Spielen auf Rezept US-Ärzte verschreiben Gaming zur Behandlung von ADHS

dpa / mar

17.6.2020 - 10:48

Screenshot des auf Rezept erhältlichen Spiels «EndeavorRx», das von der US-Gesundheitsbehörde offiziell die Zulassung bekommen hat.
Screenshot des auf Rezept erhältlichen Spiels «EndeavorRx», das von der US-Gesundheitsbehörde offiziell die Zulassung bekommen hat.
Source: Akili

In den USA ist erstmals ein Computerspiel zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern zugelassen worden. Das Game «EndeavorRx» kann auf Rezept erworben werden.

«EndeavorRx» soll die kognitiven Fähigkeiten verbessern und könne weitere ADHS-Therapien und den Einsatz von Medikamenten ergänzen, berichtet die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA am Montag.. Das Spiel biete «eine nichtmedikamentöse Option zur Verbesserung der Symptome im Zusammenhang mit ADHS bei Kindern», so Jeffrey Shuren, Fachbereichsleiter der FDA. Es sei ein Beispiel für den wachsenden Bereich der digitalen Therapien. Diese sind für bestimmte Behandlungen wie Suchterkrankungen zugelassen und werden derzeit für eine Reihe anderer Krankheiten getestet.

Rasche Erfolge 

«EndeavorRx» ermöglicht Kindern die Steuerung von Zeichentrickfiguren, während sie auf einer Art schwebendem Brett stehen. «Wir sind stolz darauf, heute mit der Entscheidung der FDA Geschichte zu schreiben», sagte Eddie Martucci, der Chef des Start-ups Akili, welches das Spiel entwickelt hat.



Die Zulassung von «EndeavorRx» erfolgte nach Studien mit etwa 600 Kindern, bei denen ADHS diagnostiziert wurde. Laut dem Unternehmen ergaben die Tests, dass ein Drittel der Kinder nach vier Wochen Behandlung in mindestens einem Bereich kein messbares Aufmerksamkeitsdefizit mehr zeigte. Etwa die Hälfte der Eltern habe nach einem Monat eine bedeutende Veränderung der alltäglichen Beeinträchtigungen ihres Kindes wahrgenommen.

Wie sieht es in der Schweiz aus

Ob und wann das Spiel auch in der Schweiz zur Behandlung von ADHS eingesetzt wird, ist noch offen. Die Chancen dafür dürften aber gar nicht so schlecht stehen. Immerhin sind die Schweizer Ärzte gegenüber digitalen Therapienformen ziemlich offen, wie auch schon die Vergangenheit gezeigt hat.



Schon seit Jahren werden hier Patienten mit unterschiedlichen Krankheiten mit Games therapiert. Statt Ergo- und Physiotherapie kommen bei Patienten mit Zerebralparese beispielsweise computer- oder robotergestützte Therapien zum Einsatz. Das senkt die Kosten und macht ausserdem viel mehr Spass, sodass die Patienten öfter, länger und intensiver trainieren. Im Optimalfall analysieren die Spiele zudem die Interaktion des Spielers und justieren Schwierigkeitsgrad und Tempo selbstständig.

Einen ausführlichen Überblick über Spieletherapien findet man im Swisscom-Magazin-Artikel «Gamen auf Rezept».

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