Spielekritik Dieses Game ist für jeden glücklichen PS5-Besitzer ein Muss

Domagoj Belancic

7.6.2021

Reise ins Unbekannte: Die «Dimensionsrisse» transportieren den Spieler in mysteriöse Welten.
Reise ins Unbekannte: Die «Dimensionsrisse» transportieren den Spieler in mysteriöse Welten.
Sony

Nach zwei Games im «Spider-Man»-Universum, kehrt das Entwicklerstudio Insomniac Games zu ihren Playstation-Wurzeln zurück und liefert mit «Ratchet & Clank: Rift Apart» einen heissen Anwärter auf das beste und schönste Spiel des Jahres.

Domagoj Belancic

7.6.2021

Ganze acht Jahre ist das letzte komplett neue Abenteuer vom knuffigen Lombax Ratchet und seinem Roboter-Kumpel Clank schon her. Seitdem ist es in der Galaxie ziemlich ruhig – ja fast schon langweilig – geworden. Die beiden Superhelden haben keine Widersacher mehr und ruhen sich auf den Lorbeeren ihrer vergangenen Heldentaten aus.

Diese Langeweile endet aber abrupt, als der totgeglaubte Bösewicht und Ratchets Erzfeind Dr. Nefarious zurückkehrt und den «Dimensionator» stiehlt - eine Waffe mit der man zwischen Dimensionen hin- und herspringen kann. Der Schurke teleportiert das Heldenduo und sich prompt in eine düstere Dimension, in der er die Weltherrschaft an sich gerissen hat.

Wunderschöne, düstere neue Welt

Fortan müssen Ratchet und Clank in der neuen Dimension ums Überleben kämpfen und einen Ausweg aus dieser Welt zurück in ihre eigene finden. Dass die Stabilität aller existierenden Dimensionen auf der Kippe steht und sich überall sogenannte Dimensionsrisse öffnen, macht die Sache nicht leichter.

Auf ihrer Reise wird das Heldenduo unter anderem von Ratchets interdimensionalen Pendant unterstützt: Die lilafarbene Lombax-Dame Rivet kämpft seit Jahren gegen das grauenvolle Nefarious-Regime und schliesst sich dem Heldenduo im Verlauf des Games als spielbarer Charakter an.



Von der ersten Sekunde des Abenteuers mit Ratchet und Rivet war ich von der umwerfenden Grafik des Games beeindruckt. «Rift Apart» besticht durch extrem detaillierte Charaktermodelle (Ratchets Fell sieht zum Anfassen echt aus!), realistische Spiegelungen (dank Ray-Tracing Technologie) und einer Unmenge an Objekten und Effekten, die gleichzeitig in gestochen scharfer Auflösung und mit bis zu 60 Frames pro Sekunde dargestellt werden.

Erstaunlich dabei ist, dass «Rift Apart» fast gänzlich ohne Ladezeiten auskommt. Die Reisen zwischen den Planeten im Game werden durch minimale Zwischensequenzen maskiert und die plötzlichen Sprünge durch die Dimensionsrisse katapultieren die Helden augenblicklich in völlig neue Welten.

Trotz der technisch bemerkenswerten Umsetzung muss erwähnt werden, dass ich bei meinem Durchspielen mit einigen merkwürdigen Bugs zu kämpfen hatte. Von komischen Kameraaussetzern, über unbesiegbare Gegner bis hin zu Komplettabstürzen und grafischen Glitches war alles dabei. Immerhin haben die Entwickler zum Launch schon ein umfassendes Update versprochen, das viele Bugs eliminieren soll.

Bitte lächeln! Der integrierte Fotomodus bringt die grafischen Qualitäten in coolen Schnappschüssen besonders schön zur Geltung.
Bitte lächeln! Der integrierte Fotomodus bringt die grafischen Qualitäten in coolen Schnappschüssen besonders schön zur Geltung.
Sony

Waffenarsenal mit einem Twist

Auf Ratchets und Rivets Reise durch die düstere Dimension warten Tausende von Nefarious-Schergen nur darauf, ins Nirvana geballert zu werden. Dafür stehen dem Spieler in typischer «Ratchet & Clank»-Manier eine ganze Reihe an verrückten Waffen zur Auswahl, mit denen Gegner unter anderem pulverisiert, elektrisiert, eingefroren und herumgeschleudert werden können. Da ist garantiert für jeden Geschmack etwas dabei.

In «Rift Apart» gibt es bei der Handhabung der Waffen zudem einen besonderen Twist. Ähnlich wie im kürzlich erschienenen Shooter «Returnal», verhalten sich die Waffen anders, je nachdem wie stark die adaptiven Trigger des PS5 Controllers gedrückt werden.



Die «Salvenpistole» feuert beispielsweise bei halb gedrücktem Trigger nur einzelne präzise Schüsse ab. Bei voll gedrücktem Trigger werden gleich drei Schüsse nebeneinander abgefeuert und das Einschlagsgebiet der Kugeln wird so drastisch vergrössert.

Diese neue Art der Bedienung fühlt sich nicht nur frisch an, sondern bringt mit den zahlreichen Sekundärfunktionen der Waffen eine Prise Strategie in die chaotischen Schlachten.

Auch das Vibrationsfeedback wurde gründlich überarbeitet und für das präzise haptische Feedback des PS5-Controllers optimiert. Jeder abgefeuerte Schuss, jeder Treffer, ja sogar jeder Schritt von Ratchet und Rivet wird mit unglaublich präzisen Vibrationen durch den Controller in die Hände des Spielers transportiert. Auch nach zahlreichen Stunden mit dem Game bin ich immer noch vom haptischen Feedback begeistert und hoffe, dass in Zukunft noch mehr Entwickler davon Gebrauch machen werden.

Mit dem «Formschnitt-Sprinkler» werden Gegner in hilflose Hecken verwandelt, die dann in Ruhe weggeballert werden können. Praktisch!
Mit dem «Formschnitt-Sprinkler» werden Gegner in hilflose Hecken verwandelt, die dann in Ruhe weggeballert werden können. Praktisch!
Sony

Sammelmarathon mit coolen Moves

Wenn sich Ratchet und Rivet mal nicht durch riesige Gegnerhorden ballern, erkunden sie wunderschön designte Level, in denen es zahlreiche optionale Quests und sammelbare Gegenstände zu entdecken gibt. Letztere werden gebraucht um Rüstungen, Waffen und diverse passive Fähigkeiten freizuschalten und upzugraden.

Die gut versteckten Gegenstände können teilweise nur dank des neuen Movesets der Helden erreicht werden. Hier hat sich Entwickler Insomniac definitiv von ihren «Spider-Man»-Games inspirieren lassen. Der Spieler kann an Wänden entlang rennen, durch Dimensionsrisse springen, mit ultraschnellen «Hover-Stiefeln» über dem Boden schweben und mit dem «Phantom Dash» temporär verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen – auch im Kampf eine sehr nützliche Fähigkeit.



Zwar sind die Belohnungen für das Sammeln der Gegenstände oftmals sehr attraktiv, trotzdem kann die schiere Menge an Collectibles bisweilen etwas überwältigend und monoton wirken. Spannende Gameplay-Ausflüge, wie die sehr gelungenen Rätselpassagen mit dem Blechmann Clank, sorgen zwischen all dem Ballern und Sammeln zwar für ein bisschen Abwechslung, werden aber zu selten eingesetzt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Wer sich jedoch mit den old-schooligen Sammel- und Ballermarathons anfreunden kann, erlebt mit «Ratchet & Clank: Rift Apart» vielleicht eines der besten und sicher eines der schönsten Spiele dieses Jahres.