Analogue PocketDieser futuristische Gameboy ist ein Traum für jeden Retro-Gamer
Von Domagoj Belancic
31.5.2022
Mit dem «Analogue Pocket» erstrahlen alte Gameboy-Games dank moderner Technik in neuem Glanz. Ich habe den kleinen Handheld auf Herz und Nieren getestet und mich durch meine Gameboy-Sammlung gespielt.
Von Domagoj Belancic
31.05.2022, 10:04
31.05.2022, 10:44
Domagoj Belancic
Ich liebe Retro-Games. Der gute alte Gameboy war in den neunziger Jahren mein stetiger Begleiter. Games wie «Super Mario Land», «Wario Land», und «Pokémon» habe ich gefühlt tausendmal durchgespielt. Auch mit den beiden Gameboy-Nachfolgern, dem Gameboy Color und dem Gameboy Advance, habe ich unzählige Stunden verbracht und über die Jahre eine ansehnliche Spielesammlung aufgebaut.
Diese Spielesammlung habe ich immer noch bei mir zu Hause rumliegen. Auch meine alten Gameboys habe ich nicht verkauft oder weggegeben – gespielt habe ich damit in den letzten Jahren aber nie. Zu umständlich und zu unbequem stelle ich mir die Inbetriebnahme der alten Gaming-Gadgets vor. Leere Batterien, kleine Displays und vor allem die fehlende Hintergrundbeleuchtung haben mich bisher davon abgehalten, eine nostalgische Reise in meine Gaming-Vergangenheit zu unternehmen.
Der «Analogue Pocket» schafft hier Abhilfe. Er ist wie gemacht für faule Retro-Liebhaber, die gerne wieder in die alten Pixel-Abenteuer eintauchen möchten, aber keine Lust auf die altbackene und umständliche Hardware von anno dazumal haben. Auf dem Gerät können praktisch alle Gameboy, Gameboy Color und Gameboy Advance Spiele auf moderner Hardware gespielt werden.
So schön kann Retro-Gaming sein
Das Highlight des «Analogue Pocket» ist definitiv der helle und unglaublich hoch aufgelöste Bildschirm. Der 3,5 Zoll grosse LCD-Screen hat eine Auflösung von 1600 mal 1440 Pixeln und damit eine weitaus höhere Pixeldichte als aktuelle Top-Smartphones. In der Praxis bedeutet das, dass einzelne Pixel mit blossem Auge selbst aus kleinster Entfernung nicht erkennbar sind.
Der Original-Gameboy von 1989 hatte übrigens eine Bildschirmdiagonale von 2,6 Zoll und eine Auflösung von gerade mal 160 mal 144 Pixeln. Die niedrig aufgelösten Pixel-Grafiken der Gameboy-Spiele sehen auf dem zehnmal höher aufgelösten «Analogue Pocket»-Screen wahnsinnig scharf aus – bisweilen sieht es aufgrund der hohen Pixeldichte so aus, als würde man auf einem Blatt Papier spielen.
Auch meine Gameboy Color und Gameboy Advance Spielekollektion macht auf dem hervorragenden Bildschirm ganz schön was her. Vor allem die farbenfrohen und grafisch etwas komplexeren Gameboy Advance Spiele profitieren von den kräftigen Farben und satten Schwarzwerten, die der kontrastreiche «Analogue»-Screen darstellen kann.
Einen Kritikpunkt zum Display muss ich aber trotzdem anbringen. Der Bildschirm kann zwar sehr hell, aber leider nicht allzu dunkel eingestellt werden. Wer, wie ich, gerne vor dem Einschlafen im Bett spielt, muss sich auf ein etwas zu helles und dadurch unangenehmes Late-Night-Spielerlebnis gefasst machen.
Neben Gameboy-Spielen schluckt der «Analogue Pocket» auch «Game Gear», «Neo Geo Pocket» sowie «Atary Lynx» Cartridges. Für diese Retro-Systeme sind aber separat erhältliche Cartridge-Adapter nötig, die ich für den Test nicht zur Verfügung hatte.
