Nach mehr als 10 JahrenWhatsApp kommt doch noch auf die Apple Watch
Martin Abgottspon
8.11.2025
WhatsApp auf der Apple Watch wird derzeit in der Beta getestet.
Gemini @blue News
Meta öffnet WhatsApp doch noch für die Apple Watch. Ein später Schritt, der halbherzig bleibt. Der Start der Beta-Version zeigt, dass die Smartwatch für WhatsApp noch immer nur ein verlängerter Arm des iPhones ist.
Über eine Milliarde Menschen nutzen WhatsApp täglich – doch ausgerechnet auf der erfolgreichsten Smartwatch der Welt fehlt die App bislang. Zehneinhalb Jahre nach dem Start der Apple Watch testet Meta nun erstmals eine offizielle Anwendung für watchOS. Über Apples Plattform TestFlight läuft derzeit eine geschlossene Betaphase, an der nur ausgewählte Nutzer teilnehmen können.
Die neue App bringt laut ersten Testern zentrale Funktionen des Messengers direkt ans Handgelenk. Nachrichten lesen, beantworten, Emojis und Reaktionen senden sowie Sprachnachrichten verschicken. Das Interface wurde an das kompakte Display von watchOS angepasst, eine Chatliste und ein Synchronisationsbildschirm gehören ebenfalls dazu.
Doch der entscheidende Schritt bleibt aus. Die Anwendung ist nicht eigenständig lauffähig. Selbst auf Apple-Watch-Modellen mit LTE oder 5G benötigt WhatsApp weiterhin eine aktive Verbindung zum iPhone. Geht diese verloren, stoppt die Kommunikation.
Damit reiht sich WhatsApp in das Muster vieler anderer iPhone-gebundener Apps ein, die die Rechenleistung und Konnektivität der Uhr bislang ungenutzt lassen. Besonders Sportlerinnen und Sportler, die das iPhone bewusst zuhause lassen, könnten weiterhin enttäuscht sein.
Technische Hürden oder strategisches Zögern?
Warum Meta so lange gezögert hat, bleibt offen. Technisch wäre eine native watchOS-App längst möglich gewesen. Apple erlaubt seit Jahren eigenständige Anwendungen, die unabhängig vom iPhone laufen und über Mobilfunk oder WLAN kommunizieren.
Ein möglicher Grund ist daher eher strategischer Natur. WhatsApp war in den letzten Jahren stark auf plattformübergreifende Verschlüsselung, Multi-Device-Support und Unternehmensfunktionen ausgerichtet. Eine Apple-Watch-Version hatte da offenbar keine Priorität. Uu gering der unmittelbare Nutzen, zu hoch der Entwicklungsaufwand für eine relativ kleine Nutzergruppe.
Gleichzeitig könnte auch Apples restriktives Ökosystem eine Rolle spielen. Die Integration von Drittanbieter-Diensten in watchOS ist eng reglementiert und Meta steht mit Apple seit Jahren im Spannungsverhältnis, vor allem wegen Datenschutz- und Trackingrichtlinien.
Komfortabel, aber mit angezogener Handbremse
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Immerhin gestaltet sich das Setup unkompliziert. Die Verbindung mit der iPhone-App erfolgt automatisch, ein umständlicher QR- oder Link-Code ist nicht nötig. Voraussetzung ist watchOS 10 oder höher, aktuell ist Version 26. Tester berichten von einer stabilen, wenn auch «eingeschränkten» Nutzererfahrung. Ein klarer Hinweis darauf, dass Meta den Funktionsumfang noch nicht vollständig freigeschaltet hat.
Wann die App offiziell verfügbar wird, bleibt unklar. Beobachter rechnen mit mehreren Monaten, bevor eine öffentliche Version im App Store landet.
Der Blick nach vorn
Auf Googles Wear-OS-Plattform ist WhatsApp bereits länger vertreten – ebenfalls nur in Kombination mit einem Smartphone. Doch mit der wachsenden Leistungsfähigkeit moderner Smartwatches wächst auch der Druck, echte Standalone-Lösungen zu liefern.
Die Frage bleibt, ob Meta bereit ist, diesen Schritt zu gehen – oder ob die Apple-Watch-Version nur ein symbolisches Zugeständnis an eine treue, aber lange vernachlässigte Nutzergruppe bleibt.
Denn am Ende zeigt dieser späte Schritt vor allem eines: Auch in einer Ära permanenter Vernetzung hat selbst die klügste Uhr ihre Grenzen, wenn die großen Plattformen sie ihr setzen.