Nach Datenschutz-Kontroverse Facebook bekommt bei WhatsApp kalte Füsse

dj

18.1.2021

Die Konkurrenz freut die Kontroverse bei WhatsApp.
Die Konkurrenz freut die Kontroverse bei WhatsApp.
Keystone

Nachdem Nutzer millionenfach zu Konkurrenten wie Signal, Telegramm oder Threema abwanderten, verschiebt Facebook die Änderungen bei seinen Nutzerbestimmungen. Die Konkurrenz strauchelt allerdings auch.

Nachdem massive Nutzerabwanderungen offenbar der Facebook-Führungsspitze Angst und Schrecken eingehaucht haben, bekommen WhatsApp-Nutzer nun eine Gnadenfrist. Sie müssen nicht mehr bis zum 8. Februar neuen Datenschutzbestimmungen zustimmen, um die App weiter nutzen zu können. Stattdessen sollen Nutzer nun bis zum 15. Mai Zeit haben, die neuen Bestimmungen zu «studieren».

In diesen nimmt sich WhatsApp etwa das Recht, «personenbezogene Daten» zur «Förderung der Produkte von Facebook-Unternehmen und zum Versenden von Direktwerbung» zu nutzen. Eine ähnliche Formulierung findet sich auch schon in den vorherigen Bestimmungen, soll aber in der Praxis weiterhin nicht angewendet werden, so Facebook. Überhaupt soll sich in Europa eigentlich gar nichts für die Nutzer ändern, behauptet das Unternehmen.

Was hier schwarz auf beige steht, will Facebook nach eigenen Angaben gar nicht machen.
Was hier schwarz auf beige steht, will Facebook nach eigenen Angaben gar nicht machen.
WhatsApp

Facebook jammert über «Falschinformationen»

Facebook beschwert sich nun, dass es jede Menge «Falschinformationen» über das Update gäbe, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, da es kaum eine grössere Plattform für Desinformationen im Netz als Facebook gibt. Facebook erwartet aber nun scheinbar, dass Nutzer den Versprechungen des Unternehmens vertrauen, dass das, was in den Datenschutzbestimmungen recht eindeutig steht, doch nicht so beabsichtigt sei.  

Nachdem Facebook in der Vergangenheit nicht gerade als Musterschüler in Sachen Datenschutz bekannt war, ist es kaum verwunderlich, dass viele Nutzer den Verlautbarungen des Unternehmens keinen Glauben schenken. In der Tat wurde Facebook bereits 2017 durch die EU zu einer Geldbusse von 110 Millionen Euro verdonnert, weil es falsche Angaben über den Abgleich von Nutzerdaten zwischen Facebook und WhatsApp gemacht hatte.

Wachstum und Probleme bei der Konkurrenz

Entsprechend gross war auch der Exodus zu alternativen Messenger-Diensten wie Telegram, Signal und Threema in den letzten Wochen. Diese vermeldeten allesamt neue Nutzerrekorde. Bei Threema habe sich die tägliche Downloadzahl der App «verfünffacht», Telegram konnte 500 Millionen aktive Nutzer begrüssen. Rasant war auch das Wachstum bei Signal, dass seine Nutzerzahl innert weniger Wochen auf 50 Millionen mehr als verdoppelte.

Das führte allerdings zu Problemen beim von einer gemeinnützigen Stiftung betriebenen Signal. Freitag und Samstag war der Dienst über 24 Stunden lang wegen Überlastung nicht benutzbar. Nachdem neue Server herbeigeschafft wurde, läuft Signal seit Sonntag wieder.

Treibende Kraft hinter Signal und dessen grösster Spender ist pikanterweise WhatsApp-Gründer Brian Acton, der Facebook im Streit mit CEO Mark Zuckerberg verliess. Acton spendete 50 Millionen Dollar an die Signal Foundation, dessen Verwaltungsratsvorsitzender er ebenfalls ist.


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