Das Spielen der alten Games funktioniert übrigens nicht via Software-Emulation, sondern durch spezielle «FPGA» (oder: Field-Programmable Gate Array) Chips, die im «Analogue Pocket» verbaut sind. Diese Chips imitieren die alten Handhelds auf einer Hardware-Ebene und gaukeln den Games vor, auf der Original-Hardware gespielt zu werden. Mit diesem Ansatz kann sichergestellt werden, dass alle Games genau so laufen, wie sie auf den ursprünglichen Geräten gelaufen wären.
Einen entscheidenden Unterschied gibt es aber: Im Gegensatz zur alten Retro-Hardware können alle Spiele auf dem «Analogue Pocket» mit der praktischen «Sleep & Wake»-Funktion jederzeit pausiert und temporär gespeichert werden. Dieses Standby-Feature erlaubt es, dass selbst Games mit begrenzten oder seltenen Speichermöglichkeiten in kleinen Häppchen genossen werden können.
Wer seine Retro-Spiele lieber in längeren Sessions auf einem grösseren Bildschirm spielen möchte, kann das Gerät mit einer separat erhältlichen Docking-Station auch via HDMI-Kabel auf einem Fernseher in 1080p-Auflösung geniessen. Da die Docking-Station bei mir leider noch nicht angekommen ist, konnte ich dieses Feature des Geräts aber noch nicht testen.
Spannende Zusatzfunktionen
Abseits der Gaming-Funktionen bietet der «Analogue Pocket» noch ein paar weitere Spielereien für besonders kreative Gamer.
Mit «Nanoloop» ist eine kleine Musik-App vorinstalliert, mit der elektronische Musik komponiert werden kann und das Gerät unterstützt die Anfänger-Game-Engine «GB Studio», mit der auf dem PC ganz einfach Gameboy-Spiele programmiert werden können. Die eigenen Game-Kreationen (und herunterladbare Games von anderen) können auf den «Analogue Pocket» importiert und darauf gespielt werden.
Das Unternehmen verspricht zudem die Betriebssoftware «Analogue OS» im Juli mit weiteren spannenden Features wie Screenshots, Gameplay-Trackern und einem ausführlichen Retro-Spielearchiv zu erweitern.
Der Hardware-Haken an der Sache
Da wären zum einen die schwammigen und unpräzisen Schultertasten, die vor allem bei Gameboy Advance Spielen zum Einsatz kommen. Im Gegensatz zu den vier Tasten auf der Vorderseite des Geräts, haben die Schultertasten einen merkwürdigen Druckpunkt und ich war mir in vielen Situationen nicht sicher, ob ich die Tasten schon gedrückt habe oder ob ich noch härter drücken muss.
Ebenfalls suboptimal gelöst sind die Lautstärketasten auf der linken Seite des Geräts. Sie sind ungünstig positioniert, viel zu klein und viel zu hart eingestellt. Unzählige Male habe ich statt den Lautstärketasten den Ein-/Ausschalter gedrückt oder die Lautstärke erhöht statt gesenkt. Ziemlich ärgerlich.
Fast noch ärgerlicher ist aber die Art und Weise, wie die Cartridges im Gerät sitzen. Vor allem die grösseren Gameboy-Cartridges können mühelos mit einem Finger aus dem viel zu grossen Cartridge-Slot entfernt werden. Bei meinen Tests habe ich während des Gamen eine Cartridge unabsichtlich mit dem Zeigefinger aus dem Slot entfernt. Zum Glück blieb es bei diesem einen unglücklichen Zwischenfall.
Preis und Verfügbarkeit
Trotz der kleinen Hardware-Probleme bin ich mit dem Gerät insgesamt sehr zufrieden. Noch nie war es so einfach und unumständlich, alte Handheld-Games zu spielen. Und noch nie haben die charmanten Pixel-Grafiken so schön und so scharf ausgesehen. Wer voll und ganz in die Retro-Gaming-Welt eintauchen und die Spiele möglichst authentisch erleben will, findet aktuell wohl kein besseres und hochwertigeres Gerät als den «Analogue Pocket».
Wer sich den futuristischen Gameboy jetzt selbst kaufen will, muss sich in Geduld üben. Das aktuelle Lieferdatum des Handhelds ist aktuell ganz grob auf 2023 datiert. Bestellt werden kann das Gerät direkt über die Homepage des Herstellers zu einem stolzen Preis von 220 Dollar.