschichte angesehen wird und Hunderte Millionen Dollar an Investorengeld vernichtete.

Jovan Hutton Pulitzer ist der jüngste Kronzeuge für die gigantische internationale Verschwörung, die dem besten Präsidenten aller Zeiten —Donald Trump — seine Wiederwahl gestohlen haben soll. Vorher war er aber vor allem als der Erfinder des «CueCat» bekannt, das 2000 auf den Markt kam. Damals nannte er sich noch «Jeffry Jovan Philyaw», änderte aber nach dem CueCat-Debakel seinen Namen. Doch was war CueCat eigentlich?

Werbung einscannen für noch mehr Werbung

Investoren steckten zum Höhepunkt der Dot-Com-Blase 185 Millionen Dollar in Pulitzers/Philyaws Erfindung. «CueCat» war ein mausartiges Gadget in der Form einer Katze, das man per PS/2 (dem USB-Vorgänger) an seinen Desktop-Computer anschliessen konnte. Eingebaut war ein Barcode-Scanner.

Die angedachte Nutzung war folgende: Magazine oder Tageszeitungen konnten Barcodes abdrucken, deren Einscannen durch den CueCat dann das Aufrufen einer Website auf dem Computer auslöste.

Nur unwesentlich schlechter als Agent Orange

Praktisch hiess das also, dass Nutzer sich mit einer Zeitschrift vor ihren Desktop-Computer setzten und den Barcode einer Werbeanzeige mit dem CueCat einscannen mussten, um auf eine Website mit noch mehr Werbung zu gelangen. Es sollte kein allzu grosses Rätsel sein, warum sich dieses Geschäftsmodell nicht durchsetzen konnte.

Schon Ende 2001 war CueCat, das nebenbei noch zahlreiche Sicherheitslücken aufwies, vom Markt verschwunden, ebenso wie die Investorenmillionen. «PC World Magazine» kürte CueCat zu einem der 25 schlechtesten Tech-Produkte aller Zeiten. Bei «Time» belegte es Platz 5 der schlechtesten Erfindungen aller Zeiten, direkt hinter Agent Orange, dem chemischen Kampfmittel des Vietnam-Krieges.

Bundeslade leider nicht gefunden

Nach diesem Desaster erfand sich Pulitzer/Philyaw offenbar neu. In den vergangenen Jahren probierte er sich als «Schatzsucher» und suchte nach der alttestamentlichen Bundeslade. Anders als die Nazis in «Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes» war er damit aber nicht erfolgreich. Es reichte aber immerhin für Auftritte in «Dokumentationen» des «History Channel», in denen er theoretisiert, dass ein antikes Seefahrervolk die Bundeslade in Kanada versteckte.

Ähnlich absurd sind noch auch seine Versuche, für Trumps Coup-Bemühungen Wahlbetrug nachzuweisen. Bei einer Anhörung von Republikanern im Senat des Bundesstaates Georgia behaupte Pulitzer/Philyaw, anhand von Falten im Wahlzettel Betrug erkennen zu können, ausserdem habe er sich in bei der Wahl genutzte Tablets gehackt.

Beweise lieferte er wie quasi alle anderen Trump-Unterstützer keine. Georgias republikanischer Wahlchef Brad Raffensperger wies die Anschuldigungen zurück. Die Auftritte waren allerdings gut für seine Social Media-Präsenz. Während Pulitzers/Philyaws YouTube-Videos vor der Wahl bestenfalls einige Dutzend Zuschauer hatten, schauen ihm nun Zehntausende Trump-Fans bei der Verbreitung seiner kruden Thesen zu.


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