Game-Pad statt Gewehr Armeen setzen auf eSports – Kein Thema für die Schweiz

Martin Abgottspon

10.12.2018

Die U.S Army will dank eSports wieder mehr Rekruten finden.
Die U.S Army will dank eSports wieder mehr Rekruten finden.
Bild: Getty Images

Genauso wie Unternehmen buhlen auch Armeen um die junge Gesellschaft. In den USA und Deutschland setzt man deshalb immer stärker auf Gaming und eSports. Das Schweizer Militär hat keine Pläne in diese Richtung.

Die Zahl der Jugendlichen, die der U.S. Army beitreten, sinkt seit Jahren. 2018 hat man nicht einmal mehr das Rekrutierungsziel erreicht. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat die amerikanische Armee vor Kurzem bekannt gegeben, eigene eSports-Teams auf die Beine zu stellen. Damit will man gezielt auf Bedürfnisse und Wünsche der Heranwachsenden eingehen und die Armee wieder attraktiver machen.



Doch der U.S. Army geht es nicht darum, kriegsähnliche Situationen – wie man sie etwa aus verschiedenen Ego-Shootern kennt – für Marketings-Zwecke zu missbrauchen. Vielmehr sollen die Teilnehmer lernen, ihre Perspektive zu verändern und die Fitness zu verbessern. Teil davon sei das Training der Hand-Augen-Koordination, Konzentrationsfähigkeit und Reaktionszeit. Aus diesem Grund formt die Armee auch eSports-Teams in Titeln, die mit Krieg wenig bis gar nichts am Hut haben. Beispiele dafür sind etwa «League of Legends» oder «Tekken 7».

Aus Sicht der U.S. Army ist das Programm hervorragend gestartet. Etliche talentierte Gamer hätten sich schon angemeldet, und der Rekrutierungsbeauftragte Christopher Jones ist der Überzeugung, dass die grössten Erfolge erst noch kommen. Nämlich dann, wenn seine Soldaten bei den grössten eSports-Turnieren der Welt – wie etwa der EVO – die U.S. Army vertreten und damit die Aufmerksamkeit bei anderen Jugendlichen noch weiter erhöhen.

Allen Kritikern zum Trotz

Eine ähnliche Strategie wie die US Army, wenn auch nicht ganz so ausgereift, verfolgt auch die deutsche Bundeswehr. Seit Jahren ist sie deshalb auch an der Gamescom anzutreffen. Dieses Jahr zierten ausserdem auch zahlreiche Werbeplakate das Messegelände mit gamerspezifischen Botschaften wie: «Mehr Open World geht nicht!»

Auch für die Bundeswehr scheint sich diese Strategie auszuzahlen, auch wenn sie wie die U.S. Army heftige Kritik von der Bevölkerung und den Medien einstecken muss. Zwei Beispiele aus den sozialen Medienkanälen: «Videospiele mit Krieg auf eine Stufe stellen. Wahnsinn.» Ein anderer Nutzer schreibt: «Krieg ist kein Spiel und eure Werbung suggeriert das absichtlich mit Floskeln, die in der Gaming-Welt gang und gäbe sind ... Schämt euch, das ist widerwärtig!»

«Werbung spielt in der Schweizer Armee keine Rolle»

Gemäss dem Schweizer Armee-Sprecher Stefan Hofer ist diese negative Haltung auch einer der Hauptgründe, warum man sich bei der Schweizer Armee keine Gedanken über eSports- oder Gamingaktivitäten macht. «Es würde von Bürgerinnen und Bürgern kaum akzeptiert werden, wenn die Armee mit Steuergeldern finanzierte Armee-E-Sportteams unterhalten würde», so sein Fazit in einem Interview mit «20 Minuten». Und: «Die US Army ist eine Berufsarmee, diese steht im Vergleich zur Schweiz in Konkurrenz mit anderen Arbeitgebern. Werbung spielt bei uns daher keine Rolle.»

Doch falls eSports einmal als offizielle Sportart anerkannt würde – was dann?

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