Beunruhigte NutzerFrage der Ethik: Muss ein Roboter sich am Telefon zu erkennen geben?
Pascal Landolt
11.5.2018
Schon in naher Zukunft werden digitale Assistenten für uns Anrufe und sogar E-Mails erledigen. Haben die Empfänger ein Recht darauf zu wissen, wenn sie mit einer Künstlichen Intelligenz interagieren?
Diese Woche verblüffte Google an seiner I/O-Konferenz mit einem Telefonanruf seines «Google Assistant». Der Digitale Butler rief in einem Coiffeur-Salon an und buchte bei einer Mitarbeiterin einen Termin, ohne dass diese realisiert hätte, dass sie nicht mit einem Menschen spricht - so lebensecht hat die Künstliche Intelligenz das Gespräch geführt.
Roboter baut sogar ein «ähem...» ein
Tatsächlich haben wir noch nie zuvor eine synthetische Stimme so lebensecht gehört. Sogar Füllwörter wie «Mhm» oder «Ähem...» hat der Computer an den richtigen Stellen eingebaut, um möglichst «menschlich» zu tönen:
Nun schlagen die Wellen hoch: Im Internet hat sich die Debatte entzündet, ob solche Anrufe ethisch vertretbar seien. Darf ein Computer so menschlich tönen, dass der Angerufene das nicht bemerkt? Oder sollte sich der Roboter als solcher zu erkennen geben? Google-Managerin Lilian Rincon sagt dazu, dass sich ihr Computer-Programm am Telefon auf die eine oder andere Art zu erkennen geben wird. Wie genau, das sei noch nicht bestimmt, denn es müsse so sein, dass es «die Aufabe erledige, ohne beängstigend zu sein».
Warum brauchen wir überhaupt Anruf-Roboter?
Wie Google-Chef Sundar Pichai erklärt, verfügen in den USA erst rund 40 Prozent der KMU - wie Coiffeur-Salons, Handwerker, etc. - über ein Online-Buchungstool für Termine. In der Schweiz dürfte dieser Wert erfahrungsgemäss eher noch tiefer sein.
Das bedeutet, dass der einzige Weg zum gewünschten Termin bedeutet, ein Telefon in die Hand zu nehmen und sich mit einem Mitarbeiter abzusprechen. In Zeiten, wo wir unseren Sitzplatz im Flugzeug und Kino online buchen können, mutet das mitunter etwas archaisch an. Schliesslich geht es nur darum, Informationen wie «Wer», «Was» und «Wann?» auszutauschen. Warum diese Art von Informationsautausch also nicht automatisieren?
Identifikation: Die Gründe dafür und dagegen
Einer, der für den technischen Fortschritt einsteht, ist der bekannte YouTuber und Technik-Tester Marques Brownlee: Wenn Angestellte einer Firma sowieso den ganzen Tag Telefon-Anfragen von Kunden beantworten, mache es Sinn, auch automatisierte Anrufe so «lebensecht» wie möglich zu halten. Das mache die Interaktion für alle Beteiligten nahtlos und effizient. Einen Computer für sich sprechen zu lassen, würde auch Menschen mit Handicaps helfen, in ihrem Alltag besser zurecht zu kommen.
Anders die Stimmung in den Online-Foren und Kommentarspalten: Viele Nutzer verlangen ein Identifikations-Merkmal bei solchen automatisierten Anrufen. Ihr Argument: «Ich will doch wissen, wenn ich mit einem Menschen spreche - oder eben nicht». Klare Gründe, warum, werden dabei keine gegeben - ausser der Befürchtung, es könne damit Missbrauch und besonders effiziente Telefon-Werbung betrieben werden.
Die Meinung des Redaktors
Die Entwicklung seit dem Aufkommen des Internets und der Handys hat uns eines gezeigt: Was heute nach Science-Fiction tönt, steht unter Umständen ein paar Jahre später schon jedem von uns zur Verfügung. Online-Übersetzungen, automatische Foto-Retouchen oder Zugriff auf das Wissen von Wikipedia zeugen vom technischen Fortschitt, der sich innert kürzester Zeit in unserem Alltag etabliert hat.
Dass Computer jetzt Anrufe machen können, ist nur ein logischer Schritt in unserem Bestreben, uns «digitale Assistenten» zur Seite zu stellen. Bald wird auch der Mensch am anderen Ende der Leitung durch einen Roboter ersetzt. Dann müssen zwei Computer auch keine Gespräche mehr miteinander führen und extra «ähems» vortäuschen, sondern können die Informationen schneller und effizienter miteinander teilen, wer jetzt denn gerne «am nächsten Mittwoch um 10 Uhr zum Frauen-Haarschnitt» vorbeikommen will.
