Der AlleskönnerLöst Chinas neues Super-Kabel bald USB-C und HDMI ab?
Martin Abgottspon
9.4.2025
Der GPMI-Stecker aus China könnte HDMI in Zukunft ablösen.
Getty Images
Ein Konsortium chinesischer Tech-Giganten präsentiert mit GPMI eine neue Schnittstelle, die Video, Audio, Daten und hohe Ladeleistung in einem Kabel vereint. Ein Angriff auf etablierte Standarts.
Wer heute einen Monitor, Fernseher oder Laptop kauft, stösst unweigerlich auf Anschlüsse wie HDMI, DisplayPort oder USB-C. Anschlüsse, die massgeblich von westlichen Firmen geprägt sind. Jetzt will China diese Dominanz brechen und schickt sich an, eigene technologische Wege zu gehen. Über 50 Unternehmen, darunter Schwergewichte wie Huawei, Hisense und TCL, haben sich in einer Allianz zusammengeschlossen und einen neuen Übertragungsstandard entwickelt: GPMI, kurz für «General Purpose Media Interface».
Ein einziges Kabel soll künftig genügen, um Bildschirme nicht nur mit hochauflösenden Video- und Audiosignalen zu versorgen, sondern sie gleichzeitig auch mit Strom zu betreiben. Damit positioniert sich GPMI als direkter Konkurrent zu etablierten Videoschnittstellen, will aber auch im Revier von USB und Thunderbolt wildern.
Gaming könnte von GPMI und deren Leistugnsstärke in hohem Mass profitieren.
GPMI
Zwei Varianten für unterschiedliche Ansprüche
GPMI soll in zwei Ausführungen auf den Markt kommen. GPMI Type-C setzt auf einen Stecker, der mit dem weit verbreiteten USB-C-Anschluss kompatibel ist. Trotz der bekannten Form soll GPMI Type-C deutlich mehr Leistung bieten: Datenraten von bis zu 96 Gbit/s in eine Richtung (asymmetrisch) und eine Stromübertragung von bis zu 240 Watt sind geplant. Das ist rund doppelt so schnell wie bei aktuellen HDMI-Kabeln.
Noch ambitionierter ist GPMI Type-B. Hierfür ist ein neuer, proprietärer Stecker vorgesehen – rechteckig und beidseitig einsteckbar. Diese Schnittstelle soll vor allem bei High-End-Displays zum Einsatz kommen, etwa für 8K-Auflösungen mit hohen Bildwiederholraten. Die Spezifikationen sind beeindruckend: Bis zu 192 Gbit/s Datenübertragung und eine Stromversorgung von bis zu 480 Watt sollen möglich sein.
Leistungsstark, aber nicht konkurrenzlos
Im direkten Vergleich mit reinen Videostandards wie HDMI und DisplayPort wirken die GPMI-Werte wie ein Quantensprung. Ein Whitepaper der Huawei-Tochter HiSilicon und der Firma iResearch, das die technischen Details beleuchtet, hebt diese Überlegenheit hervor.
Betrachtet man jedoch die neuesten Entwicklungen bei universellen Schnittstellen, relativiert sich das Bild etwas. So erreichen die Spezifikationen von USB4 Version 2.0 bereits bis zu 120 Gbit/s und ebenfalls 240 Watt Stromübertragung. GPMI Type-C liegt hier also im Bereich des aktuell technisch Machbaren, während GPMI Type-B die Messlatte bei der Datenrate doch deutlich höher legt.