Aktie bricht ein Facebook schrumpft zum ersten Mal in seiner Geschichte

Von Dirk Jacquemien

3.2.2022

Zäsur beim Tech-Giganten formerly known as Facebook: Zum ersten Mal seit 18 Jahren geht die Zahl der aktiven Nutzer*innen zurück. Das Desaster könnte CEO Mark Zuckerberg aber dennoch zu seinem Vorteil nutzen.

Von Dirk Jacquemien

3.2.2022

Es scheint auf den ersten Blick nicht dramatisch zu sein. Statt 1,93 Milliarden aktiven Nutzer*innen am Tag im dritten Quartal 2021 hatten die gesammelten Meta-Dienste – also Facebook, Instagram, Messenger und WhatsApp – im vierten Quartal 2021 nur 1,929 Milliarden Nutzer*innen. Ein minimaler Rückgang könnte man denken, kommt halt mal vor. Dennoch ist es eine Zäsur für den Tech-Giganten.

Denn zum ersten Mal seit der Facebook-Gründung 2004 verlor das Unternehmen Nutzer*innen. Und es ist nicht ersichtlich, wie sich der Trend in absehbarer Zukunft umkehren liesse. Junge Menschen wenden sich von den Produkten des Konzerns ab oder werden gar nicht erst zu Nutzer*innen. Und die alten Nutzer*innen sterben schlicht weg.

Das viel beschworene Metaverse, nach dem sich das Unternehmen benannt hat, geht derzeit vor allem ins Geld, ohne Garantie für einen zukünftigen Erfolg. Zehn Milliarden Dollar Verlust macht der mit Virtual Reality befasste Unternehmensbereich 2021. Und zu allem Überfluss hat es Apple auch noch auf Facebook abgesehen.



Wachstums-Mythos wurde gebrochen

Das kontinuierliche Wachstum ist Teil des Silicon Valley-Mythos. Dass dieser nun bei Meta gebrochen wurde, führte zu Panikverkäufen an der Börse. Die Aktie des Unternehmens gab nachbörslich mehr als 20 Prozent nach, rund 200 Milliarden Dollar Börsenwert lösten sich in Luft auf.

Der Rückgang war vor allem den Märkten Lateinamerika und Afrika geschuldet, also Regionen, in denen es eigentlich viel mehr Wachstumspotential als in den saturierten, westlichen Industrieländern gibt. Doch Menschen, die erstmals im Leben das Internet nutzen, legen sich offenbar keine Facebook- oder Instagram-Accounts mehr zu.

Stattdessen gehen sie möglicherweise zu TikTok. Die chinesische Video-App hatte Meta-CEO Mark Zuckerberg schon mehrfach als den Hauptkonkurrenten seines Unternehmens bezeichnet und tat dies auch wieder bei der Vorstellung der jüngsten Zahlen. Den in Instagram integrierten TikTok-Klon Reels will Zuckerberg weiter ausbauen, wobei nicht klar ist, warum gerade neue Nutzer*innen zur Kopie greifen sollen, wenn sie doch das Original haben können.



Apple kostet Meta Milliarden

Bei den Werbeeinnahmen kann Meta weiterhin ein deutliches Plus verzeichnen. Doch auch hier droht Ungemach. Seit Mitte vergangenen Jahres müssen Nutzer*innen auf iOS explizit der Werbeverfolgung durch Apps wie Facebook oder Instagram zustimmen – was wie von Apple beabsichtigt kaum jemand macht.

Werbung auf iOS ist dadurch weniger personalisiert und damit auch weniger wertvoll – Meta kann dementsprechend auch weniger Geld für sie verlangen. Die genauen Auswirkungen zeigen sich erst langsam, aber mindestens zehn Milliarden Dollar Mindereinnahmen erwartet Zuckerberg durch Apples Vorgehen 2022.

Scheitern als Chance

Es ist kein Zufall, dass Zuckerberg auch öffentlich die Stärke der Konkurrenz betont. Denn Wettbewerbsbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks haben es auf seinen Konzern abgesehen, wollen Meta teilweise gar zerschlagen. Seht her, wir haben doch jede Menge Konkurrenz, warum wollt ihr uns an den Kragen, so Zuckerbergs kaum verdeckte Botschaft an die Behörden.

So könnte Zuckerberg den Aufstieg von TikTok doch noch zu seinem Vorteil nutzen, wenn es mit dem Kleinhalten schon nicht geklappt hat. Denn bereits 2019 und 2020 soll er bei den damals machthabenden Republikanern in Washington Angst vorm chinesischen TikTok geschürt haben. Den letztlich gescheiterten Versuch Donald Trumps, TikTok in den USA zu verbieten, will er aber nicht gewollt haben.