Letzten Endes geht es im vorliegenden Fall darum, grundlegende Informationen verlässlich auszutauschen. Der automatisierte Anruf schliesst die Lücke zum Online-Formular, das ja bereits etabliert ist und worüber sich heute niemand mehr aufregt. Fürs «pläuscheln» mit der Coiffeuse gehen wir ja dann noch immer persönlich vorbei.
Junger Milliardär will sich töten lassen, um «ewig zu leben»
Junger Milliardär will sich töten lassen, um «ewig zu leben»
Silicon Valley-Investor Sam Altman ist einer von 25 «Early Adopters», der 10'000 Dollar Anzahlung geleistet hat, um sich «unsterblich» zu machen. Und so soll das funktionieren:
Bild: Getty Images
Das Start-Up Nectome - ebenfalls aus den USA - verspricht, die Erinnerungen im menschlichen Gehirn eines Tages ins Internet hochladen zu können.
Bild: iStock
Durch ein spezielles Einfrier-Verfahren, der sogenannten Vitrifizierung, sollen menschliche Organe schadlos mehrere hundert Jahre überstehen können - auch nachdem der Träger gestorben ist.
Bild: Getty Images
Unter anderem sollen so menschliche Gehirne so lange aufbewahrt werden, bis die medizinische Technologie so weit ist, Gehirne auch nachzubauen. Die Idee: Erinnerungen sollen sich so wieder auslesen lassen und - vielleicht in einem neuen Biomechanischen Träger - weiter leben.
Bild: Getty Images
Das ist zufälligerweise exakt die Prämisse des Science-Fiction-Buchs «Altered Carbon» und der darauf basierenden Netlix-Serie. Hier hat sich eine Herrschafts-Clique gebildet, die sich aufgrund ihres immensen Reichstum immer neue Körper zulegen kann und damit unsterblich wurde.
Bild: Getty Images
Nectome jedenfalls hat einen ambitionieren Zeitplan. Bereits 2021 könnte das Verfahren zum Einsatz kommen. Wichtige Durchbrüche in den Technologien sind dabei aber noch in der Zukunft angesiedelt. Einen Teil seines Vermögens darf man aber jezt schon beim Start-Up parkieren.
Online-Elternabend: «Sharenting – Umgang mit Kinderbildern im Netz»
«Sharenting» steht für das Phänomen, wenn Eltern, Erziehungsberechtigte oder auch Grosseltern Fotos ihrer Kinder online stellen und teilen. Unter der Leitung von Claudia Lässer diskutierten Expert*innen und Eltern über das Thema.
20.11.2024
Elternabend bei blue Zoom: Die Folgen von Sharenting für die Kinder
Das Teilen von Kinderfotos im Internet birgt Gefahren. Am Online-Elternabend auf blue Zoom und im blue Zoom Livestream am 19. November, 20 Uhr, sprechen Medienexperten und Eltern über Datenmissbrauch, Mobbing und andere Risiken.
08.11.2024
Gamescom hat begonnen: Es kriselt in der Welt der Zocker
Die Gamescom ist eröffnet: Wie auch in den letzten Jahren werden wieder hunderttausende Besucher erwartet. Doch es kriselt in der Welt Zocker.
21.08.2024
Nach langer Pause: Trump meldet sich mit Musk bei X zu Wort
Trump zurück auf X: Nach langer Abstinenz hat sich der Ex-Präsident Donald Trump wieder auf der Plattform zu Wort gemeldet und das gleich mit dem Eigentümer des Netzwerks.
13.08.2024
Lockanrufe auf Whatsapp: Konsumenschützer warnen vor Rückrufen
Aktuell häufen sich Warnungen vor sogenannten Ping-Calls, besonders auf WhatsApp. Doch was steckt eigentlich dahinter?
22.02.2024
Online-Elternabend: «Sharenting – Umgang mit Kinderbildern im Netz»
Elternabend bei blue Zoom: Die Folgen von Sharenting für die Kinder
Gamescom hat begonnen: Es kriselt in der Welt der Zocker
Nach langer Pause: Trump meldet sich mit Musk bei X zu Wort
Lockanrufe auf Whatsapp: Konsumenschützer warnen vor Rückrufen