Neue Berufsbilder ESports erobert jetzt auch die Universitäten

Martin Abgottspon

17.10.2018

Ausverkaufte Hallen rufen nicht nur neue Unternehmen im eSports auf den Plan, sondern auch immer mehr Hochschulen.
Ausverkaufte Hallen rufen nicht nur neue Unternehmen im eSports auf den Plan, sondern auch immer mehr Hochschulen.
Bild: Getty Images

In den USA werden schon seit einigen Monaten Stipendien an eSportler vergeben. Jetzt zieht Europa nach. Der FIFA-Profi Marvin Hintz von Bayer 04 Leverkusen erhält als erster eSportler Deutschlands ein Stipendium. Und auch in der Schweiz beschäftigt das Thema.

Es ist ein wichtiges Zeichen für alle eSports-Athleten und die Branche an sich, das die IST-Hochschule für Management gesetzt hat: Marvin Hintz kommt als erster eSports-Profi in Deutschland in den Genuss eines Stipendiums. Der FIFA-Spieler von Bayer 04 Leverkusen wird im kommenden Jahr das Wahlpflichtmodul eSports besuchen. Für die Hochschule ein grosser Schritt, in welchem man aber auch viel Potenzial sieht: «Natürlich beobachten auch wir als Hochschule diesen Megatrend und vermitteln unseren Sportbusiness-Studenten die Bedeutung und die Funktionsweise des eSports», so der Sportbusinessexperte der Hochschule, Marcel Schumacher.

Hintz gehört seit längerer Zeit zur Weltelite in FIFA. Im Frühling dieses Jahres gelang ihm an den Global Series Playoffs mit einem zweiten Platz sein bisher grösster Erfolg, der ihm  16'000 Dollar einbrachte. Dass er sein Hobby zum Beruf machen konnte, ist für ihn natürlich ein Traum. Dennoch will er mit einem Studium jetzt schon für die Zeit nach seiner Profikarriere vorsorgen. Ein vernünftiger Entscheid, wenn man bedenkt, dass die Aktiv-Karriere bei eSportlern oft schon nach fünf bis zehn Jahren wieder vorbei ist.

FIFA-Profi Marvin Hintz studiert Sportbusiness-Management an der IST-Hochschule (hier mit dem Dekan Prof. Dr. Gerhard Nowak) 
FIFA-Profi Marvin Hintz studiert Sportbusiness-Management an der IST-Hochschule (hier mit dem Dekan Prof. Dr. Gerhard Nowak) 
Bild: Twitter

«eSports steht am Anfang einer Entwicklung»

Neben der IST-Hochschule kann man seit diesem Herbst auch an der Hochschule für angewandtes Management (FHAM) in München eSports Management studieren – dort sogar im Vollzeit-Studium. Nach einer fundierten Managementausbildung in den ersten Semestern vertieft man sich danach in eSports-relevanten Themengebieten, wo man auch spezifische Fallstudien untersucht und Arbeiten verfasst. «ESports steht am Anfang einer Entwicklung, die von Professionalisierung und wissenschaftlicher Evaluation gestaltet sein wird. Hier liegt die Zukunft des digitalen Sports: In einer neuen Generation gut ausgebildeter Gestalterinnen und Gestaltern im eSports», sagt der Präsident des eSports-Bunds Deuschland, Hans Jagnow.

Das Studium an der FHAM dauert insgesamt sieben Semester, wobei man 210 ECTS-Punkte sammelt. Die Ausbildung kann man im Vollzeit- oder Teilzeitmodell absolvieren und ausserdem auch berufsbegleitend im Fernstudium. Studenten streben in erster Linie einen Job bei einer professionellen eSports-Organisation oder einem Team an. Aber auch Jobs bei Event- und Marketingagenturen oder Unternehmen in der Unterhaltungsbranche zählen zu den Berufsperspektiven.

Erste Gedanken auch in der Schweiz

In der Schweiz sucht man einen ähnlichen Studiengang bislang vergeblich. Aber das Thema eSports ist auch hierzulande auf dem Radar, wie auch Christian Lang, Studienleiter CAS Sportmanagement an der Universität St. Gallen, versichert. «ESports ist bei uns bereits ein Bestandteil der Sportmanagement-Weiterbildung. Wir arbeiten dort wie auch schon in anderen Bereichen eng mit Schalke 04 zusammen, die in Deutschland zu den führenden Vereinen auf dem Gebiet zählen.» Während eines halben Tages erhalten die Teilnehmer so Einblicke in die Abläufe und Entwicklungen in der Welt des eSports.

Im Vergleich mit anderen Hochschulen Europas – wie beispielsweise auch in Skandinavien – ist diese Integration von eSports eher noch bescheiden. Christian Lang schliesst aber nicht aus, dass man in Zukunft weitere eSports-spezifische Weiterbildungen an der Universität St. Gallen anbieten könnte. «Wir haben uns auch schon über Kurzseminare Gedanken gemacht. Gerade jetzt, wo immer mehr Unternehmen in das Geschäftsfeld einsteigen, könnten wir damit auch bei den Unsicherheiten helfen, die vielerorts noch bestehen.»

Einen Crash-Kurs von vier Tagen könnte es also schon ziemlich bald geben. Ein Vollzeitstudium hingegen wohl eher nicht in naher Zukunft. Wobei Lang auch das nicht ausschliesst: «Ich finde es äusserst lobenswert, dass es in Deutschland jetzt einen solchen Master-Studiengang gibt. Ich denke definitiv, dass eSports ein Thema für die Zukunft ist und nicht bloss ein Hype.»

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