Erste Anhörung Epic gegen Apple: Es könnte noch viele Verlierer geben

tsch / mar

25.8.2020

Ein Rechtsstreit zwischen den «Fortnite»-Machern und Apple beschäftigt inzwischen die ganze Gaming-Industrie. Eine erste Anhörung lässt nun aber zumindest andere Spiele-Entwickler vorerst aufatmen.

Mitte August hat Epic Games nicht nur einen Streit mit Apple und Google vom Zaun gebrochen – der «Fortnite»-Anbieter zettelte in einem waghalsigen PR-Stunt eine Revolution gegen die Tech-Giganten und ihre strengen App-Store-Regeln an.

Im Kern geht es darum, dass Apple und Google bei jeder Transaktion – sei es beim Erwerb von Spielen, Filmen, Musikalben oder eben auch In-App-Käufen – die Hand aufhalten und 30 Prozent Provision abgreifen, gleichzeitig aber alternative Zahlungsmethoden ausschliessen.

Epic Games wollte eine solche alternative Zahlungsmethode innerhalb der «Fortnite»-App etablieren – und hat dabei bewusst die Konfrontation gesucht. Das Ergebnis: Der populäre Battle-Royale-Shooter wurde aus den Stores verbannt, Epic konterte mit Häme in Videoform und einer vorbereiteten Klage gegen Apple.

Videokommentar: «Fortnite» vs. Apple und Google – Das müssen sie jetzt wissen

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Der Computerspiele-Entwickler Epic Games legt sich mit den Internet-Riesen an. Für Apple und Google könnte das jetzt richtig ungemütlich werden, denn die Kartellvorwürfe gegen das Monopol werden dadurch nur bestärkt. Martin Abgottspon kommentiert.

17.08.2020

Es geht längst nicht mehr nur um «Fortnite»

Daraufhin liess Apple die Muskeln spielen und drohte Epic – sofern der Entwickler nicht willens ist, die alternative Zahlungsweise aus der «Fortnite»-App zu entfernen – Ende August mit einem Rausschmiss aus dem Apple Developer Programm. Was harmlos klingt, könnte massive Folgen haben. Denn die von Epic zur Verfügung gestellte «Unreal Engine» ist eine der meistverbreiteten Grafik-Gerüste und findet in zahlreichen Titeln Verwendung.



Ohne Zugang zu Apples Entwicklerprogramm sei man nicht mehr in der Lage, Software für Apple-Plattformen zu entwickeln, schreibt Epic Games in einem Eilantrag, der eine einstweilige Verfügung gegen Apple erwirken sollte. Weiter heisst es darin: Das wäre eine «existenzielle Bedrohung» und «Katastrophe» für das Geschäft mit der Spiele-Engine, die von «mehreren Millionen» anderer Entwickler als Basis verwendet wird. Apple nutze diesen Umstand als Druckmittel und zur «Vergeltung».

Apple wiederum teilte gegenüber US-Medien indes mit: Epic Games habe «das Problem selbst geschaffen» und könne es ebenso «leicht» wieder ausräumen: durch ein Update, das den App-Store-Regeln entspreche. Man sei jedoch nicht gewillt, eine Ausnahme zu machen, um Epics «Geschäftsinteressen über die Regeln zu stellen, die unsere Kunden schützen».

Erste Anhörung zugunsten der Gaming-Industrie

Rückendeckung erhielt Epic währenddessen von Microsoft: In einem Gerichtsdokument weist das Unternehmen aus Redmond als erster grosser Spielehersteller auf die Probleme hin, die nach dem Support-Ende der «Unreal Engine» auf Entwickler zukommen könnten, und erklärte diese zu einer «unverzichtbaren Technologie», die auch im hauseigenen «Forza Street» zum Einsatz kommt. Ohne offiziellen Support unter iOS und macOS müsste Microsoft seine Kunden auf diesen Plattformen aufgeben. Ein Umstieg auf eine andere Plattform wäre schlicht zu teuer.



Dieses Argument von Microsoft war jetzt auch für die Richterin Yvonne Gonzalez Rogers bei einer ersten Anhörung Grund genug, Apple zu bremsen. Ziemlich schnell liess sie erkennen, dass sich der Streit der beiden Unternehmen nicht auch auf Dritte auswirken soll und Epics Entwicklungsumgebung «Unreal Engine» gemäss einer einstweiligen Verfügung nicht davon betroffen sein soll. Gut möglich, dass aber auch in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch längst nicht gesprochen ist.

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